Hier spielt das wahre Leben

Heusweiler · Die Spielstadt in der Friedrich-Schiller-Schule verzeichnete bereits am ersten Tag 350 Anmeldungen. Platz für weitere Jungen und Mädchen zwischen acht und 15 Jahren ist vorhanden. Das Angebot ist kostenlos.

Hammer und Meißel treffen ihr Ziel, die Kinderaugen strahlen. Wo bei einigen Skulpturen kaum mehr Konturen zu erkennen sind, schält sich aus manchem Stein so langsam das heraus, was beauftragt wurde: das Gesicht eines Moai, eine der kolossalen Steinfiguren der Osterinsel. "Das ist relativ einfach auszuarbeiten", erzählt Annette Linneweber. Die freiberufliche Künstlerin ist eine der Betreuerinnen im Minisaarland, das in den ersten drei Wochen der Sommerferien in der Friedrich-Schiller-Schule in Heusweiler stattfindet.

Zwei, die von Anfang an dabei sind, sind Julian Mang und Alain Pörtner. Bis zum morgigen Freitag sollen sie ihre Statuen fertig bearbeitet haben. "Hoffentlich stürzen sie am letzten Tag nicht ein", scherzt Julian, der nur die erste der drei Wochen die Spielstadt besucht. "Etwas kaputt machen ist einfach", sagt Annette Linneweber, "aber etwas Schönes daraus zu machen, ist schwer." In ihrem Spielbereich lernen die Minisaarländer jedoch nicht nur, aus einem Material etwas zu formen. Sie können auch Dienstleistungen von anderen Spiel-Firmen mieten. Bei der Arbeitsstelle "Skulpturen " im Freiluft-Handwerkerpark zum Beispiel kommt zweimal am Tag die Reinigungsfirma vorbei - für acht Saarminis, der Währung der Spielstadt.

Gute Stimmung herrscht auch bei Claudia Fuchs. Die Projektleiterin, Vorstandsmitglied beim veranstaltenden gemeinnützigen Verein Minisaarland, verzeichnete bereits am ersten Tag 350 Anmeldungen, täglich gehen weitere ein. Der Tagesschalter ist geöffnet, so dass sowohl die Voranmeldung über die ABG gGmbH als auch eine Anmeldung vor Ort noch möglich ist. "Der erste Tag war wie immer etwas chaotisch", berichtet die Steuerberaterin aus Heusweiler . Die internen Abläufe der Spielstadt hätten sich aber zur Mitte der Woche so weit normalisiert, und so erleben die Minisaarländer zwischen acht und 15 Jahren ein Abbild des "normalen" gesellschaftlichen Lebens. Man kann in verschiedene Berufe reinschnuppern, kündigen und woanders anfangen oder auch vorübergehend arbeitslos sein. Sogar eine eigene Regierung wird gewählt. Beim Organisieren helfen etwa 40 Betreuer. Ein Großteil davon ist von der Ausbildungs- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft ABG gGmbH.

Die gemeinnützige Einrichtung der Gemeinden Riegelsberg und Heusweiler kümmert sich um soziale und berufliche Integration von Arbeitslosen durch Beratung, Förderung und Vermittlung. Bereits 2012, als das Minisaarland zum ersten Mal in Heusweiler gastierte, hatte man mit der ABG gGmbH zusammengearbeitet und gute Erfahrungen gesammelt. "Ich hatte mich mit Geschäftsführerin Kerstin Halladin auf einen Kaffee getroffen, und eine halbe Stunde später hatten wir die Planung im Groben bereits unter Dach und Fach", erinnert sich Claudia Fuchs schmunzelnd zurück.

Nun laufen bereits die Planungen für die kommenden Jahre. 2015 gastiert das Minisaarland in St. Wendel, weitere Landkreise wie Saarlouis und Merzig-Wadern hätten bereits Interesse angekündigt. "Ich bin stolz, dass unser Konzept, durch alle Landkreise im Saarland zu ziehen, auf dieses große Interesse stößt", sagt die Projektleiterin.

www.minisaarland.de

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