Milch machen ist ungeheuer teuer

Obersalbach-Kurhof. Im Regionalverband Saarbrücken gibt es noch zehn milcherzeugende Betriebe, davon neun in Obersalbach-Kurhof

Obersalbach-Kurhof. Im Regionalverband Saarbrücken gibt es noch zehn milcherzeugende Betriebe, davon neun in Obersalbach-Kurhof. Der Milchboykott im Frühjahr, mit dem Bauern bundesweit höhere Erzeugerpreise für ihre Rohmilch durchgesetzt haben, hat auch für Zwiespalt gesorgt - zwischen den Landwirten, die Milch aus Protest vernichtet hatten und den Bauern, die das aus Respekt dem Lebensmittel gegenüber nicht verantworten wollten. "Es gibt Stimmen, die im Zusammenhang mit dem Boykott von einem ähnlichen Gefühl wie bei der Saarabstimmung reden. Damals ging ein Riss durch Familien und heute durch einen ganzen Berufsstand. Ich finde das furchtbar", schilderte gestern Gerhard Lauer, Referent des Saarländischen Bauernverbandes (Foto: Verband). Inzwischen liegt der Milchboykott einige Monate zurück. Mit dem damals ausgehandelten Preis, etwa 35 Cent pro Liter, konnten die Landwirte leben. "Aber jetzt soll der Milchpreis wieder fallen. Wie tief, kann man noch nicht sagen", berichtet Ernst Schäfer in Obersalbach-Kurhof. Schäfer ist selbst Milcherzeuger und seit kurzer Zeit Vorsitzender des örtlichen Bauernvereins. Der Vorstands-Wechsel im Verein, so wird es im Umfeld berichtet, hat ebenfalls mit unterschiedlichen Auffassungen über besagten Milchboykott zu tun. Die Kosten liefen inzwischen den Erzeugern davon. Schäfer nennt Beispiele: "100 Kilo Stickstoffdünger haben voriges Jahr rund 19 Euro gekostet. Jetzt soll ich für die gleiche Menge zwischen 41 und 42 Euro zahlen." Bei Phosphat sei die Situation ähnlich: Zwischen Januar und heute sei der Preis dieses Düngers von 35 auf 85 Euro gestiegen. Hinzu kommen die zwar gefallenen, aber immer noch hohen Treibstoffpreise, horrende Kosten für landwirtschaftliche Geräte und ihre Unterhaltung sowie weitere Faktoren. Mit einem wieder fallenden Literpreis könne kein Milchbetrieb vernünftig wirtschaften, argumentiert Schäfer. Zumal jetzt die EU plane, die Milchquote zu erhöhen. Der Begriff "Milchquote" bedeutet, dass bisher Landwirte, die über das ihnen zugeschriebene Kontingent hinaus Milch geliefert hatten, einen Preisabzug hinnehmen mussten, erläutert Schäfer und sagt: "Wenn Über-Lieferungen nicht mehr bestraft werden, befürchten wir einen ruinösen Wettbewerb." Der Bund Deutscher Milcherzeuger (BDM), dem Schäfer angehört, vertrete deshalb die Auffassung, dass die Milchquote keinesfalls erhöht werden dürfe, sondern: "Wir müssen die Milchmenge begrenzen." Eine Auffassung des BDM, die, wie beim Boykott, nicht von allen seinen Berufskollegen geteilt wird. Referent Lauer vom Bauernverband macht sich eher für die Gegenposition stark, er sagt: "Die Quote muss fallen. Wir haben sowieso schon zu viele Regulierungs-Behörden." Lauer nennt den Begriff "Milchfonds", also eine Art Subvention, mit der die Bundesregierung beziehungsweise die EU den Milcherzeugern auch bei stärkerem Kostendruck infolge höherer Liefermengen noch einen finanziellen Ausgleich bieten könne. Der Streit wird aber weder im schönen Obersalbach-Kurhof noch beim Bauernverband in Saarbrücken entschieden, sondern bei den aktuellen Verhandlungen der EU-Agrarminister in Brüssel. Könnte es sein, dass bei dem ganzen Zwist um die Milch eines Tages gar keine Kühe mehr im Köllertal das Landschaftsbild beleben? Gerhard Lauer: "Das glaube ich nicht. Im Köllertal ist das natürliche Grünland vorhanden, und es kann am besten von Milchkühen genutzt und erhalten werden."

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