„Was uns fehlt, ist Wohnraum“
Großrosseln · Großrosseln ist die kleinste Gemeinde im Regionalverband Saarbrücken. Und hat dennoch seine Stärken – Bürgermeister Jörg Dreistadt (SPD) bangt jedenfalls nicht um die Zukunft seiner Warndt-Kommune.
Wie viel Zukunft hat Großrosseln ? Wir beginnen das Gespräch mit einer nicht ganz ernst gemeinten Frage: Welcher Nachbarkommune könnte die von der Einwohnerzahl her kleine und von der Finanzkraft her schwache Gemeinde sich anschließen? Jörg Dreistadt , Großrosseler Bürgermeister, lässt sich schmunzelnd drauf ein. Nein, sagt er, ein "Anschluss" sei nicht geplant. "In Saarbrücken würden wir spurlos untergehen", auch ein Zusammengehen mit Völklingen stellt er sich lieber nicht vor. Schon deshalb, weil bei beiden "Großen" der Schuldenstand pro Einwohner etwa doppelt so hoch sei wie in Großrosseln . "Wenn schon, dann mit Petite-Rosselle", sagt Dreistadt lachend - Jacques Mittelberger, sein lothringischer Amtskollege, "wäre da sofort dabei, die Räte sowieso". Und dann wird Dreistadt wieder ernsthaft: Ziel für Großrosseln sei, autonom zu bleiben, so lange es nur geht.
Vorerst hat Dreistadt keine Bedenken, was die Großrosseler Zukunft angeht. Gerade der Ortsteil Großrosseln entwickele sich positiv. "Geschäfte wollen ausbauen", er nennt Rewe und Lidl als Beispiele. Großrosseln sei Einkaufszentrum auch fürs lothringische Umland, 80 bis 85 Prozent der Kunden kämen aus Frankreich.
Und nach wie vor sei mehr geplant an Versorgungs-Infrastruktur, so etwa ein Einkaufsmarkt in Naßweiler. Da ziehe sich nur ein Grundstückstausch länger hin als gedacht. Aber der Investor, der den Markt betreiben wolle, bleibe dran. Täte er es nicht, "hätten wir sofort einen neuen", sagt Dreistadt selbstbewusst. Als Geschäfts-Standort sei die Gemeinde gefragt.
Und auch als Wohnort. "Wenn irgendwo ein Haus frei wird, ist es sofort weg", sagt Dreistadt, die Leerstandsquote in der gesamten Gemeinde liege bei weniger als drei Prozent. "Was uns fehlt, ist Wohnraum", sagt Dreistadt. Einerseits seien Sozialwohnungen knapp. Andererseits fehle es an "High-End-Wohnungen", also an komfortablen, möglichst barrierefreien Unterkünften, wie sie gerade von älteren Menschen mehr und mehr nachgefragt würden. Dennoch möchte er Zurückhaltung üben beim Ausweisen neuer Baugebiete: "Sonst mache ich mir den Markt kaputt." Mit Kleinsiedlungen funktioniere das, die zehn neuen Grundstücke in Naßweiler etwa seien fast alle verkauft, ein Teil der Häuser stehe bereits. Aber größere Neubaugebiete seien schwierig.
Günstigen Wohnraum hat die Gemeinde auch für Flüchtlinge gebraucht. Dafür hatte sie das ehemalige Warndthotel in Karlsbrunn gekauft. Und das, berichtet Dreistadt, sei nun belegt, mit Familien. Die Alte Schule in Großrosseln , zuvor als Sammelunterkunft genutzt, stehe dafür jetzt leer. Doch "die bleibt auf Standby", die Entwicklung der Flüchtlingszahlen sei unvorhersehbar.
Fürs Wohnen, sagt der Bürgermeister, könne man eventuell ein größeres Gebäude umbauen, das bald leer steht: die Gemeinschaftsschul-Dependance in Emmersweiler. Die Schüler ziehen im Sommer um nach Ludweiler, wo der Regionalverband die Schule erweitert. Schon jetzt würde Dreistadt gerne prüfen, was sich dann aus dem Emmersweiler Bau machen ließe. Aber bisher, sagt er etwas ungeduldig, habe er dafür beim Regionalverband kein offenes Ohr gefunden.
> Weiterer Bericht folgt.