Wunderwelt des Winzigen

Emmersweiler · 1955 bekam er sein erstes Mikroskop geschenkt. Das hat Rudolf Pokornys Neugierde auf die Welt des Winzigen geweckt. Seit 45 Jahren hält er die Bilder, die er dort sieht, mit der Kamera fest. Und hat jetzt, mit 71, ein neues Studien-Objekt entdeckt: den menschlichen Körper.

Von Berufs wegen hatte Rudolf Pokorny vor allem mit Technik zu tun, der Mann aus Emmersweiler hat als Elektriker gearbeitet. Privat aber gilt sein Interesse der Natur. Das Hobby, dem er sich verschrieben hat, bringt beides zusammen: Er mikroskopiert - mit Technik-Hilfe schaut er sich die Natur im Kleinen an. Schon seit Kindertagen. Später, 45 Jahre ist es jetzt her, hat er eine Kamera ans Mikroskop gebaut. Seine Fotos, mittlerweile Tausende, machen sichtbar, was sich dem menschlichen Auge normalerweise entzieht.
Fesselnde Welt

Fesselnd ist sie, diese Welt des Winzigen. Das Gewebe einer Tomate, der filigrane Bau eines Insektenflügels haben in der Vergrößerung des Mikroskops ihre ganz eigene Ästhetik. Pokorny hat sie in Ausstellungen präsentiert. Und an ihr gelernt: "Ich merkte, dass ich keine Ahnung hatte", sagt er lachend. Er vertiefte sich in Zellkunde und Gewässerbiologie, übte sich im Bestimmen von Lebewesen im Hundertstel-Millimeter-Format. Und gewann seinem Hobby praktischen Nutzen ab: Über Jahre hat er das Wasser des Schafbachweihers untersucht und dessen ökologischen Zustand analysiert. Als es dort 2014 ein Fischsterben gab, bat der örtliche Angelverein ihn um Rat. Pokorny konnte Entwarnung geben. Das Gewässer war nicht vergiftet, nicht gekippt. Den winzigen Tierchen, die als Indikatoren für die Wasserqualität dienen, ging es gut.

Persönliches brachte ihn zu einem neuen Thema. Nach einem leichten Hirnschlag begann er, per Mikroskop dem nachzuspüren, was ihn krank gemacht hatte. Wie sehen Blutzellen aus, wenn sie sich so zusammenklumpen, dass sie Adern blockieren können? Was lässt sich ablesen aus den Bestandteilen des Harns? Was ändert sich, wenn Medikamente eingreifen in den Stoffwechsel? Weil auf seinem Arbeitstisch längst auch Phasenkontrast-, Polarisations- und Dunkelfeld-Mikroskope stehen, die enorme Vergrößerungen und unerhört klare, plastische Abbildungen erlauben, sind ihm staunenswert präzise Bilder gelungen.

Er hat sich erneut schlau gelesen; jedes Foto ist mit Notizen versehen. Mit dem Mikroskop, sagt er, komme man Vorgängen im eigenen Körper hervorragend auf die Spur. Das verändere das Gesundheitsbewusstsein, rege an zu "vernünftigerem" Verhalten: gesunde Ernährung, gesunde Lebensweise. "In jungen Jahren habe ich darauf zu wenig geachtet", sagt er bedauernd. Den Fehler würde er anderen gern ersparen: "Gerade für junge Leute wäre Mikroskopie so lehrreich!"
Flohmarktfund

 Rudolf Pokorny in Aktion: Probenahme am Schafbachweiher 2014. Archivfoto: Becker & Bredel

Rudolf Pokorny in Aktion: Probenahme am Schafbachweiher 2014. Archivfoto: Becker & Bredel

Für ihn ist sie Leidenschaft. Und neben dem Blick ins Leben gehören Schrauben und Sammeln dazu. Begeistert erzählt er von einem Flohmarktfund, einem historischen Gerät, top, aber heruntergekommen: "Das habe ich komplett zerlegt, alle Linsen gereinigt und neu zusammengebaut - jetzt funktioniert es wieder perfekt."

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