Mit dem Tod an die Lebenden denken

Holz · Der Sterbeverein Holz ist nicht tot zu kriegen: Die „Hinterbliebenen-Versicherung“ in Form eines Vereins überstand zwei Weltkriege, eine Inflation und sechs Währungs-Wechsel. Jetzt wird der Verein, der 1033 Mitglieder hat, 140 Jahre alt. Am Freitag ist Mitgliederversammlung. Wir werfen einen Blick in die Vereinsgeschichte.

 Walter Jung beim Blättern in der Chronik. Auf dem kleinen Foto in seiner linken Hand ist Albrecht Scheidhauer zu sehen. Foto: dg

Walter Jung beim Blättern in der Chronik. Auf dem kleinen Foto in seiner linken Hand ist Albrecht Scheidhauer zu sehen. Foto: dg

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Der Sterbe- und Unterstützungsverein Holz feiert in diesem Jahr sein 140-jähriges Bestehen und ist damit einer der ältesten noch aktiven Vereine des Köllertales. Am 13. Juni 1875 wurde er auf Initiative von Johann Scheidhauer, Johannes Münz und Peter Peter als Bergmann-Sterbeverein gegründet. Die drei Vereinsgründer wurden auch zum Vorsitzenden, Schriftführer und Kassenwart gewählt. Ort der Vereinsgründung war das Gasthaus Welde. In den Folgejahren hielt der Sterbeverein seine Versammlungen aber auch in anderen Gaststätten ab, so in den Wirtshäusern Krämer, Büch, Groß, Diehl und Padrock oder im Gasthaus Baltes-Rieger. Bis auf das Gasthaus Welde existiert heute keines mehr davon.

Vereinszweck war die Unterstützung der Hinterbliebenen verstorbener Bergleute. In der ersten Vereinssatzung aus dem Jahr 1905 wurden strenge - und damals durchaus übliche - Regularien festgelegt. So war etwa der sonntägliche Kirchgang vorgeschrieben. Auch bei Vereinsfesten, Umzügen und Begräbnissen nahmen die Vereinsmitglieder teil. Und zwar in Frack und Zylinder oder in bergmännischer Tracht mit Vereinsabzeichen und eigener Fahne. Wer ohne Vereinsabzeichen erschien, musste eine Strafe von 20 Pfennigen zahlen. Als 1925 das 50-jährige Bestehen gefeiert wurde, da wurden auch die noch lebenden Vereinsgründer mit Geschenken ausgezeichnet.

Ein Jahr später taufte sich der Verein in Sterbeverein Holz um und unterstützte nicht mehr nur die Bergmannsfamilien. Das 100-jährige Bestehen wurde am 16. März 1975 im Gasthaus Groß im Rahmen einer Generalversammlung gewürdigt. In den Kassenbüchern - der einzigen existierenden Vereinschronik - steht darüber: "Der Gründungsmoment soll durch Bekanntmachung in der Presse gewürdigt werden. In der Generalversammlung soll auch ausführlich darüber gesprochen werden."

Der Sterbeverein Holz überstand zwei Weltkriege und eine Inflation . Bis 1922 wurde das Sterbegeld in Reichsmark, dann in Franken, ab 1935 wieder in Reichsmark, nach dem 2. Weltkrieg zunächst in französischen Francs, danach wieder in Franken, D-Mark und schließlich in Euro ausgezahlt. Bis 1975 stieg die Mitgliederzahl rasant an: Von 627 Mitgliedern im Jahr 1938 über 696 Mitglieder im Jahre 1952 bis zum Mitgliederhöchststand von 1486 im Jahre 1975. Heute hat der Verein 1033 Mitglieder und zahlt ein Sterbegeld von 1100 Euro aus.

Eine der prägendsten Personen der Vereinsgeschichte war Albrecht Scheidhauer, der den Verein fast ein halbes Jahrhundert lang geführt hat. Seit 16 Jahren ist Walter Jung Vorsitzender. Er wird sich bei der Generalversammlung am 27. Februar erneut einer Wiederwahl stellen.

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Auf einen BlickGeneralversammlung am 27. Februar, 19 Uhr, mit Vorstandswahl im Gasthaus Welde. Auf der Tagesordnung stehen neben der Wahl auch die Berichte des Vorstandes, der Rechnungs- und Jahresabschluss 2014, die Abwicklung der Vermögensanlagen und die Genehmigung des Jahresabschlusses. dgWeitere Informationen erteilt Walter Jung, Telefon (0 68 06) 8 24 84.

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