Bündnis 90/Die Grünen geben’s nicht auf Die Diskussionen gehen von vorne los

Dudweiler/Sulzbach · Naturnahe Waldwirtschaft: Ex-Staatssekretär wird jetzt auch in Sulzbach auf Einladung der Grünen seinen Standpunkt erläutern.

 Revierförster Carsten Federspiel (links) und Thomas Steinmetz vom Umweltministerium erklärten 2018 ihr Vorgehen im Dudweiler Wald.

Revierförster Carsten Federspiel (links) und Thomas Steinmetz vom Umweltministerium erklärten 2018 ihr Vorgehen im Dudweiler Wald.

Foto: BeckerBredel

 Im vergangenen Jahr war es im Stadtbezirk Dudweiler ein ganz großes Thema über viele Wochen hinweg: das angespannte Verhältnis von Bündnis 90/Die Grünen und dem Saarforst Landesbetrieb (SfL). Das Reizthema in diesem Spannungsverhältnis: die naturnahe Waldwirtschaft, die der SfL für sich beansprucht. Und die die Grünen so nicht sehen. Nach Beschwerden rund um den Gehlberg in Dudweiler – einem von Spaziergängern, Nordic-Walking-Freunden, Mountain-Bikern  und anderen Leuten hoch frequentierten Gebiet – fand im April 2018 ein Termin mit der SZ  statt, an dem gleich drei Revierförster, der Chef der obersten Forstbetriebsaufsicht im Umweltministerium, Thomas Steinmetz, sowie Uwe Tobä, zuständiger Leiter für den SfL-Geschäftsbereich Liegenschaften und Dienstleistungen, teilnahmen. Es ging um den Vorwurf der Grünen und vereinzelt auch von anderen Bürgern, es werde im Saarforst zu viel abgeholzt. Und es würden unnötig Böden zerstört.

Sehr deutlich zu Wort meldete sich im Mai vorigen Jahres bei einer Veranstaltung im Dudweiler Bürgerhaus auch Klaus Borger, zu der der Grünen-Ortsverband Dudweiler/Scheidt eingeladen hatte. Der Diplom-Forstwirt  und ehemalige Staatssekretär im Umweltministerium  meinte unter anderem, die öffentlichen Wälder dürften nicht länger als „Holzfabriken“ missbraucht werden. Mischwälder würden immer mehr verschwinden, Nadelwälder  hingegen herangezogen, denn Fichten seien lukrativer als beispielsweise Buchen. All dies werde von Saarforst als ordnungsgemäße und naturnahe Forstwirtschaft deklariert und von internationalen und nationalen Wald- und Naturschutzorganisationen auch noch zertifiziert. Tonnenschwere Erntemaschinen zwecks industrieller Interessen  würden  überdies die Waldböden ruinieren.  Das Saar-Umweltministerium, dem der Forstbetrieb unterstellt ist, wies die Vorwürfe massiv zurück und bezog öffentlich haarklein Stellung dazu (SZ vom 10. Mai 2018).    Auch die Revierförster gingen in die Offensive, fühlten sich auch von  Spaziergängern unfair angegangen.  Förster Carsten Federspiel etwa, mittlerweile ins Revier Karlsberg abgewandert, sagte wörtlich: „Es ist eine  Unverschämtheit, uns zu unterstellen, wir würden wüste Sachen machen.“ Über eine mittlerweile „abartige Streitkultur“ regte er sich ebenso auf.

Und nun? Gehen die Diskussionen von vorne los. Denn unter der Überschrift „Naturnahe Waldwirtschaft - Anspruch und Wirklichkeit“ haben die Grünen in Sulzbach am Donnerstag, 17. Januar, um 19.30 Uhr ins örtliche Naturfreundehaus eingeladen. Es referiert: Klaus Borger.

Eigentlich wollten die Grünen in Sulzbach, dass Revierförster Nils Lesch mitdiskutiert und aus seiner Sicht die wesentlichen Dinge beleuchtet. Er wiederum verwies ans Saar-Umweltministerium. Dessen Pressesprecherin Sabine Schorr äußerte sich auf SZ-Anfrage wie folgt: „Mitarbeiter des SaarForsts und unseres Ministeriums haben bereits mehrfach bei Veranstaltungen Stellung bezogen und Fragen beantwortet. Die von uns betriebene und vom NABU ausgezeichnete naturnahe Waldbewirtschaftung im Saarland wurde immer wieder erläutert und mit Fakten unterlegt. Wir stellen uns auch immer wieder gern kritischen Bürger-Fragen. Der Mehrwert einer Teilnahme an einer politischen Veranstaltung erschließt sich uns allerdings nicht.“

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