"Bad nicht nur als Kostenfaktor sehen"

Heusweiler. Der Titel der Podiumsdiskussion lautete: "Die Bedeutung des Schwimmens für die körperliche und geistige Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen", das eigentliche Thema war jedoch ein Plädoyer, das Heusweiler Bad doch noch zu erhalten

Heusweiler. Der Titel der Podiumsdiskussion lautete: "Die Bedeutung des Schwimmens für die körperliche und geistige Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen", das eigentliche Thema war jedoch ein Plädoyer, das Heusweiler Bad doch noch zu erhalten. Wenn es nach dem Willen der neu gegründeten Heusweiler Grünen geht, die am Mittwochabend zu der Podiumsrunde in die Kulturhalle eingeladen hatten, dann soll das Bad erhalten bleiben. Der neue Ortsverein hat sich dies als einen politischen Schwerpunkt (auch im Hinblick auf die Kommunalwahl) auf seine Fahnen geschrieben. In einem kurzen Vortrag klärte zunächst Dr. Klaus Steinbach, ehemaliger Schwimm-Weltmeister und heutiger Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Sportmedizin in Weiskirchen, über die Bedeutung des Schwimmens für die körperliche Entwicklung von Heranwachsenden und auch für Senioren auf. Die fürs Podium ausgewählten Gäste - alle Befürworter des Bades - musste er davon jedoch nicht überzeugen. Deren Meinung: Schwimmbäder dürften keinem öffentlichen Sparzwang zum Opfer fallen. Dazu meinte Lothar Braun, stellvertretender Sprecher der neuen Ortsgruppe: "Man macht es sich viel zu einfach, wenn man die Schließung eines Schwimmbades auf finanzielle Dinge abschiebt. Man muss nur wollen. Dann findet man auch einen Weg. Auch hier in Heusweiler." Die Grünen würden sich in erster Linie für die Rettung des Heusweiler Hallenbads engagieren, so Braun. Das Bad, das inzwischen einen großen Sanierungsbedarf hat, wurde im vergangenen Jahr geschlossen. Wobei CDU- und FDP-Fraktion und der überwiegende Teil der NÖL-Fraktion letztlich der Ansicht waren, dass "Wollen" allein eben nicht immer genügt und das Bad wegen der hohen Sanierungs- und Betriebskosten und wegen der desolaten Haushaltslage nicht zu halten sei. Auch Steinbachs Ansatz lautete: Sobald ein Schwimmbad als reiner Kostenfaktor gesehen würde, könne man die Diskussion sofort beenden. Denn, so der Mediziner: "Das sind Totschlagargumente." Die würden bewusst gewählt. Klar sei doch: Schwimmbäder könnten nie Kosten deckend betrieben werden. Das müssten sie auch nicht, erklärte Karin Burkhart, Stadtverordnete der Saarbrücker Grünen. Sie spricht sich für ein generelles Umdenken bei politischen Entscheidungsträgern aus: "Die Gemeinden müssen aufhören, sich Schwimmbäder als Luxus vorzustellen. Vielmehr sollten sie erkennen, dass sie es sich nicht mehr leisten können, keines mehr zu haben." Im Zuge der demographischen Entwicklung und der Überalterung der Gesellschaft dürften die Attraktionen aus einem Ort wie Heusweiler, aber auch anderen Gemeinden nicht verschwinden. Das sagte auch Heusweilers Bürgermeister Rainer Ziebold. Seine Meinung: "Schwimmbäder sind Anziehungspunkte, die im Kampf um rückläufige Einwohnerzahlen entscheidend sein können." Der Gemeinderat Heusweiler habe, zumindest mehrheitlich, gegen diesen Ansatz entschieden, erklärte Ziebold: "Der Bäderbetrieb ist seit dem 30. September liquidiert. Ich bin beauftragt, alternative Nutzungskonzepte für das Bad zu suchen."Auch Steinbach hatte für diesen Beschluss kein Verständnis. Besonders, da es intelligente, moderne Konzepte gäbe. Wäre ein moderner Schwimmteich eine Idee?, wollte Klaus Kessler, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Saarland und Moderator der Diskussionsrunde wissen. Steinbach: "Die wirken auf den ersten Blick ja interessant und billig. Doch: Ein Ersatz für ein Freibad sind sie wirklich nicht. Wie oft im Jahr ist das Wasser denn warm genug? Wer stellt die Wasserqualität sicher?" Trotzdem müsse es auch nicht der große Wurf, also die völlige Sanierung des Bades sein. Die örtlichen Schwimm- und Sportvereine oder der Förderverein könnten sich an Betriebskosten beteiligen. Auch über Konzepte, bei denen mehrere Attraktionen an einem Ort vereint würden, wie ein Schwimmbad mit Saunalandschaft, hätten Zukunft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort