Grüne Damen und Herren engagieren sich als Ehrenamtliche an Saar-Kliniken Ihr Lohn ist das Lächeln

Saarbrücken · Auch der Ehemann von Annegret Kramp-Karrenbauer ist dabei: Die sogenannten Grünen Damen und Herren spenden ehrenamtlich Trost und Hilfe für Patienten und Altenheim-Bewohner. Dazu brauchen sie eine fundierte Einarbeitung – und Lebenserfahrung.

 Die Grünen Damen und Herren kümmern sich ehrenamtlich um Patienten und Heimbewohner und schenken ihnen ein Lächeln.

Die Grünen Damen und Herren kümmern sich ehrenamtlich um Patienten und Heimbewohner und schenken ihnen ein Lächeln.

Foto: ekh

Ob als leidgeplagter Patient im Krankenhaus oder sich einsam fühlender Bewohner einer Altenhilfe-Einrichtung: Viele Menschen im Saarland haben schon freudige Bekanntschaft mit den an ihren pastellfarbenen Kitteln erkennbaren „Grünen Damen und Herren“ gemacht. Als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer leisten die – wenn ihnen Corona nicht gerade mal wieder eine Kontaktsperren-Zwangspause auferlegt – regelmäßig Besuchsdienste am Krankenbett, haben für die Patienten immer ein tröstendes oder auch unterhaltsames Wort parat und erfüllen auch gerne diesen oder jenen kleinen Wunsch. Beispielsweise das Besorgen einer Zeitung oder eines Stücks Torte aus dem Klinik-Bistro. Oder sie helfen bei Fragen zu Wäschewaschen und Kleiderkammer. „Da sein und zuhören“ heißt die Devise, wenn es um ein Gespräch mit den Patienten oder auch mal um Vorlesen oder Hilfestellung beim Telefonieren geht.

Seit nunmehr über fünf Jahrzehnten besuchen bundesweit etwa 8000 ehrenamtlliche Grüne Damen und Herren kranke und hilfsbedürftige Menschen in mehr als 500 Krankenhäusern und Senioren-Einrichtungen. Zusammengeschlossen sind sie seit 1969 in der ökumenisch arbeitenden Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe e.V. (ekH) in Berlin. Laut deren Sprecherin Stefanie Stamelos sind die Ehrenamtlichen im Saarland besonders am  Universitätsklinikum in Homburg, dem Knapschaftskrankenhaus in Püttlingen, dem Marienkrankenhaus in St. Wendel, der Stiftung Hospital St. Wendel und den SHG-Kliniken Völklingen aktiv. Früher nur als „Grüne Damen“ bekannt, sind inzwischen auch „Grüne Herren“ in die einstige ehrenamtliche Frauendomäne eingerückt, bleiben aber weiter klar in der Minderheit. Prominentester „Grüner Herr“ als Teamleiter der Ehrenamtler in Püttlingen ist dabei der Ehemann von Ex-Ministerpräsidentin und BundesverteidigungsministerAnnegret Kramp-Karrenbauer, der aber davon nicht viel Aufhebens gemacht wissen will, wie es aus der ekH-Geschäftsstelle heißt. 

Insgesamt gibt es im Saarland derzeit schätzungsweise etwa 100 Grüne Damen und Herren als speziell geschulte Laien, die in den Kliniken ehrenamtlich quasi all die Dinge tun, zu denen die hauptamtlichen Mitarbeiter vom Arzt bis zum Pflegepersonal nicht die nötige Zeit und Ruhe haben. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft empfiehlt allen ihren Häusern, solche ehrenamtlichen Helfer vorzuhalten, auch wenn diese keinerlei Pflegeleistungen, so nicht einmal das Umbetten von Patienten, vornehmen dürfen. Die Grünen Damen und Herren kommen aus nahezu allen Berufsgruppen, von der pensionierten Sekretärin bis zur ehemaligen Krankenschwester. „Für so etwas braucht man Lebenserfahrung“, sagt dazu Britta Conrad, Koordinatorin am UKS  in Homburg: „Wir haben hier 18 Grüne Damen zwischen 64 und über 80 Jahren, leider keine Herren mehr.“ In der Regel leisten die in enger Absprache mit den jeweiligen Krankenhausträgern vor Ort vier Stunden Ehrenamtsdienst pro Woche. Entschädigung dafür gibt es nicht. Lediglich Fahrtkosten werden ihnen erstattet. Ihr Lohn: Das Lächeln der besuchten Patienten.

Alle Bewerberinnen und Bewerber für den „grünen“ Ehrenamtsdienst müssen kontaktfreudig sowie psychisch wie physisch belastbar sein und kranken, alten und behinderten Menschen in Krisensituationen Zuwendung schenken können. Dabei unterliegen die Grünen Damen und Herren wie auch ein Arzt oder eine Pflegekraft der Schweigepflicht. Am Krankenbett vertreiben sie für kurze Zeit Einsamkeit und stellen zudem Senioren Kontakte zur Außenwelt her. Eine Studie des Zentrums für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) ergab: „Es braucht mehr solches Ehrennamt im Krankenhaus und Altenheim.“ Und bei einer Befragung von Klinikverwaltungen hieß es unter anderem: „Ohne Grüne Damen und Herren wären wir kein Krankenhaus sondern eine Reparaturanstalt.“ Wer sich für ehrenamtliche Besuchsdienste engagieren will, kann sich über ein Suchportal unter www.ekh-deutschland.de bewerben und so eine bereits bestehende örtliche Gruppe in der Nähe finden. Dort gibt es dann ein Einführungs- und Kontaktgespräch sowie eine fundierte Einarbeitung für die Grünen Damen und Herren. Dazu zählen in Corona-Zeiten natürlich auch die jeweils aktuellen Hygienevorschriften und deren Einhaltung.

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