Die 650+36-Jahr-Feier

Wahlschied · Eigentlich weiß inzwischen jeder, dass das Datum nicht korrekt ist, denn die erste Erwähnung des Ortes stammt schon aus dem Jahr 1331. Doch da man bei den ersten Überlegungen noch von anderen Daten ausgegangen war, drückt der Wahlschieder Ortsrat 36 Augen zu und bleibt dabei: 2017 wird das 650-jährige Bestehen des Ortes gefeiert. Einige Unterstützer haben sich schon gefunden, und es gibt erste Pläne.

 Der Heusweiler Ortsteil Wahlschied aus der Vogelperspektive. Hinten ist das Kraftwerk Weiher zu erkennen, rechts der Holzer Wasserturm. Foto: www.luftbilder-saarpfalz.de

Der Heusweiler Ortsteil Wahlschied aus der Vogelperspektive. Hinten ist das Kraftwerk Weiher zu erkennen, rechts der Holzer Wasserturm. Foto: www.luftbilder-saarpfalz.de

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Wahlschied wird im kommenden Jahr sein 650-jähriges Bestehen feiern. Darauf einigten sich Ortsrat und Bürger am Donnerstagabend. Ortsvorsteher Reiner Zimmer (SPD ) hatte zu einer Bürgerversammlung geladen, um auszuloten, wie groß die Beteiligung aus der Bevölkerung an dieser Jubiläumsfeier ist. Etwa 30 Personen waren erschienen.

"Die 650-Jahr-Feier ist eine außerordentliche Sache. Der Ortsrat alleine kann so etwas nicht stemmen. Es muss ein Festkomitee geben und Leute, die mitarbeiten", betonte Zimmer. Nach fast anderthalbstündiger Diskussion war man sich einig: das Jubiläum wird vom 15. bis 18. Juni 2017 gefeiert. Am Donnerstag, 15. Juni (Fronleichnam), würde man gerne die Fronleichnamsprozession und den ökumenischen Gottesdienst ins Festprogramm einbeziehen. Am 16. Juni soll es einen großen Kommers geben. Samstags und sonntags stellen die Vereine am Dorfbrunnen Stände mit Speisen und Getränken auf. Nachgedacht wird auch über einen Umzug unter Beteiligung der Vereine aus dem Ort und aus Nachbarorten.

In der Sport- und Kulturhalle soll es eine große Fotoausstellung geben. Eine Chronik und ein Bildband mit historischen Fotos sollen ebenfalls herausgebracht werden. Hier hat der Verein für Industriekultur und Geschichte seine Mithilfe angekündigt. Von Donnerstag bis Sonntag möchte man auch ein Kirmesgeschäft anbieten. Und man überlegt, das legendäre Schubkarrenrennen des Fußballvereins aufleben zu lassen.

Die Bereitschaft, an der Planung und der Feier selbst mitzuwirken, scheint groß zu sein. Zimmer kündigte weitere Zusammenkünfte mit den Vereinen und Bürgern an. Vorab jedoch lässt er allen Vereinen die bereits jetzt gesammelten Ideen und Vorschläge zur weiteren Diskussion zukommen. Zimmer: "Ich erwarte dann eine Rückmeldung, welcher Verein sich beteiligt und woran er sich beteiligt. Es muss ja nicht jeder überall mitmachen, aber ich erwarte Namen hinter den Aktionen, die wir schon jetzt angedacht haben."

Allerdings muss auch die Frage erlaubt sein, ob Wahlschied das Fest zu Recht feiert. Darauf wies Ulrich Honecker hin: "Die Zahl 650 ist falsch. Wir sind 36 Jahre zu spät oder 14 Jahre zu früh (für die 700-Jahr-Feier) dran. Wenn wir jetzt 650 Jahre feiern, wird die Hilaritas Holz das bei ihrer nächsten Kappensitzung genüsslich ausschlachten." Und in der Tat: der Ortsrat geht von falschen Voraussetzungen aus. Reiner Zimmer hatte immer erklärt, dass der Ort im Jahre 1967 sein 600-jähriges Bestehen gefeiert hatte. Und 50 Jahre später müsse man deshalb das 650-jährige Bestehen feiern. Doch 1967 feierte Wahlschied nicht sein 600-jähriges Bestehen, sondern, wie es in der Chronik von Pfarrer Emil Gebhardt nachzulesen ist: "Ein Heimatfest, das als Erinnerung an das mehr als 600-jährige Bestehen" der damals selbstständigen Gemeinde gefeiert wurde. In der Chronik steht auch, dass Wahlschied im Jahre 1331 erstmals urkundlich erwähnt wurde - die 650-Jahrfeier hätte also schon 1981 stattfinden müssen (die erste urkundliche Erwähnung ist Grundlage für eine Jubiläumsfeier).

Reiner Zimmer meint dazu: "Wenn man wollte, könnten wir auch eine 4000-Jahr-Feier feiern, da es nachweislich hier schon eine Keltenansiedlung gab." Zimmer geht von der Annahme aus, dass 1967 eine 600-Jahrfeier stattfand, und er will an diesem rechnerischen Zeitrahmen festhalten. Ortsrat, Vereine und Bürger sind einverstanden. Auch Ulrich Honecker.

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Hintergrund Die Geschichte: In der Gegend des heutigen Wahlschied siedelte bereits der Keltenstamm der Mediomatriker (ihre Hauptstadt war das heutige Metz). Wann genau die Kelten ins "Saarland" kamen, ist unklar, es könnte frühestens vor etwa 3000 Jahren geschehen sein. Im 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung ließen sich auch Römer in der Gegend nieder. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf 1331 unter dem Namen Waldschid, als es vom Adelsgeschlecht der Fleckensteiner an die Abtei Wadgassen verpfändet wurde. Später waren auch die Namen Walschit, Walscheit, Walscht oder Wallschied in Gebrauch, der Namen Wahlschied wird erst seit 1735 konstant benutzt. 1773 wurde in Wahlschied eine - längst wieder verschwundene - Steinkohlegrube angelegt, die als Vorläufer der Göttelborner Grube gilt. So war das ehemalige Bauerndorf auch für viele Jahrzehnte eine Bergarbeitergemeinde. Heute hat der Heusweiler Ortsteil Wahlschied etwa 1650 Einwohner. red

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