Hauptkommissar Meiser räumt auf

Burbach · Ab sofort sitzt Wolfgang Schäfer auf dem Chefsessel der Polizeiinspektion Burbach. Sein Vorgänger Gerhard Meiser leitete seit 2001 die zweitgrößte Inspektion des Saarlandes. Meiser mag den Saarbrücker Westen. Aber die hohe Zahl der Gewaltdelikte in diesem Teil der Stadt bedrückt ihn zutiefst.

 Mit einer gehörigen Portion Wehmut sichtete Gerhard Meiser am letzten Arbeitstag noch Unterlagen. Foto: frank kohler

Mit einer gehörigen Portion Wehmut sichtete Gerhard Meiser am letzten Arbeitstag noch Unterlagen. Foto: frank kohler

Foto: frank kohler

Nun also - ja, was denn? Ruhestand? Das Wort passt einfach nicht zum neuen Lebensabschnitt des Gerhard Meiser. Nach 40 Jahren, neun Monaten und 28 Tagen im Dienst der saarländischen Polizei ordnet der Illinger seine Tage neu. Zuletzt prägte die Arbeit an der Spitze der zweitgrößten saarländischen Polizeiinspektion sein Leben. Gut drei Wochen nach dem 60. Geburtstag war es Zeit, den Schreibtisch für den Nachfolger zu räumen.

Dort sitzt ab heute der 55 Jahre alte Erste Polizeihauptkommissar Wolfgang Schäfer. Schäfer leitete zuvor seit Februar 2012 die Inspektion Köllertal in Heusweiler . Am Freitag galt es, bei einem Empfang im Alten Casino der Burbacher Hütte zurück und nach vorn zu blicken. Neu-Pensionär Meiser stand seit 2001 an der Spitze der Inspektion Burbach . Er war mit seinem Team - 104 Beamte und zwei Angestellte - verantwortlich für die Sicherheit der rund 54 000 Menschen im Saarbrücker Westen.

Folgende Sätze gab er allen mit auf den Weg, die zum Team stießen: "Sie lernen hier das Leben in allen Facetten kennen. Es ist eine spannende Inspektion." Auch, weil die Burbacher die Fußballspiele mitbegleiten, wenn der FCS seine Gäste im Ludwigspark empfängt. Denn das Stadion gehört zu Malstatt. Und damit in den Zuständigkeitsbereich der Inspektion Burbach . Aber nicht nur wegen der Sportspektakel schließt Meiser nach vier Jahrzehnten das Kapitel Polizei mit den Worten: "Es war nie langweilig."

Burbach ist Schauplatz des größten saarländischen Rosenmontagszuges. 100 000 Fastnachter müssen sicher dorthin, sollen friedlich feiern und wieder reibungslos nach Hause. Ohne die Erfahrung der Inspektion ginge das nicht.

Polizeiarbeit hatte in den Burbacher Jahren aber auch ihre Schattenseiten. Vor allem ein Opfer-Schicksal lässt Meiser an der Schwelle zum neuen Lebensabschnitt nicht los. Er war kaum neuer Chef in Burbach , als am 30. September 2001 Pascal Zimmer verschwand. "Wir haben gesucht, gesucht und noch mal gesucht - vergeblich."

Und dann ist da der auffallend hohe Anteil der Gewaltkriminalität und der häuslichen Gewalt an der Gesamtkriminalität. Er liegt im Zuständigkeitsbereich der Inspektion bei 12 bis 13 Prozent. Damit ist er doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt.

Was jemanden zum Schläger macht? "Oft sind es Menschen, die sich, arbeitslos und verarmt, von der Gesellschaft im Stich gelassen fühlen. Sie greifen zu Alkohol und Drogen und leben ihre Aggressionen im engsten Umfeld, der Familie, aus." Der Polizeidienst im Saarbrücker Westen hat aber auch schöne Seiten. Erfolge, errungen im Alltag, in vielen Gesprächen auf der Straße, bei Festen, beim Sport. Die Inspektion Burbach ist ständig im Gespräch mit den Vereinen, nicht zuletzt dank der beiden Kontaktpolizisten.

Meiser war es wichtig, dass die Nähe zum Bürger über alle Reformen hinweg nie verloren ging. "Mir ist bewusst, dass das Land die Schuldenbremse einzuhalten hat und die Polizei mit Personalabbau dazu beitragen muss. Ich bin für die Neuorganisation." Er mahnt aber, die Polizisten "auf dem Weg dahin mitzunehmen und nicht jene Woche für Woche mit immer neuen Aufgaben zu belasten, die ohnehin ständig auf hoher Drehzahl arbeiten müssen".

Das ist nun für Meiser vorbei. Leerlauf gibt es für ihn jedoch nicht. In der Kommunalpolitik will Meiser als Beigeordneter der Gemeinde Illingen und als stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion noch viele Akzente setzen. Fußball ist seit langem eines seiner Steckenpferde. Dem SV Kerpen 09 Illingen kommt das zugute. Denn Meiser ist der Vorsitzende des Fördervereins. Ganz oben auf der Liste des Neu-Pensionärs steht jetzt die Familie. Er freut sich, dass er nun viel Zeit hat, mit seiner Frau zu verreisen. Und Zeit, mit der vierjährigen Enkelin zu spielen.

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