Ein Fraktionswechsel, zwei Ansichten zum Grund

Heusweiler · Bruckmann: Wurde zu Mandatsverzicht gedrängt, als ich meine Meinung sagte – Zimmer: Bruckmann hat Kritik nicht vertragen

 Reiner Zimmer Foto: Andreas Engel

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(/cim) Die SPD-Fraktion im Gemeinderat hat nur noch zehn statt elf Mitglieder: Wie Bürgermeister Thomas Redelberger (CDU) im Rat informierte, ist Karlheinz Bruckmann aus der SPD-Fraktion ausgetreten. Sein Mandat wolle er aber behalten, wie der Verwaltungschef erklärte. Künftig unterstützt Bruckmann die UBH ("Unabhängige Bürger Heusweiler"), deren Sprecher Roland Wark habe Bruckmanns Antrag bereits angenommen.

Dass Bruckmann sein Mandat behält, will der SPD-Fraktionsvorsitzende und designierte Landtagsabgeordnete Reiner Zimmer nicht hinnehmen: "Das finden wir nicht o.k.", so Zimmer gestern im Gespräch mit der SZ. Er wolle Bruckmann auffordern, das Mandat, das entsprechend des Wählerwillens der SPD zustehe, niederzulegen. Zumal Bruckmann in der Fraktion, der er sechs Jahre angehörte, eine "außerordentliche Position" innegehabt habe, für die Gemeinderatswahl den Listenplatz zwei bekommen habe und im Fraktionsvorstand gewesen sei. Karlheinz Bruckmann war für die SPD auch in drei Gemeinderatsausschüssen, Zimmer kündigte daher an, mit Roland Wark darüber zu reden, dass die UBH-Fraktion nicht drei zusätzliche Ausschussitze übernehmen könne. Zumal die beiden großen Fraktionen von CDU und SPD den kleineren Fraktionen und Einzel-Mitgliedern des Gemeinderates schon freiwillig Ausschusssitze überlassen hatten.

Und wieso der Wechsel? Da haben Zimmer und Bruckmann - vorsichtig formuliert - sehr unterschiedliche Sichtweisen. In den vergangenen zwei Jahren, so Zimmer, habe er mehrere persöhnliche Gespräche mit Bruckmann gehabt, weil dieser "seinen Aufgaben nicht gerecht" geworden sei und ihm übertragene Aufgaben nicht wahrgenommen habe. Insofern sei Bruckmann seinem Mandat nicht gerecht geworden, und darüber müsse man mit einem Fraktionsmitglied reden dürfen. Womöglich sei Bruckmanns Wechsel zum Teil eine Reaktion auf das letzte Gespräch gewesen, doch habe Bruckmann ihn nicht über den Wechsel und dessen Ursachen informiert.

Karlheiz Bruckmann erklärte dagegen, dass er von Zimmer zum Verlassen der Fraktion aufgefordert worden sei. Der Hintergrund sei insbesondere in Folgendem zu sehen: In seinem Amt als Vorsitzender des VdK-Ortsverbandes Holz/Wahlschied/Kutzhof hatte Bruckmann unter anderem in einem offenen Brief gegen die auch von der SPD unterstützten Pläne der Heusweiler Verwaltung protestiert, Gedenkfeiern zum Volkstrauertag künftig nicht mehr in den Ortsteilen, sondern nur noch zentral abzuhalten (wir berichteten). Zimmer habe ihn dann zu einem Treffen ins Dorfgemeinschaftshaus gebeten - u.a. seien auch der Holzer Ortsvorsteher Jan Paul und SPD-Fraktionsgeschäftsführer Holger Pörtner zugegen gewesen. Erst habe Zimmer weiteren VdK-Vorstandsmitgliedern erklärt, sie könnten "nach Hause gehen", dann habe er ihm sehr aggressiv vorgeworfen, mit dem offenen Brief Zimmers Landtags-Wahlkampf "zu vereiteln". Dann habe Zimmer ihn aufgefordert, sein Mandat niederzulegen.

Offenbar dürfe man in der SPD nicht mehr offen seine Meinung sagen. So habe er, erklärte der 67-Jährige, nach 35 Jahren sein Parteibuch zurückgegeben. Auch seine Frau, Margit Bruckmann, sei ausgetreten. Zudem hat sie ihr Ortsratsmandat niedergelegt. Innerhalb der UBH, so Bruckmann, pflege man ein offenes, an keine engen Parteivorgaben gebundenes Verhältnis. Soweit man es nach den ersten Tagen sagen könne, habe er die richtige Entscheidung getroffen.

Auch in der SPD-Ortsverband Holz, so Bruckmann, der dessen Führung kritisiert, habe er keinen Rückhalt mehr gesehen. Bruckmann, seit seit 2011 auch Schiedsmann in Holz, war 20 Jahre Mitglied im Ortsrat gewesen. Schon im Oktober 2014 hatte er bei der Verabschiedung der ausscheidenden Ortsratsmitglieder kritisiert: "Ich finde es absurd, für einen Rausschmiss noch verabschiedet zu werden. 20 Jahre war ich nun Mitglied im Holzer Ortsrat und hätte es auch gerne noch weiter gemacht." - Vor der Wahl war Bruckmann, der nicht unbedingt dafür bekannt ist, immer mit dem Strom zu schwimmen, von seiner Partei nur ein aussichtsloser Listenplatz zugeteilt worden. Gleichzeitig war seine Frau erstmals in den Ortsrat gewählt worden. Nach Margit Bruckmanns Rücktritt wird der freie Platz nun von einer Nachrückerin oder einem Nachrücker der Holzer SPD übernommen werden.

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 Margit Bruckmann Foto: Andreas Engel

Margit Bruckmann Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Im Heusweiler Gemeinderat wird Karlheinz Bruckmanns Wechsel keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Mehrheitsverhältnisse haben. Es ist auch nicht der erste Fall: Im Januar 2016 hatte Klara Feld ihr Mandat behalten, als sie von der Linken- zur FDP-Fraktion wechselte.

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