Holzfasern in Luft ohne Kleber und Chemie

Eiweiler · Das Holzfaserwerk in Heusweiler-Eiweiler stößt pro Jahr etwa 21 Tonnen Holzfasern aus. Zum Teil landen sie auch auf Dächern der Nachbarn. Ob die Fabrik sie nochmal reinigen lässt? Auf die gute Tat folgte eine Art Fluch.

 Der Laminate-Park in Eiweiler verarbeitet Holzfasern – ein kleiner Teil davon entweicht. Archivfoto: aki

Der Laminate-Park in Eiweiler verarbeitet Holzfasern – ein kleiner Teil davon entweicht. Archivfoto: aki

Zwar produziert die Holzwerkstoff-Fabrik in Eiweiler - der "Laminate-Park" - deutlich weniger und sauberer als noch in den 1980er Jahren, dennoch gibt es immer wieder Klagen über Stoffe, die aus dem Schornstein des Werkes auf die Nachbarschaft rieseln und sich als gelbe klebrige Masse auf die Häuser legen. Nach Auskunft des saarländischen Umweltministeriums gab es 2015 bislang sechs Beschwerden. Wie Sprecherin Sabine Schorr berichtete, hat das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) im April und Mai eine Besichtigung bei einem Beschwerdeführer, eine Betriebsbegehung im Werk und eine Überprüfung der Betriebstagebücher veranlasst. Fazit: "Es konnten keine Auffälligkeiten festgestellt werden."

Frank Düpre, Geschäftsführer des Werkes, nahm sich jüngst mehrere Stunden Zeit, um interessierten Bewohnern aus dem Ort die Werkstechnik zu erklären und Gerüchte zu zerstreuen, dass man "unkontrolliert" Material ausblase. Ortsvorsteher Richard Wachall hatte danach den Eindruck, dass die Menschen im Umkreis "etwas beruhigter" seien und die Emotionen "herunter gefahren" werden konnten.

Düpre und der technische Werkleiter Tim Schäfer berichteten, dass die Fabrik nach bestem Stand der Technik und unter Einhaltung, ja sogar Unterbietung der Grenzwerte Holzfaserstoffe produziere. Die Trocknung und Gewinnung der Fasern für die Produktion von Faserplatten geschehe wie bei einem bekannten britischen Staubsauger ("Zyklon") durch Verwirbelung. Bei dieser überall auf der Welt - auch in der Papierherstellung - angewandten Methode gebe es gar keine Filter. Deshalb sei auch das Gerücht abwegig, "zum Sparen" würden Filter umgangen. "Wir sind nicht darauf aus, Holzfasern auszustoßen, sondern möglichst jede einzelne zu behalten, denn sie kosten Geld", beschreibt Düpre den Anreiz, nur reine Luft auszustoßen und das Holz einzufangen.

In der 2012 abgegebenen Emissionserklärung des Werkes wurde die Betriebszeit der Multizyklone mit 6824 Stunden im Jahr angegeben, genehmigt seien 8400 Stunden. Rechnete man die gemessenen Holzfaseremissionen bei einem Abluftvolumen von etwa 220 000 Kubikmeter pro Stunde auf ein Jahr hoch, so errechneten sich - entsprechend den Angaben des LUA - etwa 21 Tonnen Holzfasern, die pro Jahr ausgestoßen werden, wohl gemerkt genehmigungskonform.

Im Flächennutzungsplan, der 2002 vom Gemeinderat Heusweiler für das Umfeld des Werkes verabschiedet wurde, heißt es über die Abluft der Fabrik, dass "schädliche Umwelteinwirkungen . . . ausgeschlossen" seien. Bei ungünstigem Wind seien aber "Belästigungen" nicht auszuschließen.

Wie die Werkleitung versichert, handelt es sich bei den Stoffen um reine Holzfasern ohne Anhaftungen von Kleber oder Chemie . Der Klebeeffekt auf den Dächern ergebe sich durch herkömmliche Umwelteinflüsse wie Regen und Hitze.

Dass die Fabrik in den vergangenen Jahren mehrfach Dächer von Anwohnern durch Fachfirmen säubern ließ (trotz Bedenken über die Notwendigkeit), war nach Unternehmensangaben ausschließlich als Zeichen guter Nachbarschaft und nicht als Eingeständnis von Fehlverhalten zu interpretieren. Mit solchen Reinigungsaktionen hat es vorerst aber ein Ende, denn auf die gute Tat folgte eine Art Fluch. Wie unsere Zeitung erfuhr, wuchsen die an das Werk gestellten Forderungen deutlich. Da durch mehrfaches Reinigen Ziegel-Oberflächen porös wurden, gab es erste Wünsche nach Neueindeckung der Dächer oder gar nach Zahlungen zum Ausgleich von Wertverlusten an Immobilien. Und nachdem eine Führungskraft des Laminate-Parks persönlich bedroht worden sei, wurden die Reinigungen gestoppt - bis die Stimmung sich neutralisiert habe, so Düpre.

Zum Thema:

Auf einen BlickDer Grenzwert für die Eiweiler Abluft wurde laut LUA 2004 auf 15 Milligramm Fasern je Kubikmeter feuchte Abluft festgesetzt. Bei der letzten Messung (2012) sei er eingehalten worden, teilte das LUA mit. Die Messung werde turnusgemäß im letzten Quartal 2015 wiederholt. wp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort