Fröhliches Freudenhaus in Niedersalbach Frisch vom Land zur käuflichen Liebe

Niedersalbach · Prasselnden Applaus erntete die Kleine Bühne Niedersalbach bei der Premiere ihres „Lust“-Spiels „Heinrich und die leichten Mädchen“.

Schon vor den Narren närrisch: Es ist Brauch, dass die Kleine Bühne Niedersalbach die Sessionseröffnung des Heimat- und Verkehrsvereins mit einer Komödie beginnt. Diesmal hatte man sich das Lustspiel „Heinrich und die leichten Mädchen“ von Carl Slotboom ausgesucht. Es war in der Tat ein „Lust-Spiel“, mit vielen offenen und verdeckten Anzüglichkeiten. So richtig peinlich wurde es jedoch nie, dafür ein großes Lob an Marc Meiser, der in Vertretung von Désirée Becker erstmals Regie führte.

Weil das Stück im Frühjahr noch einmal aufgeführt wird, wollen wir nicht allzu viel über den Inhalt verraten. Im Mittelpunkt steht Bauer Heinrich (Jason Becker), der vor seiner Schwiegermama in spe (Ramona Leuschel) flieht und Unterschlupf bei den Prostituierten Babsy (Doris Tost-Mayer) und Uschi (Sibylle Lesch) findet. Die beiden Damen geben sich als Physiotherapeutinnen aus, was dem naiven Heinrich gerade recht kommt, denn er leidet, vom vielen Melken, unter Rückenschmerzen. Dann tauchen Heinrichs Verlobte Klärchen (Franziska Kraß) und deren Mama auf, die sich inkognito im Bordell einmieten, weil sie Heinrich „böse Absichten“ unterstellen. Regelrecht chaotisch wird es, als Kunde Walter (Christian Mang) Klärchen für eine Prostituierte und Kunde Manfred (Markus Meiser) Heinrich für einen Luden hält. Natürlich geht alles gut aus, doch den zwerchfellerschütternden Verlauf der Geschichte sollte man sich bei den kommenden Aufführungen selber anschauen. Die Zuschauer waren jedenfalls begeistert, was sie mit einem minutenlangen, rhythmischen Schlussapplaus zeigten. Den meisten Beifall heimste der erst 15-jährige Jason Becker ein. Er meisterte eine große Palette schauspielerischer Herausforderungen; musste er doch nicht nur glaubhaft die Naivität des verliebten Mannes vom Lande darstellen, sondern auch in seiner Rolle als Vollbesoffski und letztendlich als „Mann im Hause“ überzeugen.

Ramona Leuschel trat derart Gift und Galle spuckend auf, dass sogar die Männer im Publikum verschreckt die Köpfe einzogen. Bemerkenswert auch das Debüt von Doris Tost-Mayer. Wie sie der Saarbrücker Zeitung erzählte, hatte sie „richtig Bock, mal bei der Kleinen Bühne mitzuspielen“ und vollbrachte bei ihrer Premiere eine schauspielerische Höchstleistung: Das Drehbuch war in Hochdeutsch geschrieben, auch die „Einsagungen“ von Souffleuse Iris Ambrosius kamen in Hochdeutsch, doch die Pfälzerin Tost-Mayer musste in „Lauterer Platt“ und saarländisch parlieren und tat dies zum Wegschreien gut. Sprüche wie „Och Hoinerle“ oder „Des klabbd sei Leebskuchedaach ned“ waren einfach köstlich.

Riesen Beifall gab es auch für Christian Mang, Markus Meiser und Sibylle Lesch. Und eine ganz starke Vorstellung lieferte Franziska Kraß, die eine schwierige Wandlung vom weinerlichen Töchterchen zur frivolen Ehefrau darzustellen hatte.

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