Was antwortet eigentlich der Nikolaus?

St.Nikolaus · Seit dem fünften Dezember hat das Nikolauspostamt im Großrosselner Ortsteil St. Nikolaus wieder geöffnet. Bis zum 23. Dezember werden dort Briefe an den Heiligen Nikolaus beantwortet. Aber wie entstand das Nikolauspostamt eigentlich? Aus welchen Ländern kommen die Briefe? Und was steht in ihnen? SZ-Redaktionsmitglied Jasmin Kohl hat darüber mit Sabine Gerecke, Koordinatorin der Kinderbriefaktion, gesprochen.

Was antwortet eigentlich der Nikolaus?
Foto: Sabine Gerecke


Das Nikolauspostamt im Großrosselner Ortsteil St. Nikolaus gibt es seit 1966. Wie kam es zu seiner Gründung?
Gerecke: Aufgrund des Ortsnamens schrieben Kinder Briefe im Jahr 1966 an den Nikolaus. Die Briefe wurden damals von dem Nikolauser Postmitarbeiter Alfons Zieder als "Nikolaushelfer" handschriftlich beantwortet und zurückgeschickt. Die Aktion hat sich schnell herumgesprochen und so wurde auch die Post darauf aufmerksam. Bereits 1967 entwarf sie also eigens für das Nikolauspostamt einen Sonderstempel, der den Heiligen Nikolaus zeigt. Dieser Stempel ist besonders bei Philatelisten (Anm. d. Red.: Sammlern von Briefmarken) besonders beliebt.
Wie viele Menschen arbeiten im Nikolauspostamt? Und machen sie das ehrenamtlich?
Gerecke: Mittlerweile sind es über 35 Menschen, die dort die Briefe an den Nikolaus ehrenamtlich beantworten. Unter den insgesamt sieben Weihnachtspostämtern in Deutschland sind wir glaube ich das Einzige, in dem nur Ehrenamtliche arbeiten. Das trifft höchstens noch auf das Weihnachtspostamt in Himmelstadt im bayerischen Weiden an der Oberpfalz zu. In allen anderen Weihnachtspostämtern arbeiten Postangestellte. Das Nikolauspostamt in St. Nikolaus wird jedoch von der Post finanziert, das heißt, für alle Materialien wie Briefpapier, Briefumschläge und das Porto kommt die Post auf.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, beim Nikolauspostamt mitzumachen?
Gerecke: Ich bin seit zwölf Jahren dabei. Da war ich gerade im Mutterschutz und habe mich zuhause etwas gelangweilt. Als ich gehört habe, dass das Nikolauspostamt Leser für die Briefe sucht, war ich sofort dabei.
Welchen Weg geht ein Brief, der im Nikolauspostamt eintrifft?
Gerecke: Zunächst kommen die Briefe in unserer großen Verteilstation in der Garage des Nikolauspostamts an. Dort werden sie dann katalogisiert. Wir haben acht vorgefertigte Antwortschreiben, die sich inhaltlich voneinander unterscheiden. Ein Kind, das seinem Brief einen Wunschzettel beigefügt hat, bekommt also eine andere Antwort als ein Kind, das dem Nikolaus einfach nur Frohe Weihnachten wünschen wollte oder ihm geschrieben hat, wie es ihm geht. Manchmal muss aber auch individuell geantwortet werden, zum Beispiel wenn Kinder über ihre Sorgen berichten oder um einen Rat bitten. In diesem Fall antworten wir dem Kind auch mit einem handgeschriebenen Brief, normalerweise werden die Briefe nämlich am Computer beantwortet.
Erinnern Sie sich an einen besonders kuriosen Brief?
Gerecke: Man muss schon manchmal lachen. "Hallo lieber Nikolaus, komm und spiel mit mir!" stand zum Beispiel in einem Brief, dem auch eine Einladung zum Kindergeburtstag beilag.
Wie alt sind die Briefeschreiber durchschnittlich?
Gerecke: Man findet alle Alter wider, nach oben gibt es keine Grenze. Uns schreiben nicht nur Kinder, sondern auch junge Erwachsene, die dem Nikolaus schon seit dem Kindesalter schreiben. Auch Senioren schreiben dem Nikolauspostamt, weil sie oft nicht so viel Post bekommen.
Wie viele Briefe haben letztes Jahr das Nikolauspostamt erreicht? Hat die Zahl die Jahre über abgenommen?
Gerecke:
Wie viele uns erreicht haben, ist schwierig zu sagen, denn wir zählen nur die Antwortschreiben. Das liegt daran, dass zum Beispiel manche Schulklassen nur einen Brief schreiben, wir aber jedem einzelnen Schüler antworten. Letztes Jahr haben wir rund 18?600 Antwortbriefe verschickt. Einen Rückgang beobachten wir nicht, die Zahl steigt eher.
Woher kommen die Briefe?
Gerecke: Aus ganz Deutschland, aber auch aus vielen anderen Ländern. Polen und Russland zum Beispiel. In den letzten Jahren bekommen wir besonders viele Briefen aus asiatischen Ländern wie Hongkong, Taiwan, China und Malysia. Ich habe keine Ahnung, wie das kommt, da muss irgendwer Werbung für uns gemacht haben. Aus Luxemburg und Frankreich erreichen uns auch viele Briefe. Briefe auf Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Polnisch und Russisch können wir dank der Fremdsprachenkenntnisse unserer Ehrenamtlichen beantworten. Es kam aber auch schon vor, dass uns Briefe auf Mandarin zugeschickt wurden. Da haben wir ein Standard-Antwortschreiben auf Englisch zurückgeschickt.
Das Nikolauspostamt im alten Schulhaus St. Nikolaus im Warndt ist noch bis zum 22. Dezember geöffnet. Bei einem Kaffee oder heißer Schokolade kann dort jeder seinen persönlichen Brief schreiben, mit Nikolaus-Sondermarken frankieren und mit dem Nikolaus-Sonderstempel abstempeln und verschicken lassen.
Adresse: Im Spitzenfeld 1, 66352 Großrosseln St. Nikolaus
Öffnungszeiten:
montags bis freitags: 16.30 bis 18.30 Uhr
samstags: 10-11.30 Uhr
Heilig Abend (24.12.): 10-12 Uhr
Sonntags geschlossen
www.nikolauspostamt.de

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