Als die Holzkohle noch nicht im Supermarkt stand

Saarbrücken. Holzkohle verbinden wir heute eigentlich nur noch mit Freizeitvergnügen. In Kilosäcken abgepackt steht sie jederzeit im Supermarkt bereit. Und wenn uns die Grilllust packt, gehen wir sie "eben mal" holen. Vier bis fünf Wochen brauchte früher ein Köhler, um aus Holz Holzkohle herzustellen, weiß Eckart Sander. Der Bedarf war riesig

Saarbrücken. Holzkohle verbinden wir heute eigentlich nur noch mit Freizeitvergnügen. In Kilosäcken abgepackt steht sie jederzeit im Supermarkt bereit. Und wenn uns die Grilllust packt, gehen wir sie "eben mal" holen. Vier bis fünf Wochen brauchte früher ein Köhler, um aus Holz Holzkohle herzustellen, weiß Eckart Sander. Der Bedarf war riesig. Denn bevor man die Steinkohle entdeckte, wurde die Holzkohle zur Eisenverhüttung gebraucht. "Um eine Tonne Schmiedeeisen herzustellen, brauchte man sechs Tonnen Holzkohle und dafür wiederum 30 Tonnen Holz", erklärt Sander.Zum Tag des Offenen Denkmals, der unter dem Motto Holz stand, führte der Saarbrücker Heimatforscher gestern Interessierte durch das "Das hölzerne Zeitalter im Saarkohlenwald". Auf einem Rundweg um das Forsthaus Neuhaus erläuterte Sander kenntnisreich, für welche vielfältigen Zwecke der Rohstoff Holz in früheren Jahrhunderten genutzt wurde. Und auch wie die "Landesherrschaft", in feudalen Zeiten die Fürsten, die Nutzungsrechte des Waldes regelten. 1603, erzählt Sander, wurde die erste Forstordnung erlassen, "weil die Herrschaft Angst hatte, dass sich das Holz erschöpfte". Mitte des 18. Jahrhundert hielt Fürst Wilhelm Heinrich die Untertanen an, ihre Häuser aus Stein zu bauen, um Holz zu sparen.

Neben der Verwendung als Bau- und Brennmaterial brauchte man Holz etwa auch zum Gerben von Leder, erzählt Sander. Mit einem Lohlöffel schälte man die Baumrinde der Eichen ab, die sogenannte Gerbelohe, die dann in "Lohmühlen" weichgestampft wurde. Drei Jahre dauerte das Gerben von Rinderhäuten. Aus Baumstümpfen wiederum gewann man Pottasche. Die wurde lange Zeit für die Glasherstellung benötigt, bevor man dafür die bis heute üblichen Kalisalze importieren konnte. Ohne Holz wäre die Blüte des vorindustriellen Zeitalters undenkbar gewesen, so Sanders These. Und schon im 18. Jahrhundert gab es internationalen Handel, wie das sogenannte "Holländerholz" belegt, das aus den Wäldern um Saarbrücken bis an die holländische Küste geflößt wurde, um dort dem Schiffsbau zu dienen.

Restlos abgefüllt mit spannenden Informationen waren die 16 Besucher, als Sander sie schließlich noch in den Gewölbekeller des Forsthauses, den Überresten des einstigen Jagdschlosses Philippsborn, führte. Dort erlebten sie den Heimatforscher sogar noch als Moritatensänger. sbu

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort