Was sich in alten Bauernhäusern verbirgt

Karlsbrunn · Volkskundler Gunther Altenkirch weiß, was in alten Bauernhäusern steckt. Eine mumifizierte Katze und einen Kinderschuh aus seiner Sammlung hatte er zum Ortsgespräch nach Karlsbrunn mitgebracht.

 Treffpunkt zum Ortsgespräch mit Peter Michael Lupp (links) und Volkskundler Gunther Altenkirch (2. von links) war die Scheune im Jagdschloss Karlsbrunn. Foto: Jenal

Treffpunkt zum Ortsgespräch mit Peter Michael Lupp (links) und Volkskundler Gunther Altenkirch (2. von links) war die Scheune im Jagdschloss Karlsbrunn. Foto: Jenal

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Um Rituale beim Bau von Bauernhäuser ging es am Donnerstagabend beim Ortsgespräch in Schloss Karlsbrunn . Der Vortrag startete in der Dämmerung vorne in der Scheune, wo früher der Leiterwagen stand. Regionalentwickler Peter Lupp, der dort eine Fotoausstellung präsentiert, ermunterte die Gäste zum "Einspüren in den Ort". Referent war der saarländische Volkskundler Gunther Altenkirch. Altenkirch hat sich auf Alltagsgegenstände und Aberglauben spezialisiert. "Man liest sich ein und versteht", kommentierte Lupp seine Publikationen. "Schauen Sie auf das Loch in der Wand", sagt Altenkirch. Mehr nicht. Während man der Ausstellung ins Torhaus folgt, überlegt man, was es mit dem Loch auf sich haben könnte. Die Auflösung folgt später beim Vortrag im Hochzeitszimmer. Das Loch war für die Deichsel bestimmt.

Aber es gab noch andere Löcher in den alten Mauern und zwar in Form von Hohlräumen. Wer beispielsweise Münzen und andere Schätze verstecken wollte, mauerte sie neben der Feuerstelle ein. Der Ruß machte den Tresor schnell unsichtbar. In der Nähe von Türen und Fenstern befanden sich so genannte Hehllöcher. Nadeln mit der Spitze nach vorn sollten böse Geister abhalten. Zur Inbesitznahme von alten Bauernhäusern gehöre die Suche nach solchen Hehllöchern, sagt der Volkskundler . Man habe auch Milchkrüge, Buchsbaumsträuße, lebendig eingemauerte Kröten und Katzen gefunden und auch Schuhe, als Symbol für Menschenopfer. Eine mumifizierte Katze und einen Kinderschuh aus seiner Sammlung hat er nach Karlsbrunn mitgebracht.

Eine Grundsteinlegung gehörte nicht zu den Ritualen beim Bau von Bauernhäusern. Das haben nämlich nur die Fürsten und später die Bürger gemacht. Der Bau eines Bauernhauses zog sich hin. Allein für das Zurechtschlagen der Steine hätte man zwei Jahre gebraucht, erklärt der Volkskundler . Wenn das Dachgebälk fertig war, feierte man Richtfest. Die Nachbarn und die Verwandtschaft ersetzten viele Handwerker.

Schon bei der Wahl des Grundstücks hätte man auf die Nachbarschaft rechts und links geachtet. Deshalb spreche man, so Gunther Altenkirch, von Dreihäuserwirtschaft. Von der Geburt bis zum Tod hatten die Nachbarn Pflichten. Die Frauen leisteten Bestand beim Gebären, die Männer trugen den Sarg. Der Bauherr wurde übrigens in alten Zeiten unter der Türschwelle begraben.

 Dieser Kinderschuh fand sich eingemauert in einem Haus in Rubenheim. Foto: Altenkirch

Dieser Kinderschuh fand sich eingemauert in einem Haus in Rubenheim. Foto: Altenkirch

Foto: Altenkirch
 Dieser so genannte Bannzettel fand sich verpfropft in einem Balken. Foto: M. Altenkirch-Fess

Dieser so genannte Bannzettel fand sich verpfropft in einem Balken. Foto: M. Altenkirch-Fess

Foto: M. Altenkirch-Fess

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Ausstellung "Vergessen. Wo der Wert der Dinge wartet" im Jagdschloss umfasst Fotos von Bauernhäusern aus dem Saar-Lor-Lux-Raum und poetische Betrachtungen von Peter Lupp. Geöffnet ist freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags, sonntags und an Feiertagen von zwölf bis 19 Uhr. hof

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