Ein letzter Versuch, das Hallenbad zu halten

Heusweiler · Die ehemalige Heusweiler Bäder-Anlage soll im Herbst abgerissen werden, um Bauland zu schaffen. Seit Sonntag gibt es nun eine Online-Petition, die dafür wirbt, wenigstens das 2007 geschlossene Hallenbad zu erhalten.

 Unser Archivfoto zeigt das Heusweiler Hallenbad noch in Betrieb. Foto: Andreas Engel/CD

Unser Archivfoto zeigt das Heusweiler Hallenbad noch in Betrieb. Foto: Andreas Engel/CD

Foto: Andreas Engel/CD

Es ist der vermutlich letzte Versuch, das Heusweiler Schwimmbad, speziell das Hallenbad, doch noch zu erhalten: Am Sonntag nutzte ein Heusweiler Bürger die Internet-Petitionsplattform "openPetition", um dort eine Petition für den Erhalt des Bades einzustellen. Gestern Vormittag, 10.30 Uhr, verzeichnete die Seite 321 zustimmende Klicks, als Ziel sind 2000 Unterstützer innerhalb von 60 Tagen angegeben.

In der Petition heißt es unter anderem: "Das Schwimmbad in Heusweiler soll bleiben und - zumindest das Hallenbad - wieder für die Benutzung hergerichtet werden. Das war der Wunsch der Erbauer und auch der Wille der Bürger 2007 bei der Bürgerbefragung." Die jetzt für den Abriss eingeplante Summe von 500 000 Euro reiche, um das Bad für Jahre zu betreiben.

Initiator ist ein 44-jähriger Familienvater aus Heusweiler . Auf Nachfrage schildert er seine Beweggründe: "Jeder sagt, es ist schlimm, dass Heusweiler kein Schwimmbad mehr hat", etwa, weil Kinder nun hier nicht mehr das Schwimmen lernen können oder diese Art der für Senioren einfachen und gesunden sportlichen Betätigung nicht mehr in Heusweiler möglich ist. Er räumt ein, dass er der Petition nur geringe Chancen auf Erfolg gibt, dennoch wollte er es versuchen. Als sich damals, um die Schließung abzuwenden, ein Förderverein für das Schwimmbad eingesetzt hatte, da habe das auch gezeigt, dass es Interesse in der Bevölkerung gebe, das Bad zu unterstützen und dass man mit Aktionen auch mehr Publikum gewinnen könne. Zudem gebe es Möglichkeiten, Betriebskosten zu senken und das Bad attraktiver zu machen - letzteres auch durch einfache Dinge, etwa in Verbindung mit einem Café im Schwimmbad.

Selbst in guten Jahren, so zeigt unser Archiv, hat das Hallenbad ein Jahresdefizit von 450 000 D-Mark (225 000 Euro) verursacht. Noch jetzt fallen für das Gebäude einschließlich der Nebengebäude etwa 10 000 Euro Unterhaltskosten pro Jahr an (insbesondere für Versicherungen und Strom). Im Mai 2008 war im Gemeinderat die Mehrheitsentscheidung gefallen, auch das Hallenbad endgültig zu schließen. Damals hatten - unabhängig von den Betriebskosten - 450 000 Euro für die Sanierung des Bades - etwa für Wärmedämmung - im Raum gestanden. Geschlossen worden war das Hallenbad allerdings schon 2007, nachdem wegen einer defekten Filteranlage Legionellen im Wasser aufgetaucht waren. Eine Reparatur des Filters wäre zwar noch vergleichsweise günstig gewesen, doch insgesamt, so hieß es schon damals, wären allein im technischen Bereich Sanierungen von 400 000 bis 500 000 Euro notwendig.

Auf der Online-Petition-Seite können auch Kommentare zum Thema abgegeben werden. Da gibt es dann Argumente für den Erhalt in dem Sinne, dass es sich um Daseinsvorsorge für die Bürger handelt. Aber auch individuelle Anmerkungen, dass nun der Weg zum Schwimmen komplizierter geworden sei. Es zeigt sich auch, dass das Thema mit vielen Emotionen verbunden ist, denn oft ist da von schönen Kindheitserinnerungen die Rede.

openpetition.de/petition/

online/das-schwimmbad-

heusweiler-bleibt

Meinung:

Die Petition per Mausklick

 2007 wurde das Heusweiler Hallenbad stillgelegt. Archivfoto: aki

2007 wurde das Heusweiler Hallenbad stillgelegt. Archivfoto: aki

Von SZ-RedakteurMarco Reuther

Was soll man von Online-Petitionen halten? Das ist eine sehr schwierige Frage: In den Sozialen - und leider manchmal auch Asozialen - Netzwerken zeigt sich, wie schnell aus der Anonymität heraus etwas "angeklickt" wird, ohne sich wirklich Gedanken zu machen. Und natürlich sind alle möglichen Interessengruppen schon längst darauf gekommen, wie man Stimmen für die eigene Sache generieren kann. Auch können bei lokalen Abstimmungen Stimmen "von Außerhalb" kommen, von Menschen, die eigentlich nichts mit der Sache zu tun haben (Schwäbisch Gmünd hat knapp 60 000 Einwohner, in einer "lustigen" Online-Petition stimmten vor fünf Jahren 100 000 Leute dafür, das örtliche Freibad "Bad Spencer" zu nennen, weil Schauspieler Bud Spencer dort mal zu einem Wettkampf angetreten war).

Auf der anderen Seite bieten Online-Petitionen die Möglichkeit, sehr schnell eine Petition ins Rollen zu bringen und die Möglichkeit einer breit gefächerten Teilnahme: Nicht nur per ausliegender Zettel im Laden kann "abgestimmt" werden, sondern jeder kann mitmachen - selbst vom Urlaubshotel auf den Osterinseln.

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