"Vernunftehe" bei den Protestanten

Völklingen/Großrosseln. Wie bereits berichtet, fusionieren am 1. Juni die Kirchengemeinden Karlsbrunn, Ludweiler und die Auferstehungskirchengemeinde Völklingen zur Gemeinde Völklingen-Warndt

 Wahrzeichen über 400-jähriger Tradition: die Hugenottenkirche in Ludweiler. Foto: Uli Barbian

Wahrzeichen über 400-jähriger Tradition: die Hugenottenkirche in Ludweiler. Foto: Uli Barbian

Völklingen/Großrosseln. Wie bereits berichtet, fusionieren am 1. Juni die Kirchengemeinden Karlsbrunn, Ludweiler und die Auferstehungskirchengemeinde Völklingen zur Gemeinde Völklingen-Warndt. Die Gründe erläuterten im Gespräch mit der SZ Helmut Paulus, Öffentlichkeitsreferent der beiden evangelischen Kirchenkreise an der Saar, Inge Wiehle, Pfarrerin der Auferstehungskirchengemeinde, sowie die Vorsitzenden der Presbyterien, Uschi Malter (evangelische Kirchengemeinde Ludweiler), Harald Neudeck (Karlsbrunn) und Gabriele Seewald (Auferstehungskirchengemeinde Wehrden/Geislautern/Fürstenhausen/Fenne).Diese Fusion sei sicherlich keine Liebesheirat, sondern mehr der Not gehorchend, zeigen sich alle Beteiligten einig. "Aber eine Vernunftehe ist bisweilen ja auch nicht die schlechteste Lösung", findet Paulus, auch wenn dies für die eine oder andere Gemeinde ein schmerzhafter Prozess sei. Die Hugenottengemeinde in Ludweiler könne so auf eine über 400-jährige Geschichte mit großer Tradition zurückblicken. Doch nun gelte es, Traditionen zu bewahren, aber dennoch nach vorne zu schauen und sich zusammenzuschließen. Die Gründe, die zur Fusion führen, lägen auf der Hand. "Die Kirchengemeinden müssen finanzierbar bleiben, die Pfarrdienstseelsorge muss gewährleistet bleiben", steckt Pfarrerin Wiehle den Rahmen, in dem sich die zukünftige Großgemeinde bewegen muss. Und man müsse der demografischen Entwicklung Tribut zollen, denn die Mitgliederzahlen sänken stetig, und das Kirchensteueraufkommen sei rückläufig.

"Jährlich sinkt die Zahl der Gemeindeglieder um ungefähr zwei Prozent, wir mussten also handeln", betont Uschi Malter, Vorsitzende des Ludweiler Presbyteriums. Längst vorbei sind die Zeiten, als bis zu fünf Pfarrer in den drei Gemeinden tätig waren. Jetzt müssen die neu geschaffenen Seelsorgebereiche mit insgesamt 5600 evangelischen Christen - nämlich die Kirchengemeinde Ludweiler-Warndt und die Völklinger Stadtteile Geislautern und Wehrden als ein Bereich sowie die Kirchengemeinde Karlsbrunn und die Stadtteile Fürstenhausen und Fenne als zweiter Seelsorgebereich - mit zwei Pfarrern auskommen. Jeder ursprünglich selbstständigen Kirchengemeinde steht nur noch eine Zweidrittel-Pfarrstelle zu. Die zweite (derzeit vakante) Pfarrstelle für die neue Gemeinde wurde, so Pfarrerin Wiehle, inzwischen ausgeschrieben. "Zerteilen" musste sich die Pfarrerin in den vergangenen Jahren ohnehin. Karlsbrunn war seit dem Weggang von Pfarrer Schumann vor vier Jahren verwaist und wurde mitbetreut von ihr und dem ehemaligen Ludweiler Pfarrer Ulrich Harth, der im Sommer einen neuen Wirkungskreis fand.

Ab kommendem Jahr wird es nur noch ein Presbyterium mit 18 Mitgliedern geben, das im Februar 2012 gewählt wird. Bis dahin wird ein Bevollmächtigtenausschuss das Sagen haben, der aus den bisherigen drei Presbyterien gebildet wird. Die Zahl der Pfarrbüros wird auf zwei reduziert - eines in Karlsbrunn und eines in Ludweiler. Im Vorfeld wurde auch über andere Möglichkeiten diskutiert, etwa eine kleinere Lösung mit Ludweiler und Karlsbrunn und einer Völklinger Gemeinde mit Auferstehungs- und Versöhnungskirchengemeinde. Doch dies sei, so Gabriele Seewald, finanziell nicht zu verwirklichen gewesen.

< Weiterer Bericht folgt.

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