Pulverdampf und Taschenuhren

Heusweiler. "Halt! Keine Waffen am Pokertisch! Oder zumindest keine geladenen!" Wir befinden uns nicht etwa in einem Saloon in Nevada, sondern im Schützenhaus St. Hubertus in Heusweiler. Dort roch es zum siebten Mal nach "Gunsmoke", zu deutsch "Pulverdampf"

 Beim siebten Gunsmoke-Festival auch im Programm: die Pokerrunde im Schützenhaus des Schützenvereins. Foto: Avenia

Beim siebten Gunsmoke-Festival auch im Programm: die Pokerrunde im Schützenhaus des Schützenvereins. Foto: Avenia

Heusweiler. "Halt! Keine Waffen am Pokertisch! Oder zumindest keine geladenen!" Wir befinden uns nicht etwa in einem Saloon in Nevada, sondern im Schützenhaus St. Hubertus in Heusweiler. Dort roch es zum siebten Mal nach "Gunsmoke", zu deutsch "Pulverdampf". Bei dieser Veranstaltung verwandelt sich das Schützenhaus für ein Wochenende in den Wilden Westen, inklusive einem speziellen Schießstand für das Westernschießen, Chili con Carne, einem Tanzabend mit Countrymusik und einer beliebten Pokerrunde. "Und beim Kartenspielen sind nach altem Brauch die Waffen nicht gerne gesehen", sagt Rudolf Schlang halb ernst, halb scherzhaft. Er organisiert das Ereignis mit und hat sich, wie viele seiner Kameraden, in ein historisches Westernkostüm geworfen. "Die historischen Klamotten sind beim Westernschießen in mehreren Disziplinen Vorschrift", erklärt der Mann mit dem Cowboyschnurrbart und der Nickelbrille. Nur zwei Schießstände für diese ungewöhnliche Sportart gibt es im Saarland. "Der spezielle Umbau hat uns viel Zeit und Geld gekostet, aber die gelungenen Veranstaltungen sind es uns wert." In der Tat zieht Gunsmoke jede Menge Besucher an, weit über die Grenzen des Saarlands hinaus. "Ich bin schon zum sechsten Mal hier, und es hat sich noch jedes Jahr gelohnt", erklärt Pascal Breijer, der aus dem niederländischen Stein angereist ist. "Und damit meine ich nicht nur das deutsche Bier", sagt er und hebt lachend das Glas: "Nach dem Schießen haben wir Durst!" Und vorher bekommen die Schützen auch keinen Alkohol. "Eine der zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen beim Westernschießen", so Schlang. Sicherheit stehe an erster Stelle, nirgends seien die Vorschriften für das Westernschießen so hart wie in Deutschland: Während des Schießens müssen stets Gehör- und Sichtschutz getragen werden, die Waffen werden an besonderen Ständen vor und nach dem Schießen kontrolliert, immer ist ein Sicherheitsbeauftragter, ein so genannter Range Officer, mit dabei. Und wer sich bei der Sicherheit Fehler erlaubt, wird sofort vom Wettbewerb ausgeschlossen. "Aber das kommt kaum vor", berichtet Rudolf Schlang. "Mehr als in anderen Schießdisziplinen steht bei uns der Spaß im Vordergrund." So freuen sich einige Schützen sichtlich über den Geruch fauler Eier beim Schießen: "Echtes Schwarzpulver! Wie früher!" Der gesamte Wettbewerb hat etwas vom Wilden Westen: Es wird, wie bereits erwähnt, meist mit historischer Kleidung und Accessoires wie einer klassischen Taschenuhr ausgestattet, geschossen. Die Waffen sind ebenfalls Nachbauten alter Klassiker. Der Range Officer erklärt dem Schützen zunächst, in welcher Reihenfolge die Ziele "erlegt" werden müssen - der Schütze muss sich das einprägen. Und beim Schießen auf die Zielscheiben hört man das aus den Westernfilmen bekannte Geräusch von Blei auf Blech. Auch auf dem traditionellen Schießstand wird geschossen, liegend mit dem Gewehr und auf Bärensilhouetten. 100 Schützen, darunter viele Frauen, waren beim siebten Gunsmoke dabei.

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