Sexuellem Missbrauch vorbeugen

Holz · Saar-Bildungsminister Ulrich Commerçon und Heusweilers Bürgermeister Thomas Redelberger machten sich in Holz ein Bild von der Aktion „Echt klasse“. Dabei geht es um Prävention vor sexuellem Missbrauch.

In zwölf Grundschulen zwischen Bübingen und Merzig hat die Wanderausstellung "Echt klasse" schon Station gemacht. 1800 Kinder, 130 Lehrer und Hunderte von Eltern haben sie gesehen.

An der Erich-Kästner-Schule in Holz machten sich jetzt Bildungsminister Ulrich Commerçon und Heusweilers Bürgermeister Thomas Redelberger ein Bild von der Aktion.

Bei "Echt klasse" geht es um vorbeugenden Schutz gegen sexuelle Missbrauch. Das Kieler Institut Petze hat die Ausstellung konzipiert. Die Beratungsstelle Nele sorgt für die Verbreitung im Saarland. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer ist Schirmherrin.

Die Präsentation ist handlungsorientiert. An rund zehn Stationen lernen die Kinder, dass ihr Körper ihnen gehört, dass sie ein Recht über ihn haben. Sie lernen, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen.

Kinder müssen sich weder den Klaps auf den Po gefallen lassen noch den Kuss auf die Backe. Selbst wenn keine böse Absicht dahinter steckt. "Wenn das Kind es nicht will, ist es eine Grenzverletzung", erläuterte Margit Leist von der Beratungsstelle Nele.

Bei der Ausstellungsbegehung mit Minster und Bürgermeister zeigten die Schulkinder, wie Neinsagen mit Kopf und Füßen funktioniert. Welche Empfinungen man hat, wenn man durch Kisten mit spitzen Steinen oder Wolle watet und wie es sich anfühlt, wenn man mit der Hand über Stoffe streicht.

Allerlei Aufgaben zu lösen

Minister Commerçon und Bürgermeister Redelberger schauten durch Gucklöcher und beurteilten, ob gute oder schlechte Situationen zu sehen waren. Sie überlegten mit den Kindern, was man macht, wenn man in eine missliche Situation gerät, wen man beispielsweise um Hilfe bittet, wenn man den Haustürschlüssel vergessen hat. Die prominenten Besucher mussten Fragen beantworten und allerlei Aufgaben lösen.

Während der Bürgermeister über sein erstes Glückserlebnis - "eine Schwarzwälder Torte oder ein Fahrrad?" - nachdachte, legten die Kinder dem Minister einen roten Königsmantel um und baten ihn auf einen goldenen Thron. Der Applaus der Menge kam beim Platznehmen automatisch aus dem Off, denn diese Übung dient der Steigerung des Selbstwertgefühls.

Weniger gut fühlte sich der Sorgenmantel an, der eins weiter am Haken hing. Bleischwer lag er den Ausstellungs-Testern auf den Schultern. Waltraud Jäger, Vorsitzende des Vereins Nele, zog eine erste Zwischenbillanz. "Wir sind auf dem richtigen Weg, die Ausstellung bringt alle, die mit ihr befasst sind, ein Stückchen weiter", erklärte sie. Für Nele sei das Projekt ein großes Abenteuer und ein Wechsel im Ansatz.

Vorher sei man in Schulen gegangen, wenn ein Vorfall von sexuellem Mißbrauch bekannt wurde. Bei "Echt klasse" dagegen gehe es um Aufklärung und Vorsorge, sagte Jäger.

Damit noch viele Grundschulen im Saarland - insgesamt gibt es 160 - von dem Projekt profitieren können, brachte Bildungsminster Commerçon einen Scheck über 4000 Euro für Nele mit.

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