Wo Teamgeist den Alltag prägt

St. Nikolaus. In den Märchen liest man davon, dass sich der Wald, so man ihn lässt, ganze Dörfer einverleibt. Vielleicht wäre es dem alten Warndtwald-Ort St. Nikolaus ähnlich ergangen, wenn sich die Dorfgemeinschaft in den letzten Jahren nicht erhoben und der Verwucherung Einhalt geboten hätte, also gerodet, durchforstet, kultiviert, gepflegt

 In Erwartung der Jury: Ortsvorsteherin Irina Pfortner und Hans Günter Tabellion sitzen mit den Wettbewerbs-Unterlagen vor Tabellions historischem Haus in der Brückenstraße. Foto: Becker & Bredel

In Erwartung der Jury: Ortsvorsteherin Irina Pfortner und Hans Günter Tabellion sitzen mit den Wettbewerbs-Unterlagen vor Tabellions historischem Haus in der Brückenstraße. Foto: Becker & Bredel

St. Nikolaus. In den Märchen liest man davon, dass sich der Wald, so man ihn lässt, ganze Dörfer einverleibt. Vielleicht wäre es dem alten Warndtwald-Ort St. Nikolaus ähnlich ergangen, wenn sich die Dorfgemeinschaft in den letzten Jahren nicht erhoben und der Verwucherung Einhalt geboten hätte, also gerodet, durchforstet, kultiviert, gepflegt. Das war zwar etwas gegen den Zeitgeist gerichtet, der alles Grün an jedem Ort unter Schutz stellen möchte; es hat aber dem Dorf, im wahren Wortsinn, Luft zum Atmen zugeführt und zudem den Gemeinschaftsgeist beflügelt. Wenn Ortsvorsteherin Irina Pfortner am Dienstag die Regionalverbands-Kommission des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" in St. Nikolaus empfängt, tut sie das gezielt an der Schutzhütte am Saarland-Radweg, den die Jugend mit Unterstützung der erfahrenen Alten gebaut hat. Die Hütte gilt als gutes Beispiel für den dörflichen Zusammenhalt von Alt und Jung. Das heißt in Mannschaftssportarten "Teamgeist". Hier kommt es aber weniger im Sport zum Tragen, sondern in der Brauchtumspflege - man denke nur an die Nikolaus-Feierlichkeiten -, im Kulturellen und Sozialen und im Substanz-Erhalt. 13 Vereine engagieren sich im Ort und für ihn, vom traditionsreichen Taubenverein bis zum frischen Jugendtreff und "Pro Kids", einer Initiative zur Förderung der Grundschulkinder. Wo andernorts Chöre schrumpfen, hat sich 2006 in St. Nikolaus die Singgemeinschaft neu gegründet. Bezeichnenderweise gibt es derzeit in St. Nikolaus eher zu viele als zu wenige "Baustellen", also Ecken und Flecken, wo noch schnell was hingestellt, verhübscht, in Ordnung gebracht wird. Um Verbuschungen einzudämmen, waren sogar vier Wasserbüffel im Einsatz, menschenscheue Tiere, die prächtig arbeiten und nebenbei Wildschweine von den Häusern fern halten. Spielplätze und Sportanlagen liegen proper da, die Kieswege sind gerecht, die Rinnen frei von Kraut. Hier und da ist eine Hecke nicht ganz fachmännisch getrimmt, aber das sehen Laien nicht. Der Ort hat über vier Jahrzehnte zwar 300 Einwohner verloren (heute sind es 970), eine passable Versorgung mit Geschäften, Dienstleistungen und Gastronomie ist aber gesichert, und mit der Zerspanungsfirma Bernhard & Reiner ist ein Arbeitgeber für 40 Leute am Ort sesshaft. Wenn sich die Menschen etwas wünschten, dann, wie Hans-Günter Tabellion, Neubesitzer des prächtigen "Staudermanns Haus", bessere Busverbindungen ins Umland. 1981 und 1989 war St. Nikolaus schon einmal "schönstes Dorf im Stadtverband". Wenn der Ort jetzt beim Nachfolge-Wettbewerb mitmacht, dann will er "selbstverständlich gewinnen", sagt Irina Pfortner. Denn Siegen sei gut fürs Image nach außen und für den Teamgeist nach innen. Schließlich müsse noch ein neuer Dorfplatz angelegt werden. > Weiterer Bericht folgt.

HintergrundDen Dorf-Wettbewerb gibt es seit 1961. Anfangs akzentuierte er "Dorfgestaltung" mit Grün und Blumen ("Unser Dorf soll schöner werden"). Heute spielen unter dem Titel "Unser Dorf hat Zukunft" Gemeinschaftsleistungen und Denkmal- und Landschaftspflege eine große Rolle. Am aktuellen 23. Wettbewerb nehmen bundesweit rund 5500 Dörfer teil 2008 wird der Wettbewerb auf Kreis-Ebene ausgetragen. Im Regionalverband Saarbrücken beteiligen sich St. Nikolaus, die Völklinger Stadtteile Hermann-Röchling-Höhe und Lauterbach, Auersmacher, Bliesransbach, Obersalbach und Rittenhofen. Die Jury ist vom 19. bis 21. August unterwegs. dd

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort