Auftakt zu den 800-Jahr-Feiern Ritter, Gaukler, „tanzende Weyber“
Eiweiler · Mittelalter-Freunde trafen sich am Wochenende vor der Großwaldhalle in Eiweiler.
„Huld, huld. Jubel, jubel. Handgeklapper!“: So sollten die Besucher die Attraktionen beim Eiweiler Mittelaltermarkt würdigen, forderte der gestrenge Marktvogt Rainer Trappmann aus Kutzhof bei der Eröffnung des Spektakels. „Wir haben gerade gehört, wie kläglich euer Jubel ausgefallen ist“, kritisierte der edle Herr, als die bunte Schar der Mittelalterfreunde gemeinsam mit Volker Leinenbach, dem Vertreter des Heusweiler Magistrats, und dem Eiweiler Dorfältesten, Schultheiß Richard Wachall, durch das Spalier der Besucher einmarschierte.
Doch der Marktvogt, der den Besuchern die Marktregeln beibrachte, hatte eine Erklärung für den anfangs spärlichen Beifall: „800 Jahre sind vergangen, und ihr habt es wahrscheinlich verlernt zu jubilieren!“ Zwei Tage lang stand am Wochenende das Mittelalter im Blickpunkt der Eiweiler 800-Jahr-Feier. „Allerley gewandet Volk“ führte die Festbesucher auf dem Lagerplatz vor der Großwaldhalle zurück in das 13. Jahrhundert, die Zeit der ersturkundlichen Erwähnung des Dörfchens. Geboten wurde ein Programm mit Rittern und deren Schaukämpfen, mit Gauklern, Händlern, Handwerkern, „tanzenden Weybern“, einer Wahrsagerin und Musikanten.
Sabine Steier aus Überherrn verwandelte mit ihrem Team die kleinen Festbesucher in Elfen oder Zombies. „Nicht nur Mädchen lassen sich bei uns schminken, sondern auch Jungs“, schilderte sie dem erstaunten Reporter. Während sich die kleinen Mädels am liebsten Traumaugen aufmalen ließen, wählten die Buben bevorzugt Motive wie Spiderman oder den bissigen Troll. „Aber alle immer mit Glitzer!“, betonte Sabine Steier.
Die Tanzweyber Rebekka und Sandra aus Trier erfreuten die Besucher mit ihren Vorführungen. Musikalisch begleitet vom Dudelsackbläser Nico oder der Bardin Elody zeigten die beiden Damen improvisierte orientalische Tänze. „Es ist eine Art Tribal Dance, verbunden mit indischer Folklore“, sagte Sandra. Und Rebekka ergänzte: „Wir haben keine feste Choreografie, die vordere Tänzerin gibt die Bewegung vor, die hintere macht sie nach.“
Ziemlich gruselig war es beim Medicus Christoph Kamp aus Nordrhein-Westfalen. Mit seinem Team des „Hospitiums Sancti Benedicti“ präsentierte er die „Chirurgia Magna“, die große Chirurgie des Mittelalters. Und Kamp erzählte hochspannende Geschichten darüber, wie sich Kranke, Verletzte oder Verwundete im Mittelalter ärztlich behandeln ließen. Auch führte er die gruseligen Instrumente vor, mit denen amputiert, operiert und narkotisiert wurde. Die Händler präsentierten derweil einen bunten Mix ungewöhnlicher Waren. Thomas Grimm aus Winterbach hatte „Hunsrücker Seife“ mitgebracht: Seife aus Buttermilch und Ingwer, aus Zimt und Vanille oder aus Sojamilch und Zitrone beispielsweise. Jackie Fischer aus Masterhausen bot Vogelpfeifen an, mit denen man täuschend echt die heimische Vogelwelt imitieren konnte. Ursula Christmann aus Schwanheim hatte Holzschwerter, Äxte, Ritterhelme und Schilde im Angebot. Andere hatten Messer, Trinkpokale, Taschen, Kopfbedeckungen, Schmuck, Armreifen, Gewürze, Salben gegen Kreuzweh, Balsam gegen juckende Haut und vieles mehr mitgebracht.
Christel Georg aus Holz war begeistert: „Ich liebe solche Mittelaltermärkte und gehe sehr gerne dorthin.“ Auch Albrecht Klein aus Eppelborn, der mit Enkelin Sandra den Markt besucht hatte, schwärmte: „Da fühlt man sich in eine andere Zeit zurückversetzt.“ Und die kleine Sandra, die sich im Armbrustschießen (mit einer Kinderarmbrust aus leichtem Holz) versuchte, gestand: „Das Zielen ist ganz schön schwer.“
Große Begeisterung herrschte am späten Abend, als die Gruppe Sidera Fire aus Überherrn den Nachthimmel mit einer Feuerschau erleuchtete. Während die erwachsenen Gruppenmitglieder mit Fackeln und Feuerrädern spielten und Feuer spuckten, wurden sie von Kindern mit LED-Lichtern unterstützt. „Das war vom Feinsten und sehr imponierend“, bilanzierte Schultheiß Richard Wachall, der Eiweiler Ortsvorsteher.