Zoff um den Bau einer Schutzhütte

Naßweiler. Gepflegte Vorgärten, blitzblanke Häuser. Sanft geschwungene Wiesen. Idyllisch sieht es im unteren Teil der Straße Am Hirtengraben in Naßweiler aus. Gestern Nachmittag führen vier Hundebesitzer ihre Fiffis aus, Radler grüßen, in 300 Meter Luftlinie verläuft der neue Premiumwanderweg

 Am Platz für die geplante Hütte: Adolf Zentes, Rainer Tilly mit Töchtern Lara und Celina, Norbert Bamberg, Ellenruth Degner, Jessica Tilly, Erika Kippr (v. l.), vorne Hermann Degner. Foto: Fertsch

Am Platz für die geplante Hütte: Adolf Zentes, Rainer Tilly mit Töchtern Lara und Celina, Norbert Bamberg, Ellenruth Degner, Jessica Tilly, Erika Kippr (v. l.), vorne Hermann Degner. Foto: Fertsch

Naßweiler. Gepflegte Vorgärten, blitzblanke Häuser. Sanft geschwungene Wiesen. Idyllisch sieht es im unteren Teil der Straße Am Hirtengraben in Naßweiler aus. Gestern Nachmittag führen vier Hundebesitzer ihre Fiffis aus, Radler grüßen, in 300 Meter Luftlinie verläuft der neue Premiumwanderweg. So friedlich soll es in ihrer verkehrsberuhigten Straße auch bleiben, finden etliche Hausbesitzer, die sich jetzt bedroht fühlen durch ein Projekt des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins. Der will hier eine Schutzhütte errichten, die die Anlieger verhindern möchten. Unter Federführung eines ehemaligen Schulleiters, Hermann Degner, 79, formiert sich der Widerstand: "Wir befürchten, dass die Hütte Treffpunkt für Junkies, Parties und Saufgelage wird." Jörg Dreistadt, nicht nur der Vorsitzende der Obstanbauer, sondern auch Stellvertreter des Naßweiler Ortsvorstehers, kann die Aufregung nicht so recht verstehen. Schließlich habe man über das Projekt mehrfach - auch öffentlich - in Sitzungen des Ortsrates gesprochen. Zwei Jahre alt sei die Idee, auf einer alten Obststreuwiese, nur einen Sprung weit zur französischen Grenze, diese Hütte zu erbauen. "Seitdem wurden alle notwendigen Genehmigungen bei den Behörden eingeholt. Der Wasserzweckverband hat sogar einen von uns gewünschten Laufbrunnen abgesegnet." Erst als im November 2009 die Rodungsarbeiten begannen, seien die Anlieger aufmerksam geworden, sagt Einer gestern und zeigt auf das Gehölz: "Das war eine 25 Meter lange Beerenhecke." Aufgeregt sind die Anlieger, die - neun Familien insgesamt - ein Protestpapier unterschrieben haben. Einige wie Rainer Tilly, Norbert Bamberg oder Adolf Zentes sind zum Treffen mit der Presse gekommen. Ängste treiben sie um, gespeist von schlechten Erfahrungen. 14 Häuser sind in ihrer Straße wegen Bergschäden abgerissen worden. "Wir befürchten eine weitere Wertminderung unserer Wohnlage", formuliert Hermann Degner. Schlechte Erfahrungen hätten die Naßweiler früher mit den Franzosen gemacht, "die in Bussen kamen, um Pornofilme zu sehen oder in den Bars zu feiern", erinnert sich Adolf Zentes, der früher als Zöllner arbeitete. Heute ärgere man sich über Jugendliche von drüben, "die haben Parties am Pumpwerk in 150 Metern Entfernung unserer Häuser gefeiert. Dann haben die Rosbrucker die Straße zu ihrem Pumpwerk dicht gemacht, jetzt kommen die Jugendlichen rüber." Und Jörg Dreistadt? Der sagt: "Ich bin nicht daran interessiert, etwas gegen die Bürger zu machen. Dann bauen wir nicht." Und lud zum Ortstermin auf die Wiese: Heute um 18 Uhr wird dort Klartext geredet.

Auf einen BlickDas Projekt Schutzhütte Naßweiler ist mit 10 000 Euro veranschlagt. 25 Prozent der Summe steuert das europäische Leader-Programm bei, weitere 35 Prozent spendiert der Regionalverband Saarbrücken. Den Rest wollen die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins in Eigenleistung erbringen. af

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