„Sogar die Konkurrenten sind nett“

Heusweiler · Den Handel in seiner ursprünglichen Form kann man bei einem Markttag erleben. Den größten Wochenmarkt im Köllertal gibt es donnerstags auf dem Heusweiler Marktplatz. Obwohl auch hier die Gewinne rückläufig sind, so zeigen sich die Markthändler doch sehr zufrieden und geben ein Beispiel, wie ein schöner Markt den stationären Handel bereichern kann.

Holger Barbian ist Obst- und Gemüsehändler aus Fraulautern, nennt sich "Paul" - "so wie Heino Heino heißt" - und verkauft seine Ware seit drei Jahren donnerstags in Heusweiler . Als sich ein langjähriger Obsthändler zur Ruhe setzte, sprang Barbian im wahren Wortsinn in die Heusweiler Marktlücke. Der wortwitzige Unternehmer findet den Standort gut - schönes Sortiment, typische Marktatmosphäre auf einem geschlossenen Platz, viele Leute, "sogar die Konkurrenten sind hier nett", schmunzelt der Saarlouiser.

30 bis 35 Händler kann Marktmeister Josef Kessler von der Heusweiler Verwaltung an einem durchschnittlichen Donnerstag begrüßen. Damit zählt der Heusweiler Wochenmarkt zu den größten und vielfältigsten im mittleren Saarland. Zwar klagen etliche Händler über sinkende Kundenzahlen - "die Alten werden weniger, die Jungen kommen nicht mehr" und zurückgehende Gewinne, weil die steigenden Kosten nicht auf die Preise umzulegen seien. Andererseits ist mobiler Handel überall dort Erfolg versprechend, wo stationäre Geschäfte aufgeben und die Bevölkerung immer weniger Einkaufsmöglichkeiten hat. "Man trifft hier immer Leute, und die Ware ist besser als beim Discounter", fasst Stefan Saternus aus Heusweiler zusammen, was den Besuch ausmacht.

Die meisten Markthändler sind schon "ewig" dabei, meist sind bereits ihre Vorfahren über die Dörfer gezogen. Martin Presser aus Illingen ist in dritter Generation Geflügelhof-Betreiber und Eigenvermarkter. Seit mehr als 30 Jahren ist er mit Fleisch und Eiern sowie Feinkost-Spezialitäten unterwegs, die man nicht überall bekommt. Heusweiler ist für ihn einer von mehreren Standorten - hier habe er aber "ein Heimspiel", sagt er lachend.

Elke Scherer aus Wehrden, die französische Backwaren anbietet, hält auch große Stücke auf Heusweiler , denn in einer ländlichen Gegend wie hier seien die Leute besonders umgänglich und nett. Für ihr Sauerteigbrot, den Frankfurter Kranz oder den Apfelkuchen - "mit handgeschälten Äpfeln" - kämen die Kunden von weiter her. "90 Prozent der Kunden kenne ich mit Namen, ich bin für sie so eine Art Tante-Emma-Laden", freut sich Elke Scherer über den hohen Anteil von Stammkäufern.

Auch Fischhändler Cacan Cakmak, dessen Unternehmen seinen Hauptsitz in Heusweiler hat, ist mit dem Marktgeschäft in der "Heimat" zufrieden. Er ist für die meisten Kunden "der" Fischhändler. 19 Märkte fährt er an, so dass es sich für ihn lohnt, drei Mal wöchentlich frische Ware direkt von der Küste zu beziehen, ohne Zwischenhandel.

"Ein guter Standort" ist Heusweiler auch für den Stahl- und Haushaltswarenhändler Armin Mohn aus Luisenthal. Der Mann hat Vergleichsmöglichkeiten, denn außer drei Wochenmärkten beschickt er 150 weitere Veranstaltungen.

Wichtig ist den Markthändlern, dass die Kunden möglichst nah mit den Autos heran kommen können. Durch den Bau der Saarbahn hat sich das in Heusweiler etwas verschlechtert, im Gegensatz zum Einkaufszentrum am alten Bahnhof mit dem Vorteil der freien Anfahrt. So wünschten sich nicht nur Jürgen Zinzmeister aus Quierschied (Textilien) und Brigitte Pauly aus Saarwellingen (Strümpfe), dass die Gemeinde bei ihren Verkehrsplanungen die Belange der Branche nicht aus den Augen verlieren möge.

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