Judith Hoffmann, Dirigentin des Musikvereins Eiweiler Ihren Dirigierstab bekam sie von ihrem Vater

Heusweiler/Saarwelllingen · Judith Hoffmann steht am Pult des Musikvereins Eiweiler. Sie bewarb sich schon kurz vor dem Abitur und ist bis heute dabei.

 Judith Hoffmann, Dirigentin des Musikvereins „In Treue fest“ Eiweiler, ist im Hauptberuf Chemikerin beim Helmholtz-Institut. „Ihre“ Musikerinnen  und Musiker überredete sich auch schonmal, Ravels Bolero zu spielen – mit Erfolg.

Judith Hoffmann, Dirigentin des Musikvereins „In Treue fest“ Eiweiler, ist im Hauptberuf Chemikerin beim Helmholtz-Institut. „Ihre“ Musikerinnen  und Musiker überredete sich auch schonmal, Ravels Bolero zu spielen – mit Erfolg.

Foto: Iris Maria Maurer

Judith Hoffmanns Taktstock stammt von ihrem Vater. „Es ist mein erster und einziger, ich hatte nie einen anderen“, verrät die Orchesterleiterin. Als Kind schaute sie ihrem Vater beim Dirigieren über die Schulter. Später las Hoffmann Fachbücher. Mit 16 Jahren machte sie den ersten Dirigentenlehrgang beim Bund Saarländischer Musikvereine, zwei weitere folgten.

Instrumentenkunde, Musiktheorie, Harmonielehre und Probenpädagogik standen auf dem Stundenplan. Und natürlich wurden Dirigier-Techniken eingeübt. Auf einem der Lehrgänge traf die Schülerin einen Tubaspieler des Musikvereins Eiweiler. „Wir suchen einen Dirigenten“, sagte er. „Bewirb dich doch.“

Die Gymnasiastin rechnete sich keine Chancen aus. Sie war 19 Jahre und hatte wenig Erfahrung. Immerhin: Schon damals leitete sie ein Jugendorchester. Kurz vor der schriftlichen Abiturprüfung stellte sie sich in Eiweiler vor. Mit Erfolg: Aus einem Dutzend Bewerberinnen und Bewerber wurde sie ausgewählt.

Später erfuhr Judith Hoffmann, was letztlich den Ausschlag gab. Nur sie war nach der Probe noch geblieben, um einen mitzutrinken. Auch die alten Hasen im Ensemble hatten keine Vorbehalte gegen die junge Chefin. „Nein, das war nie ein Thema“, versichert die 36-Jährige.

Seit 17 Jahren leitet Hoffmann das Große Orchester des Musikvereins „In Treue fest“ Eiweiler. Etwa die Hälfte der rund 50 Holzbläser, Blechbläser und Schlagzeuger ist mittlerweile jünger als die Dirigentin. Auf die Nachwuchsarbeit wird großer Wert gelegt, es gibt ein Schüler- und ein Jugendorchester.

Judith Hoffmann spielt selbst Klavier und Querflöte, in Eiweiler konzentriert sie sich aber ausschließlich aufs Dirigieren. Ob Probe oder Konzert – die Freude am gemeinsamen Musizieren steht im Vordergrund. „Ich bin dankbar, dass mir die Musiker die Chance gegeben haben, mich mit ihnen gemeinsam zu entwickeln“, erklärt Hoffmann.

Die Orchestermitglieder seien ehrgeizig und sehr aufgeschlossen. „Sie probieren alles aus.“ Nur bei Ravels berühmten Boléro waren sie etwas skeptisch. „Zu langweilig“, sagten die Instrumentalisten. Sie hatten keine Lust, über zehn Minuten immer wieder dasselbe zu spielen. Doch die Dirigentin setze sich durch, das Stück wurde aufgeführt. Die Rückmeldungen nach dem Konzert zeigten: Der Boléro hatte den Zuhörern am besten gefallen.

Judith Hoffmann freut sich, wenn der Funke überspringt: „Es gibt nichts Schöneres, als von der Bühne zu gehen, wenn das Publikum applaudiert.“ Nach der Verbeugung verabschiedet sie sich aber schnell aus dem Rampenlicht. „Das Orchester steht im Mittelpunkt“, betont die Dirigentin.

Vom Marsch über die Polka bis zum Rock- und Pop-Medley reicht das Repertoire. Gerne werden auch mal verrückte Sachen ausprobiert, zum Beispiel japanische Musik mit Kampfgeschrei. An einer Sache beißt man sich allerdings immer wieder die Zähne aus. „Wir können keinen Walzer spielen“, sagt Judith Hoffmann mit einem Lachen.

Beim großen Adventskonzert steht vor allem ernsthafte symphonische Blasmusik auf dem Programm. Während der Corona-Zwangspause lässt sich der Verein viel einfallen, um die Mitglieder bei der Stange zu halten. Im Dezember öffnete sich jeden Tag ein Fenster des Online-Adventskalenders. Neben Musik wurden Backrezepte, Märchen und Gedichte präsentiert. Außerdem hat Hoffmann als Vorbereitung auf das nächste Konzert Podcasts zu einzelnen Stücken erstellt. Die Dateien enthalten Hörbeispiele und informieren über Intonation, Übergänge und Dynamik.

Judith Hoffmann lebt mit ihrer Familie in Saarwellingen. Ihre Eltern sind Mitglied im Orchester, der Vater spielt Fagott, die Mutter bläst das Tenorhorn. Ehemann Mathias Hoffmann ist Vorsitzender des Vereins. Doch nicht alles im Leben der zweifachen Mutter dreht sich um die Musik. Die promovierte Chemikerin arbeitet am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland. In ihrer Freizeit hält sie den großen Garten in Schuss. „Und ich nähe sehr gern“, sagt Judith Hoffmann.

 

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort