Ein Besuch des Wochenmarkts „Die ältere Generation stirbt uns weg“

Heusweiler · Vielerorts gehen die Wochenmärkte kaputt. In Heusweiler ist die Auswahl noch groß, aber auch hier ist man besorgt.

 Jeden Donnerstag ist in Heusweiler Markttag: Es duftet nach Käse, Fisch, Blumen und Rostwurst. Es sei alles da, was man braucht, sagen viele Marktbesucher.

Jeden Donnerstag ist in Heusweiler Markttag: Es duftet nach Käse, Fisch, Blumen und Rostwurst. Es sei alles da, was man braucht, sagen viele Marktbesucher.

Foto: Stephanie Schwarz

Als früher auf dem Markt noch das Vereinshaus stand, bot sich folgendes Bild: Frauen gingen mit ihren Kindern auf dem Markt einkaufen, während ihre Männer im Vereinshaus Bier tranken, so erinnern sich viele Marktkunden. Damals war es für Kinder oft ein Highlight, mit der Mutter auf den Markt zu gehen, dort mit anderen Kindern zu spielen und eine Rostwurst zu essen. Obwohl, für Ulrike mussten es eher Gummibärchen sein, erzählt die Inhaberin des Textilstandes gegenüber der Fischbude. „Das war eine schöne Zeit.“

Heute herrscht immer noch jeden Donnerstagvormittag geschäftiges Treiben auf dem Heusweiler Wochenmarkt. Kunden geben Bestellungen auf, an jeder Ecke tauschen sich Menschen über die neuesten Dorfgeschichten aus – auch Klatsch und Tratsch gehören dazu. Und vor allem: Neben vielen Frauen drehen nun auch Männer ihre Kreise auf dem Markt und machen Besorgungen für das Essen.

Der Heusweiler Wochenmarkt ist der größte Markt im Köllertal. Hier findet man alles: von Gemüse und Obst aus der Region, über Brot, Käse, Eier und Fisch bis hin zu Blumen, Kleidung und Alltagsgegenständen. „Der Markt hat eine lange Tradition. Klar, früher war er größer – fast bis zur Saarbrücker Straße. Aber es ist alles da, was man braucht“, sagt Leo Kutscher aus Eiweiler. Er kommt fast jede Woche nach Heusweiler. Kleidung stehe dabei jedoch nicht auf seiner Einkaufsliste – eher „die leckeren Produkte vom Italiener“.

Neben besonderen Delikatessen habe der Markt aber noch etwas Wichtiges zu bieten: Geselligkeit. „Man trifft alte Bekannte, bleibt stehen und unterhält sich über dies und das“, sagt Kutscher. So hat er beispielsweise Heinz Bileckyj aus Heusweiler auf dem Markt getroffen und die Gelegenheit für ein kleines  „Schwätzchen“ genutzt, als die SZ dazustößt.

Auch der Heusweiler ist mit dem Angebot auf dem Markt zufrieden. „Je nach Jahreszeit kommen Stände dazu oder fallen weg, beispielsweise gibt es im Frühjahr – wenn Saison ist – mehr Blumenhändler oder im Dezember Weihnachtsgestecke.“ So gesehen braucht man eigentlich zum Einkaufen nicht nach Saarbrücken zu fahren, sagt Bileckyj weiter. Jedoch gingen immer mehr Märkte wegen großer Supermärkte ein, sagt er: „Der Heusweiler Wochenmarkt hat zwar überlebt, weil er zentral ist und einen großen Einzugsbereich hat. Aber vielerorts gehen die Märkte kaputt.“ So zum Beispiel in Riegelsberg, wo nur noch wenige Stände zu finden seien.

Ein Grund für das Aussterben der Wochenmärkte: „Die ältere Generation stirbt uns weg, und die jungen Leute gehen selten auf den Markt – vor allem nicht unter der Woche“, sagt Eva Scholly, Inhaberin eines Obst- und Gemüsestandes. Vor über 50 Jahren sei ihr Mann damals mit dem Stand zum ersten Mal auf dem Heusweiler Markt gewesen, erzählt sie. Damals habe es mehr Stände gegeben, trotzdem sei die Auswahl noch groß. Sie zählt auf: „Fisch, Käse, Nudeln, Obst, Gemüse – okay, Milch gibt es keine, aber sonst ist alles da. Außer der Bäckerwagen, der ist derzeit im Urlaub“, sagt sie und lacht.

Silvia Ottato, Inhaberin der italienischen Feinschmeckerinsel, ist mit dem Angebot auf dem Markt ebenfalls zufrieden, jedoch wünscht sich die gebürtige Italienerin ein größeres Bio-Angebot, sagt sie. Seit 15 Jahren steht ihr Verkaufswagen auf dem Heusweiler Wochenmarkt. Sie schätzt die Atmosphäre, erzählt sie: „Es ist sehr familiär hier auf dem Markt. Man unterhält sich viel mit Kunden und hat Freundschaften geschlossen.“ Was ihr jedoch nicht so gut gefällt: „Dass der Markt kein reiner grüner Markt ist, wie zum Beispiel in Saarbrücken.“

Auch Ulrike macht sich Sorgen um die Zukunft der Wochenmärkte: „In Heusweiler gibt es noch genug Menschen, die gerne frisch auf dem Markt einkaufen, aber anderswo werden diese immer weniger.“ Die Gründe hierfür seien einfach: Die älteren Kunden sterben weg, und die Jugend sei zu bequem, um zum Wochenmarkt zu gehen: „Junge Leute kaufen doch heutzutage alles im Internet. Mittlerweile kann man sich ja sogar schon Lebensmittel nach Hause liefern lassen. Das wird für die Märkte immer mehr zum Problem“, sagt sie.

 Die Kulisse des Marktplatzes in Heusweiler vor rund 30 Jahren: Ins katholische Vereinshaus zogen sich die Männer zurück, während die Frauen auf dem Markt einkauften.

Die Kulisse des Marktplatzes in Heusweiler vor rund 30 Jahren: Ins katholische Vereinshaus zogen sich die Männer zurück, während die Frauen auf dem Markt einkauften.

Foto: A. Kiefer
 Silvia Ottato, Inhaberin der italienischen Feinschmeckerinsel.

Silvia Ottato, Inhaberin der italienischen Feinschmeckerinsel.

Foto: Stephanie Schwarz
 Eva Scholly, Inhaberin eines Gemüse- und Obststandes.

Eva Scholly, Inhaberin eines Gemüse- und Obststandes.

Foto: Stephanie Schwarz
 Ulrike hat einen Textilstand auf dem Heusweiler Markt.

Ulrike hat einen Textilstand auf dem Heusweiler Markt.

Foto: Stephanie Schwarz

Trotzdem mache ihr die Arbeit Spaß. Und sie liebe es, selbst auf dem Markt einzukaufen. Aber: „Arbeiten bei dieser Hitze macht jetzt wirklich keine Freude.“

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