Kinderbetreuung am anderen Ende der Welt

Holz · Der Bundesfreiwilligendienst kann einen ganz schön in der Welt rumbringen: Die 24-jährige Anna Schorr aus Holz berichtet von ihren Erlebnissen und dem Alltag in Südafrika – und der Schwierigkeit, Klicklaute zu lernen.

 Beim Krippenspiel im südafrikanischen Grahamstown: Während bei uns in der Regel einer der Heiligen drei Könige mit dunkler Haut dargestellt ist, wird das in Südafrika naturgemäß eher anders gehandhabt. Fotos: Schorr

Beim Krippenspiel im südafrikanischen Grahamstown: Während bei uns in der Regel einer der Heiligen drei Könige mit dunkler Haut dargestellt ist, wird das in Südafrika naturgemäß eher anders gehandhabt. Fotos: Schorr

In Vorbereitung auf ihr Studium für soziale Arbeit, Globalisierung und Migration ist Anna Schorr aus Heusweiler-Holz seit August 2015 in Südafrika. Sie arbeitet im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (BUFDI - vergleichbar mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr, FSJ) in Grahamstown. Im Auftrag von Volunta, einer Gesellschaft des Deutschen Roten Kreuzes in Hessen, betreut und unterstützt die 24-Jährige ein Jahr lang in kirchlichen Einrichtungen Kinder und Familien (wir berichteten).

Nach einem halben Jahr zieht sie eine erste Bilanz: "Es ist viel passiert bisher." So hat sie ihren Geburtstag erstmals ohne Familie verbracht, ihre erste Fahrt mit eigenem Auto auf südafrikanischen Straßen gemeistert und ihre erste Taxifahrt hinter sich: "Man darf sich hier in Südafrika eine Taxifahrt nicht vorstellen wie in Deutschland. Man hat einen 15-Sitzer-Kleinbus, in den etwa 20 Leute gesetzt werden. Und es wird so lange gewartet, bis das Taxi voll ist."

Die vielen neuen Eindrücke könne man gar nicht richtig verarbeiten - Langeweile kommt jedenfalls nie auf, auch wenn die Stadt am Wochenende wie leer gefegt ist. Dann genießt sie es, durch die Straßen zu schlendern oder in einem Café die Woche Revue passieren zu lassen. Und in ihren ersten Ferien hatte sie auch die Gelegenheit, Johannesburg zu erkunden und das Wohnhaus Nelson Mandelas zu besuchen.

Während ihrer Arbeit im Lebone Centre stand unter anderem das Thema "Bücher und Kultur anderer Länder" auf dem Wochenplan: "Meine Kollegin Marlene und ich hielten einen Vortrag über Deutschland. Als traditionelles Gericht gab's Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Die Kinder waren begeistert." Am Ende der Woche wurde - finanziert durch Spenden - für jedes Kind ein Buch gekauft und in einer kleinen Feier überreicht. Zudem wurden der traditionelle Braai und ein Kuchen zubereitet. "Die Kinder haben sich so über ihre Bücher gefreut und auch sofort angefangen, darin rumzustöbern."

Annas Arbeit im Luzuko Centre erweist sich immer noch als schwierig, da die Landessprache Xhosa durch die vielen Klicklaute sehr schwer zu erlernen sei: "Die Kinder helfen uns zwar und sagen das Wort zehnmal vor. Sie sind jedoch nie mit unserer Aussprache und dem Klick zufrieden. Dabei muss ich mir immer ein Lachen verkneifen, wenn die Kinder deswegen fast am Verzweifeln sind." Die Sprache Afrikaans hingegen erlerne sie leichter, da sie viel mit der Familie ihres Mentors unterwegs ist, und "man merkt schon die starke Ähnlichkeit mit der holländischen Sprache", so Anna Schorr.

Sehr gute Fortschritte machen die Kinder beim Erlernen der englischen Sprache. Die Arbeit mit den Kindern macht Anna Schorr auch großen Spaß: "Wir werden jeden Tag überschwänglich von ihnen begrüßt." Für die Weihnachtszeit hatte sie im Lebone Centre ein Krippenspiel eingeübt, das dann zum Ende des Schuljahres aufgeführt wurde.

"Ein Schuljahr geht in Südafrika von Januar bis Dezember", erklärt Anna Schorr. Seit dem 13. Januar arbeitet sie in einem neuen Projekt ihres Mentors, der eine eigene Vorschule eröffnet hat. Im Rahmen dieses Projektes hat die junge Frau einen kleinen Garten angelegt, in dem sie mit den Kindern arbeitet. "So lernen sie Verantwortung zu tragen und sehen, was sie als Ertrag nach der harten Arbeit bekommen." Ihr Aufgabenfeld hat sich zudem erweitert: "Wir erstellen eine Webseite und eine Facebook-Seite. Ebenso dürfen wir die Ausflüge für die Kinder planen."

Und seit kurzem bietet sie eine "Matric Finishing School" an: "Matric ist ein Schulabschluss hier und ermöglicht bei entsprechender Qualifikationsstufe den Besuch einer Universität. In dieser Schule helfen wir Schülern, die den Schulabschluss nicht geschafft haben oder sich nicht ausreichend qualifiziert haben, die Prüfung Ende des Jahres erneut zu schreiben." Dabei wird viel mit Videos und Präsentationen gearbeitet. Dank Internet-Übertragung nehmen die Schüler aktiv am Unterricht teil, der aus der Universität in Stellenbosch gesendet wird, "das wird hier Telematic Services genannt", sagt Anna Schorr, "eine sehr spannende und für mich neue Lehrmethode".

 Anna Schorr (rechts) mit einer Kollegin und Kindern zum Abschluss der Woche „Bücher und Kulturen anderer Länder“.

Anna Schorr (rechts) mit einer Kollegin und Kindern zum Abschluss der Woche „Bücher und Kulturen anderer Länder“.

Zum Thema:

Auf einen Blick Um soziale Projekte dieser Art aufrecht zu erhalten, sind Spenden erforderlich. Diese fließen in die Projekte vor Ort, auch kleine Beträge helfen. Spendenkonto: Deutsches Rotes Kreuz in Hessen Volunta gGmbH. Bank für Sozialwirtschaft. IBAN: DE 31 5502 0500 0008 6171 02. BIC: BFS WDE3 3MNZ. Im Verwendungszweck sollten Name und Adresse des Spenders sowie der Name Anna Schorr enthalten sein. Die Spenden an Volunta sind steuerlich absetzbar. dg

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