„Kühlzelle teurer als Luxushotel“

Heusweiler · Die sieben Heusweiler Friedhöfe und vor allem die Hallen und Kühlzellen verursachen hohe Kosten, die durch Gebühren kaum zu decken sind. Eine Arbeitsgruppe sitzt an der Entwicklungsplanung.

 Urnenwand auf dem Heusweiler Friedhof. Im Vergleich zu anderen Bestattungsarten gelten Urnenbeisetzungen allgemein als relativ preisgünstig. Foto: Andreas Engel

Urnenwand auf dem Heusweiler Friedhof. Im Vergleich zu anderen Bestattungsarten gelten Urnenbeisetzungen allgemein als relativ preisgünstig. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Die Friedhofsgebührensatzung der Gemeinde Heusweiler einzusehen, bedarf etwas Spürsinn. Man findet sie, neben weiteren Aufstellungen, im Internet unter "Ortsrecht", Unterordner "Bauverwaltung/Umweltschutz". Der versteckte Fundort darf vielleicht als Indiz betrachtet werden, dass man nicht unbedingt stolz auf die zehn Seiten und elf Paragrafen ist. Dabei bewegen sich die Heusweiler Gebühren alles in allem auf dem Niveau anderer Friedhöfe - da ist mal eine Leistung ein wenig teurer, dort etwas günstiger. Die einzelnen Grabarten und Bestattungsformen sind auch von Kommune zu Kommune nicht alle direkt vergleichbar.

Dennoch fallen in Heusweiler Ausreißer ins Auge, und zwar solche nach oben. Zum 1. Januar dieses Jahres trat ja eine "Anpassung" in Kraft, die der Gemeinderat beschlossen hatte. So beträgt die Grabstellengebühr für eine Urnenkammer (mit bis zu zwei Urnen) nun 1560 Euro - ein aufmerksamer Bestatter, der die Preise natürlich stets im Auge hat, wies darauf hin, dass dies gegenüber früher eine Steigerung um mehr als das Doppelte sei.

Amtsleiter Hans Günter Flätgen begründet den rasanten Anstieg damit, dass die frühere Gebühr subventioniert gewesen sei, um die neue Bestattungsform in der Gemeinde zu etablieren. Nach dem großen Zuspruch für Urnenbestattungen sei diese Förderung nun nicht mehr angebracht, zumal die Kommunalaufsicht von der Gemeinde erwarte, dass die Friedhofsgebühren zu einem höheren Deckungsgrad der tatsächlichen Kosten beitragen.

In Heusweiler liege man beim Friedhofsbereich insgesamt bei 72 Prozent der Kostendeckung durch die Gebühren. Und das sei eigentlich immer noch nicht hoch genug, beschreibt Flätgen den Anspruch aus dem Innenministerium.

Um eine höhere Deckung der Kosten durch die Gebühren zu erreichen, ohne dabei die finanzielle Belastbarkeit der Bevölkerung zu strapazieren, sei eine Arbeitsgruppe aus Kommunalpolitik und Verwaltung eingerichtet worden. Ihre Aufgabe werde es auch sein, für die insgesamt sieben Friedhöfe Perspektiven zu erarbeiten, vor allem was die Angebote an Bestattungsformen angehe.

Bei diesen Planungen dürfte wohl auch die Zukunft einzelner Trauerhallen eine Rolle spielen. Heusweiler hat sechs davon - und sie sind wegen des Unterhaltes extrem teuer. Und hier langt die Gemeinde in ihrer neuen Satzung dann doch kräftig zu bei den Gebühren: Für die Aussegnungshallen wird jeder Nutzungstag mit 220 Euro in Rechnung gestellt, die Kühlzelle kostet 215 Euro . "Gibt es im Saarland ein Hotel, das für eine Übernachtung ohne Frühstück 215 Euro verlangt?", fragt dazu ein von den Gebühren Betroffener fast schon sarkastisch.

Wir haben uns zum Vergleich in einigen Nachbarkommunen umgesehen, und in der Tat belegt Heusweiler hier einen Spitzenrang: In Riegelsberg kostet die Aussegnungshalle 180 Euro , die Zelle 70 Euro ; in Püttlingen werden 130 und 120 Euro berechnet; in Völklingen 225 für die Halle und 70 für die Zelle; in Saarbrücken sind die Hinterbliebenen mit überraschend günstigen 145 Euro für Halle und 40 Euro für die Zelle dabei.

Während Gebühren-"Anpassungen" in der Vergangenheit fast schon naturgesetzlich nach oben ausfielen, stellt Hans Günter Flätgen aber in Aussicht, dass die "AG Friedhof" zu einer Gebührensatzung finden könnte, die in einzelnen Bereichen günstiger werde.

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