Ein heikles Umwelt-Thema, das noch immer nicht vom Tisch ist Hausklärgruben contra Umweltschutz

Sulzbachtal/Fischbachtal · Seit Jahren verboten, existiert noch immer die primitivste Form der Abwasserbehandlung in unserer Region. Dafür gibt es Gründe. 

 Wo Kanäle nicht existieren, wird es auch weiterhin Klärgruben geben. Auf unserem Bild allerdings sind gerade Kanalbauarbeiten in vollem Gange.

Wo Kanäle nicht existieren, wird es auch weiterhin Klärgruben geben. Auf unserem Bild allerdings sind gerade Kanalbauarbeiten in vollem Gange.

Foto: BECKER&BREDEL/bub

Krankenhäuser, kulturelle Einrichtungen, Straßen, Radwegenetz: All dies und noch viel mehr zählt gemeinhin zur Infrastruktur. Was leicht übersehen wird ist das, was  in der Erde ruht: die Kanalisation. Noch immer viele Häuser sind jedoch an diese nicht angeschlossen. Und so rücken die Klärgruben ins Visier. Und zwar diejenigen mit Überlauf ins Gelände oder ein angrenzendes Gewässer. Aus Gründen des Umweltschutzes ist diese älteste und baulich einfachste Form der Abwasserbehandlung in Deutschland seit 2015 verboten. Doch solche Klärgruben gibt es noch immer, weil in der Praxis nicht  immer alles so läuft, wie es soll. Wir haben uns umgehört in Saarbrücken und Sulzbach, in Friedrichsthal und Quierschied, wie vor Ort sich die Sachlage gestaltet.

So teilt der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE) der Landeshauptstadt Saarbrücken aktuell nun Folgendes mit: Die derzeitige Summe der im Stadtgebiet betriebenen  Klärgruben beziehungsweise Kläreinrichtungen beläuft sich auf 1100. Vor sechs Jahren waren es noch 3100 (SZ vom 17. August). Diese Summe von derzeit noch 1100 beinhaltet sowohl Sammelgruben sowie Kleinkläranlagen - rund 300 Stück.  Diese sind, da die Objekte beispielsweise abseits jeglicher Kanalisierung liegen, laut Entsorger ZKE auch in Zukunft weiterhin notwendig. Die restlichen etwa 800 Gruben - 570 in Dudweiler sowie 230 in den restlichen Saarbrücker Stadtteilen - sind aus entwässerungsseitiger Sicht bereits jetzt oder werden aufgrund von Baumaßnahmen zukünftig nicht mehr benötigt. Die Eigentümer der betroffenen Objekte werden, wie bereits in den Vorjahren praktiziert, auch weiterhin vom ZKE zur „Kurzschließung“ und somit zur Außerbetriebnahme der Klärgruben aufgefordert.

Leider - so heißt es weiter - konnte hiermit, aufgrund personeller Engpässe, im Jahr 2017 sowie im aktuellen Jahr nicht fortgefahren werden. Hier wurden lediglich noch nicht abgeschlossene Aufforderungen aufgearbeitet. Die Wiederaufnahme der Aufforderung zur Kurzschließung ist für das kommende Jahr geplant.

Es ist jedoch für den Betreiber einer Klärgrube jederzeit möglich,  diese auch aus eigener Initiative heraus stillzulegen. Hierfür ist jedoch immer ein Antrag auf Genehmigung beim ZKE zu stellen, da im Zuge der Bearbeitung geprüft wird, ob im betroffenen Einzugsgebiet derzeit eine Kurzschließung schadlos möglich ist. Auch ist es von Seiten des ZKE ausdrücklich gewünscht, dass bei etwaigen Baumaßnahmen an den Entwässerungsanlagen auf betroffenen Grundstücken die Kurzschließung der Klärgrube, wenn möglich, direkt mit eingeplant wird.

Durch die sukzessive Stilllegung  der Hausklärgruben konnten in den Vorjahren die jährlich anfallende Abfuhrmenge der Fäkalien reduziert und somit auch der hierfür zusätzliche notwendige Kostenaufwand verringert werden.

Die Pressestelle der Gemeinde Quierschied äußert sich zu dem Thema wie folgt:  Bis Ende September 2018 läuft eine Kampagne der Gemeindewerke in Fischbach-Camphausen. Bis dahin sollen die verbliebenen 30 Hausklärgruben   außer Betrieb sein. Weitere 25 Hausklärgruben können oder dürfen erst kurzgeschlossen werden, wenn zwei Kanalbaumaßnahmen der Gemeindewerke Quierschied durchgeführt worden sind. Das sind die Kanalbaumaßnahmen „Fremdwasserentflechtung (FWE) Im Rod“ zwischen dieser Gemeindestraße und der Rußhütter Straße und „FWE Dörrhassler Gewann, 2. Bauabschnitt“, in den Gärten der Wohnanwesen Rußhütter Straße 25a bis 31.

Gerhard Bös, der Geschäftsführer des Entsorgungszweckverbandes Friedrichsthal (EZF) spricht von aktuell noch 281 aktiven Klärgruben.  1990 seien es noch 3171 gewesen. Sie würden beispielsweise dann noch gebraucht, „wenn ein Kanal nicht in dem Zustand ist, dass er das Schmutzwasser aufnehmen kann.“ Etwa wenn er unterdimensioniert ist. In etwa einem Jahr würden auf dem Gebiet der Stadt Friedrichsthal noch weitere zehn bis zwölf solcher Gruben wegfallen, und bis schätzungsweise  2025 sei das ganze Thema erledigt. Eine Kanalsanierung finde im Übrigen gerade in der Kettelerstraße in Bildstock statt.  Danach sei in diesem Gebiet  die Stillegung der unterirdischen Bauwerke möglich.

Die Pressestelle der Stadt Sulzbach teilt mit, dass von ehemals 1600 Hausklärgruben nach derzeitigem Stand rund 250 noch nicht kurzgeschlossen sind. Elf Anlagen wurden in 2018 stillgelegt. Wenn Klärgruben zum Leeren bei der Kommunalen Dienstleistungsgesellschaft (KDI) angemeldet werden, weil der Unternehmer von der KDI einen sogenannten Entsorgungsschein benötigt, wird der Hauseigentümer aufgefordert, seine Klärgrube stillzulegen.

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