Einzelhandel Gemeinsam planen und getrennt versorgen

Regionalverband · Trotz guter Nahversorgung fehlen Fachgeschäfte. Gutachter fordern auf geduldigem Papier interkommunale Zusammenarbeit.

 Dieses Haus in der Sulzbachtalstraße musste dem Neubau eines Lebensmitteldiscounters am Altenwalder Markt weichen.

Dieses Haus in der Sulzbachtalstraße musste dem Neubau eines Lebensmitteldiscounters am Altenwalder Markt weichen.

Foto: Thomas Seeber

„Der Handel ist voller Gegensätze“ und „kleine Geschäfte stehen vor dem Aus“. Mit solch markanten Aussagen leitete Leander Wappler von der IHK Saarland sein Kurzreferat zu einer Informationsveranstaltung beim Regionalverband ein. Es ging um die Zentren- und Einzelhandelsentwicklung im Reginalverband Saarbrücken (die SZ berichtete). Und Wappler muss es ja wissen, spricht er doch für die Abteilung Handel, Tourismus und Stadtentwicklung bei der IHK. Im Beisein mehrerer Bürgermeister forderte Wappler, Hauseigentümer in die Planungen zur Stadtentwicklung einzubeziehen. Das könne zum Beispiel über eigens aufgelegte Förderprogramme geschehen. Das hatte die Stadt Sulzbach ja umgesetzt, allerdings mit eher mäßigem Erfolg. Es sollte in den Rathäusern auch darüber nachgedacht werden, leerstehende Gebäude abzureißen, um so eine genügend große Fläche zur Ansiedlung eines Nahversorgers in der Ortsmitte zu schaffen.

Anschließend stellte Monika Kollmar die Studie der Firma GMA (Gesellschaft für Markt‐ und Absatzforschung mbH) vor. Diese trägt den Titel „Interkommunale Zentren- und Einzelhandelsuntersuchung für den Regionalverband Saarbrücken“. Darin heißt es unter anderem: „Das vorliegende Einzelhandelsgutachten für den Regionalverband Saarbrücken stellt zunächst eine informelle Informationsgrundlage dar. Für die Umsetzung einer interkommunalen Strategie bedarf es jedoch gemeinsam formulierter Ziele zur weiteren Entwicklung des Einzelhandels in den Städten und Gemeinden des Regionalverbandes.“ Die Einzelhandelsuntersuchung solle hierbei „als erster Schritt für die mögliche Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie in Bezug auf die Einzelhandelsentwicklung dienen.“ Daher würden „im Rahmen der Untersuchung auch Vorschläge für eine Standortstruktur und Sortimentsliste erarbeitet“. Rechtlich bindend sei das Ganze jedoch nicht.

In der Studie wird weiter ausgeführt: Die wesentlichen Sortimente der Nahversorgung stellen Nahrungs‐ und Genussmittel und Gesundheit/Körperpflege (Drogerie‐/Apothekerwaren) dar. Im Regionalverband Saarbrücken sei quantitativ eine gute „Nahversorgungs-Ausstattung“ festzustellen. Eine besondere Bedeutung für die Nahversorgung übernähmen die 119 Lebensmittelmärkte. Als Magnetbetriebe der Nahversorgung seien die 50 Supermärkte und 63 Discounter besonders hervorzuheben.

Das allein genüge aber noch nicht, um die Ortsmitten lebendig zu machen. Vielfach fehlten (oder gingen verloren) solche Einzelhandelsgeschäfte wie Schuh- oder Textilgeschäfte und gastronomische Betriebe. Oftmals seien das Fachgeschäfte in Familienhand, wobei die jüngere Generation das elterliche Fachgeschäft einfach nicht fortführen wolle. Hier sei es für Verwaltungen schwer, gegenzusteuern.

In einem Beitrag ging der Friedrichsthaler Bürgermeister Rolf Schultheis auch auf die neuen Anforderungen von großen Nahversorgern ein. Diese forderten meist eine reine Verkaufsfläche von etwa 1000 bis 1500 Quadratmetern. Ein leerstehender Laden mit weniger Fläche komme da überhaupt nicht in Betracht. Das werde auch deutlich bei der begrüßenswerten Entscheidung eines Lebensmitteldiscounters, sowohl in Sulzbach (Altenwald) als auch in Friedrichsthal zu bauen und so die Nahversorgung sicherzustellen. Das sei zwar ein Gewinn für die innerörtliche Struktur. Kunden von außerhalb würde das aber, falls überhaupt, lediglich in geringem Maße in die Kommunen unserer Region ziehen.

Die GMA-Studie meint zur künftigen Entwicklung des Einzelhandels: Hier sind die stark rückläufigen Bevölkerungszahlen und Kaufkraftpotenziale zu berücksichtigen. Die Ansiedlungspolitik der einzelnen Städte und Gemeinden sollte diesem Aspekt Rechnung tragen und eine zielgerichtete und auf den vorhandenen und künftigen Bedarf abgestimmte Steuerung der Einzelhandelsentwicklung vornehmen. Insbesondere sei hier die Bestandssicherung und Entwicklung der Innenstädte bzw. Ortskerne zu forcieren und bei künftigen Standortentscheidungen insbesondere von Einzelhandelsvorhaben mit übergemeindlicher Ausstrahlung eine bessere interkommunale Abstimmung anzustreben. Also eine weitere Aufgabe im Rahmen der Interkommunalen Zusammenarbeit. Das alles koste aber Geld, das die Kommunen nicht haben/ausgeben können, wie Schultheis ergänzte. Hier müsse vor allem die neue Bundesregierung andere Akzente setzen, forderte der Friedrichsthaler Rathauschef.

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