Geschichte(n) in handgeschriebenen Büchern

Holz. Im Sommer 1939 schrieb Trudi Münz aus Holz ihr erstes Gedicht. "Heimatluft" hieß es, und die Idee dazu kam der damals 15-Jährigen auf einer Fahrradtour nach Lummerschied. Heute hat die mittlerweile 84-Jährige unzählige Gedichte und Erzählungen geschrieben - veröffentlicht wurde noch keine einzige. "Ich schreibe für mich, für meine Familie und meine Bekannten

 Die Holzerin Trudi Münz blättert in einem ihrer handgeschriebenen Bücher. Foto: dg

Die Holzerin Trudi Münz blättert in einem ihrer handgeschriebenen Bücher. Foto: dg

Holz. Im Sommer 1939 schrieb Trudi Münz aus Holz ihr erstes Gedicht. "Heimatluft" hieß es, und die Idee dazu kam der damals 15-Jährigen auf einer Fahrradtour nach Lummerschied. Heute hat die mittlerweile 84-Jährige unzählige Gedichte und Erzählungen geschrieben - veröffentlicht wurde noch keine einzige. "Ich schreibe für mich, für meine Familie und meine Bekannten. Ab und zu lese ich mal im katholischen Pfarrheim aus meinen Geschichten vor, wenn wir uns mit den Seniorinnen der katholischen Frauengemeinschaft treffen. Aber mehr nicht", sagt sie. Trudi Münz benutzt keine Schreibmaschine und keinen Computer: Sie schreibt mit der Hand, in wunderschöner Schreibschrift. Trudi Münz schreibt in hochdeutsch und in "Holzer Platt". Sie erzählt von ihrer Heimat, von lebenden und verstorbenen Verwandten und von Holzer Persönlichkeiten. Ihre erste große Geschichte ("Die Freundschaft siegt") schrieb sie am 23. Dezember 1942 und erzählt darin vom Krieg und von einer Freundschaft zwischen einer Deutschen und einem Franzosen. "Die Metzer Zeitung wollte meine Geschichte veröffentlichen, aber ich hätte sie dafür ins Französische übersetzen müssen, und das konnte ich nicht", erinnert sich Trudi Münz. Viele ihrer Erzählungen sind bebildert. So ihr großes Buch über Holz, in dem sie von den Menschen und Gebäuden im Dorf sowie von Holz und den umliegenden Ortschaften berichtet. Sie erzählt, wo es einst in Holz "Hexen" gab, und sie beschäftigt sich mit dem "Holzer Platt". So erklärt Trudi Münz in Reimform die gebräuchlichsten Wörter: angefangen von der Bätsch über Huddeln und Fuddeln bis hin zum Schnuddelhingel: "Ein Truthahn ist ein Schnuddelhingel, eine Rotznas ist ein Gingel." Auch ein Rezeptbuch hat sie geschrieben ("Wir backen fürs Christkind"), in dem sie alte Kuchen- und Plätzchenrezepte - natürlich in Reimform - vorstellt: "Das Rezept ist noch von meiner Mutter. Dazu braucht man deutsche Butter. Hinein kommt noch ein Ei, ein bisschen Mühe macht die Dreherei." Trudi Münz schenkt ihre Bücher den Kindern und Enkeln. Manchmal verleiht sie auch etwas. Aber sie ist sich nicht bewusst darüber, dass ihre Bücher für Heimatforscher hochinteressant sein könnten: "Ich weiß nicht, ob sich irgendjemand für das alles interessiert, wenn ich einmal nicht mehr da bin."

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