Eine "Rennpappe" mit 165 PS

Heusweiler. Geht das überhaupt, einen Trabi mit einem fast serienmäßigen 55 PS-VW-Polo Motor auf 165 PS hochzurüsten, um damit Rennen zu fahren? Klar, das ist machbar, wie die Heusweiler Autowerkstatt Feld Motorsport gerade beweist

 Michael Feld, Chef der Heusweiler KFZ-Werkstatt Feld Motorsport, überprüft eine Einstellung am 165 PS starken Motor des Renn-Trabis. Foto: aki

Michael Feld, Chef der Heusweiler KFZ-Werkstatt Feld Motorsport, überprüft eine Einstellung am 165 PS starken Motor des Renn-Trabis. Foto: aki

Heusweiler. Geht das überhaupt, einen Trabi mit einem fast serienmäßigen 55 PS-VW-Polo Motor auf 165 PS hochzurüsten, um damit Rennen zu fahren? Klar, das ist machbar, wie die Heusweiler Autowerkstatt Feld Motorsport gerade beweist. Denkt man an den guten alten Trabant, so stellt man sich ein Auto mit einem 600 Kubikzentimeter großen Zweitaktmotor mit maximal 25 PS und einer Kunststoff-Karosserie vor - eben ein Töff-Töff aus dem VEB Sachsenring Automobilwerk Zwickau der DDR. Die letzten Modelle, gebaut zwischen Mai 1990 und April 1991, mit der Typenbezeichnung "IFA Trabant 1.1", brachten es dank eines VW-Motors sogar auf 55 PS.Es ist kaum vorstellbar, dass ein solches Gefährt nach einem speziellen Tuning auch für Rundstreckenrennen genutzt werden kann. Doch Frank Kreutz aus Seddiner See (Brandenburg) hatte mit seinem auf 90 PS getunten Trabi an Rundstrecken-Rennen teilgenommen - allerdings nicht mit dem gewünschten Erfolg. Oftmals schnappten ihm VW-Polos aus der Heusweiler Rennschmiede "Feld Motorsport" die begehrten Podiumsplätze weg. Nach der letzten Rennsaison informierte sich der Trabi-Fahrer - ein wenig frustriert - über die Technik in den stets vorneweg fahrenden Renn-Polos.

Der Weg nach Heusweiler war dann nicht mehr weit. Im September stand der Mann aus der Nähe von Potsdam samt Trabi auf dem Anhänger vor der Heusweiler KFZ-Werkstatt. Kreutz wollte zuerst einen 16-Ventiler Polo-Motor mit 205 PS einbauen lassen, doch laut Reglement war in der Klasse bis 1,3 Liter nur ein Acht-Ventiler mit 165 PS zugelassen. Der Chef der Heusweiler Werkstatt, Michael Feld, überzeugte den Rennfahrer, dass dies reiche, um den Trabi konkurrenzfähig zu machen. Die Aufrüstung begann.

Feld Motorsport zerlegte das Auto bis auf die Rohkarosse und baute es ganz neu auf. So erhielt es den Acht-Ventiler-Motor, ein Polo-Getriebe, das ein sequenzielles Schalten (ohne Kupplung) und unter Vollgas erlaubt, zudem ein Rennfahrwerk und eine Sicherheitszelle. Die Original Türen und Hauben wurden durch solche aus Karbon ersetzt, und die Glasscheiben gegen Kunststofffenster ausgetauscht. Hinzu kamen viele weitere Neuteile.

Bei allen Umbauten musste die Heusweiler Werkstatt darauf achten, dass die maximal erlaubten 680 Kilo Gesamtgewicht nicht überschritten werden. Nach der ersten Probefahrt gab sich Michael Feld schon recht zufrieden, als er feststellte: "Der Trabi geht ab wie eine Rakete. Jetzt kommen noch Feinarbeiten, ehe das Auto im April mit seinem Fahrer Frank Kreutz auf die Rennpiste geht." Übrigens: Der firmeneigene VW-Polo mit Fahrer Armin Ebenhöh landete in der jüngsten Saison bei allen sieben Bergrennen seiner Klasse immer unter den ersten Drei.

Hintergrund

Im sächsischen Zwickau wurden von November 1957 bis April 1991 genau 3 051 385 Fahrzeuge der Trabant-Reihe gebaut. Rund 35 000 davon waren zu Jahresbeginn noch beim Kraftfahrt-Bundesamt gemeldet. Viele "Trabis" (auch mal "Trabbi" geschrieben) wurden zu DDR-Zeiten auch nach Ungarn, Polen und in die Tschechoslowakei exportiert. Anfangs galt der Trabi als sparsam und robust, später als veraltet, da es nie ernst zu nehmende Innovationen gab. Eine der technischen Besonderheiten: Teile der Karosserie bestehen aus mit Baumwolle verstärktem Kunstharz (Phenoplast). red

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