Wo bunte Ideen nur so sprudeln

Dorf im Warndt · Coole Kater, coole Sprüche. Der Warndt katerumzug in Dorf im Warndt brachte gestern Leben in die Bude.

"Zwei Bärchen und acht Hüpfer, ohne Creme." Ordert gestern, Minuten vor dem Faasendumzug in Dorf im Warndt, Philipp Kessler. Die Bärchen sind zur Finanzierung des Zuges, die Hüpfer bestehen aus Hochprozentigem und wärmen von innen. Närrische Temperaturen, um die elf Grad! Beinahe närrisch die Teilnehmerzahl, drei mal elf Gruppen plus ein Feuerwehrwagen. Kein Regen! Die Faasebooze kommen in Stimmung.

Martin ("Wir hören hier alle nur auf den Vornamen") bläst für den Guggemusikzug das riesige Sousafon. Dafür braucht man: "Ein halbes Jahr Übung an der Trompete und ein Spritzchen von unserem Noten-Arzt." Was enthält denn diese Spritze? "Ist ein reines Medikament, etwa 40 Prozent stark, kein Alkohol, iwo, nur Medizin!" Jedenfalls macht diese Spritze die Lippen schön locker, und die Finger finden die drei Sousafonventile von alleine. So klappt der Bodegamarsch wie am Schnürchen.

Am Doll-Doll-Prinzenwagen bringt Tobias Pfortner seinen Mc Cormick-Trecker ("hat ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel") vorbildlich zum Vorglühen. Tucktucktucktuck - schon setzt sich der mit buntem Stanniol verpackte Ackergaul in Bewegung. "Was bringt der Steiger mit? Berschmonnsguddsja! Was zeigt der Bergmann unterm Rock? Seinen St . . .?" Nicht doch: Hier handelt es sich um den so genannten Ehrenhäckel. Die Iwwazwerje mahnen: "Denkt aber beim Saufen, dass wir drei Tage mit geilen Umzügen laufen." "Alkohol ist nicht das Problem, eher ohne", sagt Helmut Ditzler lachend. "Faasend geht auch mit Sprudel, Hauptsach', die Laune stimmt", sagt Marie-Therese Vigneron aus Lothringen. Und die Ideen sprudeln: Der örtliche Trimmclub präsentiert sich als voll besetzter Achterbahnwaggon. Kölsche Jungs haben sich als rote Funkenmädchen verkleidet, aber sich gar nicht erst die Mühe gemacht, ihren üppigen Bartwuchs zu verstecken. Während eine Gruppe namens Smiley Schaffschuhe vaschdeggeld.

Jung und Alt machen mit, und in der Halle hat Warndtkater-Präsident Dirk Marmann eine Art Camera obscura aufgebaut, mit der sich alle Teilnehmer, so sie wollen, fürs Internet verewigen. "Ein Gaudi-Apparat, den müssen wir sofort ausprobieren", sagt Beate Hoffmann. Nach drei Anläufen sind tatsächlich alle Charakterköpfe ihrer großen Gruppe aus Altforweiler auf dem Selfie fürs weltweite Netz. So kommt der Rosenmontag prima in Schwung, während im Hintergrund, aber unübersehbar, große Traktoren und Nutzfahrzeuge der Gemeinde den Zug der Faasebooze absichern, damit niemand auf dumme Gedanken kommt.

"Ich bin jetzt seit mindestens 50 Jahren bei den Warndtkatern dabei. Es is' imma widda scheen", resümiert die frühere Vorsitzende und Elferratspräsidentin Christel Schmidt. "Und ich bin für zweimal elf Jahre geehrt worden", ergänzt Waltraud Heimann, die, wie meist, die Theke "macht". Denise Deutsch hat dieses Jahr Pech gehabt. Ein Handverband hindert sie am aktiven "Fastnachten". "Aber den Zug nehme ich auf jeden Fall mit - doo gebbds niggs", sagt sie. Darauf ein dreifach donnerndes "Alleh Hopp!"

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