Vom Umgang mit der Selbstverständlichkeit

Völklingen/Großrosseln. Die Gemeinde Großrosseln bringt es in ihrer Webpräsenz auf den Punkt: "Kein anderes virtuelles Medium hat in dem letzten Jahrzehnt unser Leben mehr verändert als das Internet. Diese Möglichkeiten zu nutzen, ist gerade für Sie, die Sie im Augenblick auf unser Angebot zugreifen, eine Selbstverständlichkeit geworden

Völklingen/Großrosseln. Die Gemeinde Großrosseln bringt es in ihrer Webpräsenz auf den Punkt: "Kein anderes virtuelles Medium hat in dem letzten Jahrzehnt unser Leben mehr verändert als das Internet. Diese Möglichkeiten zu nutzen, ist gerade für Sie, die Sie im Augenblick auf unser Angebot zugreifen, eine Selbstverständlichkeit geworden." Mit diesen Worten begrüßt (Noch-) Bürgermeister Peter Duchene (CDU) die Nutzer. Über das Internet erledigen viele ihre Geschäfte und Behördengänge, eine Webpräsenz ist Kommunikationsort und Visitenkarte. Doch wie schlagen sich die kommunalen Portale von Völklingen und Großrosseln in einem Test?Das Grußwort von Peter Duchene lässt vermuten, dass die Warndtgemeinde dem Nutzer online auf Augenhöhe begegnen möchte. Das Internet aber als eine "Selbstverständlichkeit" im Tagesgeschäft der Kommune zu erklären, fällt auf den ersten Blick schwer. Unter der Rubrik "Aktuelles" öffnet sich am Testtag, dem 2. Februar, eine gähnend weiße Leere. Ein Klick auf den Menü-Punkt "Veranstaltungen" führt zu dem Versprechen: "Hier finden Sie den Veranstaltungskalender 2010".

Auf Anfrage der SZ sagt Bernd Degenhardt von der Gemeindeverwaltung, dass hier die Aktualisierung am Laufen sei, die neuen Termine stünden in wenigen Tagen online. Und der Menü-Punkt "Aktuelles" werde immer dann gefüllt, wenn auch etwas Aktuelles ansteht - wie etwa die Reisemesse vor rund einer Woche. Danach wird es gelöscht. "Grundsätzlich versuchen wir immer, an der Zeit zu sein." Degenhardt lässt ausblicken, dass das Rosseler Webportal bis April völlig überarbeitet werde. Dann soll der Schwerpunkt auf Tourismus liegen.

Der aktuelle Servicecharakter der Rosseler Webseite beschränkt sich auf eine Kontaktdatensammlung von verschiedenen Einrichtungen, wobei die Menü-Führung hierhin einfach zu bewältigen ist. Die spartanisch gestaltete Seite in dunkelblau und weiß besticht mit Übersichtlichkeit. Ein Pluspunkt, der Nutzer findet sich sehr schnell zurecht.

Möchte er sich ein bestimmtes Formular online beschaffen, reicht die Kommune ihn direkt von der Startseite aus auf das Bürgerdienste-Portal Saar weiter - eine Gemeinschaftsseite saarländischer Kommunen für solche Zwecke. Dieses aber konfrontiert mit einer Fülle an Formulartiteln wie "Anlage Anteilsbewertung zur Erklärung zur Feststellung des Bedarfswerts" - in erschwerendem Amtsdeutsch allein alphabetisch sortiert. Dies gestaltet sich vor allem für Laien lästig, wenn sie nach etwas suchen, ohne die genaue Bezeichnung zu kennen. Dafür bietet Großrosseln dagegen eine sehr übersichtliche Tabelle mit zuständigen Ansprechpartnern in der Gemeinde. Sie gibt es unter den Punkten "Bürgerservice", dann "Info-Tafel". Über den Menüpunkt "Bereitschaft" gelangt man rasch zu wichtigen Arzt-, Apotheken- und Tierarztnummern. Dann fällt es auch nicht so sehr ins Gewicht, dass die Eingabe "Tierarzt" in die Direktsuche nur zu einer groben Telefon-Liste mit Arzt, Polizei und Feuerwehr führt, aber keinen Tierarzt bietet.

Die Veterinär-Direktsuche auf der Völklinger Internetseite führt zu einer Trefferliste mit Texten. Auch hier auf diesem Weg kein Kontakt. Dafür aber bietet die Hüttenstadt eine Fülle an (bebilderten) Informationen und sogar eine Wunsch-Kennzeichen-Abfrage unter dem Menü-Punkt "Rathaus". Jugendliche finden immerhin auf der verlinkten Seite der "jungen VHS" ein sie ansprechendes Design, Kinder nach etwas Suchen einen bunten Kinderstadtplan. Der Kultur fällt ähnlich viel Bedeutung zu wie der Bildung, dem Tourismus und den kommunalen Angelegenheiten. Auch hier landet der Nutzer bei den Bürgerdiensten Saar - der Link führt am Testtag in eine Sackgasse. An anderer Stelle aber bekommt der Ortsfremde interaktive Stadtpläne zur Orientierung geboten.

Der Nutzer hat die Möglichkeit, die "Stadtnachrichten" herunterzuladen und in der frisch veröffentlichten Einwohnerstatistik zu lesen. Das drei Klicks entfernte Veranstaltungsprogramm Kulturmeile ist aktuell, am 2. Februar lassen sich aber noch Termine vom Oktober 2010 finden, weil für jeden Veranstaltungsort das komplette Programm stehen gelassen wird, wie die Stadt auf SZ-Anfrage erklärt. Diese erscheinen dadurch aber lästigerweise ganz oben, da die Ereignisse chronologisch sortiert sind.

"Unsere Internetseite ist eine funktionale Geschichte, die dem Bürger den Weg zum Rathaus erleichtert", sagt Völklingens Sprecher Uwe Grieger. Und tatsächlich stehen auf jeder Unterseite Kontaktmöglichkeiten zur Stadt. Auf Foren und auf ein Gästebuch, in denen Völklinger Internetnutzer die Chance hätten, sich untereinander auszutauschen, verzichte man aber wegen des "enormen Aufwands", der damit verbunden sei. "Grundsätzlich versuchen wir immer, an der Zeit zu sein."

Bernd Degenhardt,

Gemeinde Großrosseln

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort