Leere Hallen, wo einst der Stahlbau boomte

Eiweiler. Begonnen hatte die Stahlbaufirma Zapp als kleiner Handwerksbetrieb. Der Schlosser Jakob Zapp eröffnete 1932 im Alter von 25 Jahren in der Eiweiler Reisbachstraße neben dem Elternhaus eine kleine Schlosserei mit Schmiede und Reparaturwerkstätte für landwirtschaftliche Maschinen. Damals beschäftigte er drei Mitarbeiter

 1963 schlossen sich die Pforten der Eiweiler Stahlbaufirma Zapp für immer, die Hallen stehen seither leer. Foto: khj

1963 schlossen sich die Pforten der Eiweiler Stahlbaufirma Zapp für immer, die Hallen stehen seither leer. Foto: khj

Eiweiler. Begonnen hatte die Stahlbaufirma Zapp als kleiner Handwerksbetrieb. Der Schlosser Jakob Zapp eröffnete 1932 im Alter von 25 Jahren in der Eiweiler Reisbachstraße neben dem Elternhaus eine kleine Schlosserei mit Schmiede und Reparaturwerkstätte für landwirtschaftliche Maschinen. Damals beschäftigte er drei Mitarbeiter. 1938 erhielt der kleine Handwerksbetrieb verschiedene Aufträge im Zusammenhang mit dem Bau des Westwalls und vergrößerte die Schlosserei. Weitere Kunden wurden die Saargruben, die Reichsbahn, die Bouser Mannesmann Röhrenwerke sowie die Hütten. In der Reisbachstraße wurden zwei Montagehallen erbaut sowie neue Gebäude für Schmiede, Magazin und Material. Davor befand sich eine Freifläche für Montagen. Ebenso wurde ein Büro mit Zeichensaal für Konstruktionsarbeiten eingerichtet. Um 1940 war das Unternehmen schon auf rund 100 Mitarbeiter angewachsen. Im Krieg erhielt die Firma größere Aufträge von der Reichsbahn. Dafür wurden hinter dem Bahnhof Eiweiler 1942 zwei große neue Stahlhallen mit Gleisanschluss errichtet. Dort wurden auch 30 bis 40 Frauen und einige spanische Fremdarbeiter als Stahlbau-Hilfskräfte beschäftigt. Bereits 1941 hatte die Firma Zapp auch ein Zweigbüro in La Rochelle an der französischen Atlantikküste eröffnet, das Aufträge der "Organisation Todt" am Atlantikwall abwickelte. Leiter dieses Büros war Jakobs Bruder Philipp Zapp. Mit der Eiweiler Belegschaft sowie den zahlreich neu eingestellten Arbeitern in Frankreich beschäftigte man damals fast 1000 Mitarbeiter. Kurz vor dem Einmarsch der Alliierten wurde das Zweigbüro aufgelöstNach dem Krieg, den die Gebäude in Eiweiler unbeschadet überstanden hatten, stellte man schon ab April 1945 zunächst Pflüge, Eggen, Sägen und eiserne Hühnerställe her. Doch es gab auch für den Wiederaufbau viel zu tun. So spezialisierte sich die Firma auf die Herstellung eiserner Fenster, Stahlzargen für Türen und große Hallentore. Dazu gab es einen Werkzeugbau, mit dem eigene Maschinen gebaut wurden, um die nötigen Sonderprofile herzustellen. Die Frau von Jakob Zapp sprach fließend französisch, was den Zugang zum französischen Markt eröffnete. Bis hin nach Paris lieferte Zapp seine Erzeugnisse für Großbauten und montierte sie auch. Zudem war man oft Zulieferer für die große renommierte Stahlbaufirma Seibert. Anfang der fünfziger Jahre beschäftigte das Unternehmen Zapp wieder um die 300 Mitarbeiter, davon alleine 15 Konstrukteure im Büro. Als neues Produkt wurden nun auch Stahlgittermasten für Hochspannungsleitungen gefertigt und montiert. Dazu wurde in der Reisbachstraße eine weitere Halle eingerichtet. Die Hallen am Bahnhof hatte man zwischenzeitlich der Firma Geißler (später Glunz, heute Laminatepark) für deren neue Spanplattenfertigung verkauft. Lediglich die Materialanlieferung erfolgte noch am Bahnhof. Nach der Rückgliederung des Saarlandes 1959 kam die Firma Zapp mehr und mehr in Schwierigkeiten. Der ehemals große französische Markt entfiel nach und nach. Andererseits gab es nun bundesdeutsche Konkurrenz mit hartem Preiskampf und großen Provisionen. Hinzu kamen in dieser ungünstigen wirtschaftlichen Situation hausgemachte und familiäre Probleme. Die Ehe des Unternehmers Zapp ging in die Brüche, und die Entscheidungen des eingestellten Betriebsleiters sollen nicht immer glücklich gewesen sein. Im Mai 1963 konnte das Unternehmen die Löhne nicht mehr zahlen. Die damals noch 60 Mitarbeiter stellten daraufhin die Arbeit ein. Das Unternehmen ging schließlich in Konkurs. Seither stehen in Eiweiler die Zapp-Hallen fast ungenutzt leer. khj

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