Der Stadtwald darf weiter wachsen

Saarbrücken · Das trockene Wetter der letzten Monate vereinfacht die Bewirtschaftung des Saarbrücker Stadtwaldes. Die Wege sind trocken, so dass die Holzernte leicht vonstatten gehen kann. Ein trauriger Verlust ist zu beklagen: die Lärche.

 Bei einer früheren Holzernte im Stadtwald oberhalb der Sportschule: Mugorel Pucka (links) bedient die Seilbahn, mit der die Stämme aus dem Wald gezogen werden, und redet mit Forstunternehmer Erich Embacher. SZ-Archivfoto: becker & Bredel

Bei einer früheren Holzernte im Stadtwald oberhalb der Sportschule: Mugorel Pucka (links) bedient die Seilbahn, mit der die Stämme aus dem Wald gezogen werden, und redet mit Forstunternehmer Erich Embacher. SZ-Archivfoto: becker & Bredel

Auch 2017 darf der Saarbrücker Stadtwald an Masse zulegen. Wie seit den 1980er Jahren üblich, steht dem erwarteten Zuwachs an Holzmenge von etwa 12 000 Festmetern eine Holzernte von lediglich 10 000 Festmetern gegenüber. So steht es im Forstwirtschaftsplan 2017, der demnächst den Gremien vorgelegt wird. Die Gesamtholzmasse des Stadtwaldes wird auf gut 506 000 Festmeter veranschlagt. Das ist ein alle zehn Jahre ermittelter Inventurwert.

Stolz sind die Verantwortlichen vor allem auf die Qualität und Stabilität des Waldes. Mit einem Buchenanteil von 37 Prozent und der Eiche mit 25 Prozent als zweitwichtigstem Baum ist er nach Definition der Forstwirtschaft ein fast reiner Laubholzwald. Dennoch wachsen hier weit über 40 Baumarten, auch Nadelbäume . Damit zählt der Saarbrücker Wald zu den vielfältigsten in Deutschland. Dieser Reichtum könnte noch wichtig werden, wenn die Durchschnittstemperaturen steigen und einzelne Baumarten dies nicht mehr ertragen. Ein "bunter" Wald wird dann keinen Totalausfall erleiden. Schwere unvorhergesehene Einbußen gab es in diesem Jahr nach Mitteilung von Forstbetriebsleiter Ralf Blechschmidt bei den Lärchen. Sie wurden von einem Käfer befallen, so dass ein Bestand von etwa 800 Festmetern geschlagen werden musste, ehe das Holz wertlos und zu einer Gefahr für die Sicherheit werden konnte. "Wir werden dann entsprechend weniger Buche einschlagen", so der Chef des Stadtwaldes.

Das trockene Wetter seit dem Spätsommer ist für die Forstwirtschaft ein Segen. Denn die Böden und Wege sind trocken und gut befahrbar, und nun kann Holz aus den Beständen an die Wege gerückt und abtransportiert werden, das teilweise schon Ende 2015 gefällt wurde. In diesen Tagen wird auch Holz geschlagen, das man schon im letzten Februar ernten wollte. Aber da standen die Bäume wegen Dauerregens im wahren Wortsinn im Wasser. Holzernte findet in einem Laubholzwald wie dem Saarbrücker überwiegend von Oktober bis März statt, wenn die Stämme nicht "im Saft" stehen und das Laub abgefallen ist. Das kommt auch der Sicherheit der Mitarbeiter zugute. Forstarbeit zählt zu den unfallträchtigsten Berufen. Das Saarbrücker Holz verkauft sich gut, sei es an die Möbelindustrie, an Sägewerke oder auch an die gut 300 Bürger, die damit ihre Kamine und Öfen heizen. Etwa 285 000 Euro bringt der Holzverkauf jährlich in die Stadtkasse. Nicht in Geld zu beziffern ist seine Bedeutung für Naturvielfalt, Luftreinhaltung und nicht zuletzt für die Erholung der Bürger. Die rege Freizeitnutzung bedingt einen hohen Aufwand bei der Verkehrssicherung.

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Hintergrund Nach einem Beschluss der Kommunalpolitik von 1987 wird der Saarbrücker Stadtwald naturnah bewirtschaftet und ist seit 2002 nach den Kriterien von Naturland zertifiziert. Sechs Prozent Wald sind quasi "still gelegt" (Naturlandreferenzfläche). Es gibt keine Kahlschlagflächen, sondern es werden einzelne Bäume entnommen. Neuer Wald entsteht durch Naturverjüngung, nicht durch Pflanzungen. wp

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