Erfolgsgeschichte eines emsigen Unternehmers

Heusweiler. Der am 1. Januar 1910 in Berlin geborene Ingenieur Hans-Helmut Baumgarten studierte an der dortigen Technischen Hochschule Maschinenbau. Bereits 1934, im Alter von nur 24 Jahren, gründete er eine eigene Firma im mecklenburgischen Neuruppin. Sie hieß Hans H

Heusweiler. Der am 1. Januar 1910 in Berlin geborene Ingenieur Hans-Helmut Baumgarten studierte an der dortigen Technischen Hochschule Maschinenbau. Bereits 1934, im Alter von nur 24 Jahren, gründete er eine eigene Firma im mecklenburgischen Neuruppin. Sie hieß Hans H. Baumgarten Maschinen und Versuchsbau und spezialisierte sich auf die Zylinder- und Kurbelwellen-Schleiferei besonders für Lkw. Durch Aufträge für die Wehrmacht vergrößerte sich das Unternehmen schnell. So stellte man nun auch Wälzlager für Marine und Luftfahrt her. Um 1940 besaß Baumgarten schon zwei Werke mit über 200 Beschäftigten. Seine Werke mussten kriegsbedingt für die Rüstung arbeiten und stellten nun Zulieferteile für Panzer und Sturmgeschütze her. Werk I wurde Anfang 1945 bei Bombenangriffen völlig zerstört. Im April 1945 erhielt er den Hinweis, die wichtigsten noch intakten Maschinen nach Westen zu verlagern, um sie vor dem Zugriff der vorrückenden Roten Armee in Sicherheit zu bringen. Die wertvollsten Maschinen wurden auf Lkw-Tieflader verladen und mit Tarnnetzen abgedeckt. Zusammen mit einigen seiner Führungskräfte und deren Familien setzte sich der Treck in Bewegung. Einen Tieffliegerangriff überstand man unbeschadet. So erreichte man unter großen Schwierigkeiten bis zum Kriegsende den Ort Zarrentin. Dort wurde man von der nach Osten vorrückenden englischen Armee eingeschlossen.Doch rasch kam ein Kontakt mit der englischen Besatzungsarmee zustande. Mit den vorhandenen technischen Fähigkeiten reparierte man den Engländern ihre Fahrzeuge und hielt sich so über Wasser. Als dann aber 1945 die Demarkationslinie für die Besatzungszonen festgelegt wurde, lag Zarrentin in der Sowjetzone. Keiner durfte mehr seine Zone verlassen. Die Maschinen wären den Russen in die Hände gefallen, und ihr Abtransport aus Neuruppin hätte für die Verantwortlichen gegebenenfalls Verschleppung nach Sibirien bedeutet. Dank der guten Kontakte zu den Engländern wurden die Maschinen kurzerhand zum Militärgut der Engländer erklärt und konnten bei deren Rückzug aus dem Gebiet der neuen Sowjetzone Zarrentien auf englischen Lastern Richtung Westen verlassen.Neues Domizil der Baumgarten-Truppe wurde nun das Holsteiner Ratzeburg im Westen. Für Baumgarten und seine Leute ging es nun darum, wieder einen Neuanfang zu finden. Den versprach er sich im Saarland, dem ab 1947 eine Sonderrolle zufiel: die Schwerindustrie wurde mit Kohle und Stahl wieder angekurbelt. Am 15. Oktober 1947 kamen die Maschinen, zwar stark verrostet, aber noch funktionsfähig, auf dem Heusweiler Bahnhof an. Baumgarten mietete das am Heusweiler Bahnhof befindliche Fabrikgebäude der Familie Kleber an und begann alsbald wieder als Hans H. Baumgarten Maschinen und Versuchsanlagenbau mit der Produktion von Maschinenteilen. Die ersten Mitarbeiter waren Paul Mansfeld, Walter Barten, Horst Fischer, Wilfried Fassmann, Anton Sommer, Heinz Hanke, Hilde Gemmel, H. Tischendorf sowie seine erste Frau Cläre Baumgarten. Letztere war lange Jahre in der Buchhaltung die rechte Hand des Betriebs. Nach dem Krieg mit seinen großen Zerstörungen bestand ein hoher Investitions- und Reparaturbedarf im Saarland. Das neue Unternehmen von Baumgarten florierte. Vor allem die Saargruben benötigten für die vielen Förderanlagen Ersatzkugellager. Baumgarten beschaffte sich die nötigen Maschinen und begann etwa Ende 1949, Anfang 1950 mit der Produktion von Kugellagern unter der Bezeichnung HBH Lager. Der Absatz stieg schnell an, und das am Heusweiler Bahnhof ansässige Unternehmen beschäftigte zu Beginn der 50er Jahre schon über 250 Mitarbeiter. Den Edelstahl für die Lagerproduktion bezog man per Eisenbahn von der Völklinger Hütte. Neben den Gruben und Hütten wurde nun auch die französische Automobilindustrie - Simca, Citroën, Peugeot - gute Kunden des Unternehmens. Die Fabrik stieß jedoch bald an ihre Grenzen und siedelte nach Etzenhofen um (siehe unten). khj

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