Bausschuss des Gemeinderats Kleinblittersdorf Grüne blamieren sich mit Fragen zur Waldwirtschaft

Saarbrücken · Viel Wirbel machten die Grünen am Donnerstag im Bauausschuss des Gemeinderats Kleinblittersdorf um die Waldbewirtschaftung. Am Ende gab es dagegen viel Wirbel aufgrund der Unwissenheit der Grünen.

 Dieses etwa 600 000 Quadratmeter große Waldgrundstück in Kleinblittersdorf gehört dem Regionalverband Saarbrücken. Vorwürfe der Grünen wegen einer falschen Bewirtschaftung wurden von mehreren Seiten widerlegt.

Dieses etwa 600 000 Quadratmeter große Waldgrundstück in Kleinblittersdorf gehört dem Regionalverband Saarbrücken. Vorwürfe der Grünen wegen einer falschen Bewirtschaftung wurden von mehreren Seiten widerlegt.

Foto: Heiko Lehmann

Die Grünen haben sich in der Gemeinde Kleinblittersdorf in puncto Wald den nächsten Fehltritt geleistet. Ein Fehltritt, bei dem sogar ein Mitglied des Bauausschusses und des Gemeinderates persönlich angegangen wurde. In der öffentlichen Bauausschusssitzung am Donnerstag im Ruppertshofsaal in Auersmacher formulierten die Grünen die ersten beiden Anträge auf der Tagesordnung. Punkt 1: Auftrag zur Erarbeitung eines Kosten-Nutzen-effizienten, innovativen und vor allem nachhaltigen Bewirtschaftungskonzeptes für die gemeindeeigenen Wälder. Punkt 2: Auftrag zur Verhandlung mit dem Regionalverband über den Kauf des Waldstücks, Kinder- und Jugendpsychiatrie/Teufelskanzel. Zum Sitzungsbeginn führte Grünen-Mitglied Peter Krauser noch Ergänzungen zu Punkt 1 hinzu. Es solle im Wald nur noch Wegesicherung gemacht werden und ansonsten solle das Nationalpark-System (alles ist sich selbst überlassen) herrschen. Auch die kommerzielle Holzernte solle abgeschafft werden. Dabei ging Krauser vor allem CDU-Mitglied und Bliesgau-Ranger Michael Kessler an, der im Kleinblittersdorfer Wald auch für die Holzernte zuständig ist. „Wir subventionieren dieses Gemeinderatsmitglied mit der aktuellen Form der Waldbewirtschaftung“, so Krauser, bevor im Ausschuss und auch bei den anwesenden Bürgern das Kopfschütteln begann.

CDU-Mitglied Kathrin groß fragte Krauser: „Ich dachte, die Grünen wollen, dass die Menschen in der Gemeinde durchaus Holz aus dem Wald beziehen können?“ Krauser antwortete: „Ja, das wollen wir auch, aber nicht auf kommerzielle Art und Weise.“ Dann meldete sich Michael Kessler, der ausgewiesener Fachmann für die Wälder ist, zu Wort. „Ich betreibe mein Holzgewerbe seit mehr als 30 Jahren in enger Abstimmung mit den  Förstern der Gemeinde. Das geht viel länger zurück als ich überhaupt im Gemeinderat bin. Wie stellen Sie sich denn vor, dass gerade ältere Menschen in der Gemeinde, die auf Holz angewiesen sind, an das Holz kommen sollen?“

Auch die Gemeindeförsterin Martina Herzog war in der Sitzung anwesend. „Wir haben einige Betriebe aus der Gemeinde und der Region, die bei uns Holz ernten. Das gehört zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung dazu, und die Menschen in der Gemeinde bekommen ihr Holz geliefert“, so die Försterin.

Losgegangen war die Geschichte Ende vergangenen Jahres. Spaziergänger sollen damals von angeblich massiven Holzfällarbeiten im Kleinblittersdorfer Wald berichtet haben. Die Grünen gingen der Sache nach und beschuldigten den Regionalverband, ohne Absprache mit der Gemeinde im Wald für Rodungen und Kahlschlag gesorgt zu haben. Krauser sprach selbst noch am vergangenen Donnerstag von „einem Maschineneinsatz brutalster Art“. Nach Recherchen unserer Zeitung handelte es sich aber um ein von der Saarland-Heilstätten GmbH (SHG) gepachtetes Stück Wald, in dem der beauftragte Saarforst eine Wegesicherung durchführte.

„Ich habe mir die Sache angesehen, und es ist alles regulär und völlig normal, was dort passiert ist. Trotz der Wegesicherung und der Holzernte wächst der Kleinblittersdorfer Wald in jedem Jahr um etwa 4,1 Hektar“, so die Försterin Martina Herzog, die in der Sitzung am Donnerstag eine umfassende Erklärung mit Leinwandfotos zum Kleinblittersdorfer Wald abgab. „Für den Maschineneinatz gibt es klare Richtlinien. Es darf nur in Rückegassen gefahren werden, und die Reifen müssen mindesten 50 Zentimeter breit sein, damit der Druck auf den Boden verteilt wird. Zudem fahren wir bei Nässe überhaupt nicht in diese Gassen. Ich kenne die Übertreibungen aus der Bevölkerung mittlerweile sehr gut, aber es entspricht nicht der Wahrheit“, so die Försterin.

Sie erklärte weiter, dass alle von den Grünen geforderten Maßnahmen seit 30 Jahren in den Wäldern bereits umgesetzt werden. Sie selber ist seit 2011 für den Kleinblittersdorfer Wald zuständig, der seit dem zweimal zertifiziert wurde und zudem regelmäßigen Kontrollen unterliege. Auch eine kommerzielle Holzernte von Fachbetrieben sei wichtig, damit der Wald nachhaltig bewirtschaftet werden könne. „Wir haben Dank dieser nachhaltigen Bewirtschaftung in unserem Wald eine sehr hohe Artenvielfalt bei den Pflanzen. Wenn man im Wald gar nichts tut, hat man nach ein paar Jahren einen Meter hoch Brombeeren im Wald und umgefallene Bäume, die einem Mikado-Spiel ähneln“, so Martina Herzog.

Nach eineinhalb Stunden und vielen Erklärungen zogen die Grünen Punkt 1 der Tagesordnung zurück und erklärten, dass sie den Antrag mit dem neuen Wissen gar nicht gestellt hätten. Nicht viel anders verlief es bei Punkt 2, dem Waldkauf. „Es handelt sich um 600 000 Quadratmeter Wald, der dem Regionalverband gehört. Wenn der Regionalverband nur einen Euro pro Quadratmeter verlangt, dann kostet uns das 600 000 Euro. Wo soll denn das Geld herkommen?“, fragte der Kleinblittersdorfer Ortsvorsteher Karl-Peter Fuhr (SPD). Die Grünen erklärten daraufhin, dass es sich um einen „unentgeldlichen Kauf“ handeln solle. „Wenn es sich um eine Schenkung handeln soll, dann muss man das im Antrag genauer formulieren. Wir sind von einer anderen Situation ausgegangen und hätten einem Kauf nicht zugestimmt“, so Thorsten Sokoll (CDU). Also zogen die Grünen auch diesen Antrag zurück. Nun soll in der kommenden Ortsratssitzung von Kleinblittersdorf diskutiert werden, ob eine Anfrage an den Regionalverband ergehen soll mit der Frage, ob dieser der Gemeinde Kleinblittersdorf das Stück Wald schenkt.

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