Das klingende Weltkulturerbe In Heusweiler baut man jetzt Weltkulturerbe

Homburg/Heusweiler. · Im Dezember wurden das Orgelspiel und der Orgelbau von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Da freut man sich auch beim Heusweiler Orgelbauer Mayer. Wir haben die traditionsreiche Werkstatt besucht.

 Die Orgel ist die Königin der Instrumente und jetzt auch Weltkulturerbe. Damit Prachtstücke wie hier die Orgel der Basilika St. Johann in Schuss bleiben, braucht es Spezialisten wie die Heusweiler Firma Hugo Mayer Orgelbau.

Die Orgel ist die Königin der Instrumente und jetzt auch Weltkulturerbe. Damit Prachtstücke wie hier die Orgel der Basilika St. Johann in Schuss bleiben, braucht es Spezialisten wie die Heusweiler Firma Hugo Mayer Orgelbau.

Foto: Oliver Dietze

„Heute genau hätte mein Großvater, der Gründer unserer Firma Hugo Mayer Orgelbau, seinen 106. Geburtstag“, erzählt Stephan Mayer gleich zur Begrüßung. Und wie der Großvater und der Vater ist auch Stephan Mayer Orgelbauer und Geschäftsführer des Familienbetriebs.

Die Firma Hugo Mayer Orgelbau hat seit 60 Jahren ihren Sitz in Heusweiler, in der alten Dilsburger Grundschule. „Mein Großvater hat die Firma 1953 in Brebach gegründet und 1957 die alte Grundschule erstanden. Seither ist hier der Firmensitz“, berichtet Stepan Mayer, während er durch seinen Betrieb führt. Das große Treppenhaus lässt sogar heute noch an eine Grundschule erinnern.

In der Schreinerei sind mehrere Mitarbeiter am Werken, die Atmosphäre ist familiär, man duzt sich. Auch Stephan Mayers Frau Doris arbeitet im Betrieb und leitet das Büro. „Einige unserer 18 Mitarbeiter kennen mich noch als Kind“, erzählt Stephan Mayer.

Und dann erklärt er, dass ein Orgelbauer nicht unbedingt ein guter Musiker sein muss, aber er muss ein gutes Gehör mitbringen. „Zuerst ist ein Orgelbauer Handwerker. Und das Erbauen von Spieltischen oder Windladen ist eher Schreinerhandwerk. Aber man muss eine Orgel harmonisch zum Klingen bringen und die Qualität eines Instruments beurteilen können. Und dafür braucht man ein gutes Ohr, sonst ist man fehl am Platz.“

Seit er Orgelbauer geworden ist, hat sich der Beruf sehr verändert. Stephan Mayer lernte seinen Beruf in Bayern, trat 1993 dem Familienbetrieb bei, hat die Firma 2009 von seinem Vater übernommen. Während früher die Hauptaufgabe des Betriebs der Neubau von Orgeln war, sind es heute deren Renovierungen, wie kürzlich auch in der Ludwigskirche in Saarlouis.

„Das hat verschiedene Gründe. Zuerst werden weniger neue Orgeln gebraucht, es werden ja auch viel weniger Kirchen gebaut. Und dann schätzt man die älteren Orgeln heute als Kulturgüter, auch wenn sie erst aus den 1970er oder 80er Jahren stammen. Man renoviert sie, setzt sie wieder in Wert“, erklärt der dreifache Familienvater. „Eine Orgel ist wie ein Rotwein, sage ich immer. Je älter, je besser“, fügt er lachend hinzu. Da die Renovierungen älterer Orgeln mittlerweile das Hauptgeschäft der Firma sind, müssen die Mitarbeiter viel reisen. Auch wenn die Kirchen in Heusweiler, Eiweiler und Obersalbach originale Mayer-Orgeln besitzen, so kommt der aktuelle Auftrag aus Oberdollendorf, bei Bonn. „Aber wir waren auch schon in Penza, das liegt 600 Kilometer vor Moskau oder in Kasachstan, in Spanien, Norwegen, in Frankreich und in Luxemburg“, sagt er.

Ein besonderes Erlebnis führte ihn im Jahr 2007 in den Vatikan, zu Papst Benedikt XVI. „Wir haben ein Zungenregister, eine „voix humaine“ für die Orgel der Basilika St. Johann gebaut. Und das wurde in Gedenken an Johannes Paul II. von Papst Benedikt gesegnet“, erzählt er.

Man merkt, Stephan Mayer liebt seinen Beruf, ist stolz auf ihn. Aber es ist nicht immer einfach. „Es ist ein tolles Handwerk. Aber 98 Prozent unserer Kunden sind Kirchen. Und die werden immer häufiger geschlossen und verkauft. Da fragt man sich schon, ob man den Beruf dem eigenen Sohn empfehlen soll“, sagt er nachdenklich.

Daher freut er sich umso mehr über einen weiteren Höhepunkt in seinem Berufsleben. Am 8. Dezember wurde verkündet, dass Orgelbau und Orgelmusik fortan zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit gehören. „Der Berufsverband hat uns am Tag davor schon angeschrieben und mitgeteilt, dass das passieren könnte“, berichtet Stephan Mayer. „Aber erst einen Tag später, als ein Bekannter mir im Hof gratuliert hat, ist es mir klar geworden“, erzählt der Orgelbauer lachend.

Durch die Berichterstattung in den Medien stünde sein Beruf auch mal im Mittelpunkt. Aber während in den Medien häufig von einem deutschen Kulturgut berichtet wird, lobt Stephan Mayer auch die Orgel-Traditionen in Frankreich, der Schweiz und Österreich. „Das ist eigentlich ein europäisches Erbe“, betont er.

Auf die Frage, was der Rang des immateriellen Kulturerbes ihm bedeutet, antwortet er: „Ich habe mich natürlich sehr gefreut, das ist eine tolle Anerkennung für unsere Tradition und unsere Leistung. Es fühlt sich wie ein Ritterschlag an.“

 Restaurieren und renovieren sind heute Haupttätigkeiten der Firma Orgelbau Mayer. Neue Orgeln werden ja nicht jeden Tag geordert. Stephan Mayer und seine Mitarbeiter waren deshalb schon in einigen Ländern im Einsatz. Hier zeigt er ein Orgelpositiv, das gerade in der Werkstatt von Orgelbau Mayer überholt wird.

Restaurieren und renovieren sind heute Haupttätigkeiten der Firma Orgelbau Mayer. Neue Orgeln werden ja nicht jeden Tag geordert. Stephan Mayer und seine Mitarbeiter waren deshalb schon in einigen Ländern im Einsatz. Hier zeigt er ein Orgelpositiv, das gerade in der Werkstatt von Orgelbau Mayer überholt wird.

Foto: Oliver Dietze
 Rorary

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Foto: Becker & Bredel/Becker && Bredel
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