Bürgermeister von Großrosseln gibt Auskunft „Die Polizei zeigt viel Präsenz“

Großrosselns Bürgermeister zum Spielhallen-Problem, zur französischen Kaufkraft und zu den Plänen fürs neue Jahr.

 Großrosseln aus der Vogelperspektive. In der Mitte die Kirche St. Wendalinus, etwas links davon das Doppel-Gebäude des Rathauses.

Großrosseln aus der Vogelperspektive. In der Mitte die Kirche St. Wendalinus, etwas links davon das Doppel-Gebäude des Rathauses.

Foto: BeckerBredel

Herr Jochum, ein leidiger Dauerbrenner in Großrosseln sind ja die Spielcasinos, deren Kundschaft mitunter für Ärger sorgt und in denen es auch schon Überfälle gab. Zeichnet sich - wenn Corona schon sonst nichts Gutes bringt - durch den eingeschränkten Publikumsverkehr wenigstens in dieser Hinsicht etwas Entspannung ab?

Bürgermeister Dominik Jochum: Nicht nur wegen Corona. Auch der Sicherheitspakt mit dem Innenministerium und vor allem die gute Zusammenarbeit zwischen Polizeiinspektion Völklingen und unserer Ortspolizeibehörde haben sich bewährt – die Polizei zeigt in der Gemeinde viel Präsenz und führt häufige Kontrollen durch. Und nicht zu vergessen der neue Sicherheitsbeirat, an seiner Spitze Fred Schuler, der die Polizeiarbeit tatkräftig unterstützt.

Wie viele Spielhallen oder Casinos gibt es eigentlich auf Großrosseler Gebiet?

Jochum: Es sind nur drei „echte“ Spielhallen. Die sind aber nicht das ganze Problem. Denn zu den Casinos kommen etliche Gaststätten, die hauptsächlich von ihren Spielautomaten zu leben scheinen, auch wenn inzwischen nur noch zwei Automaten pro Gaststätte erlaubt sind. Da gibt es schon die ein- oder andere Gaststätte, die „scharf“ kontrolliert werden muss – und das machen wir auch.

Lassen sich denn Neuansiedlungen in Gewerbegebieten verhindern?

Jochum: Wir versuchen das, es ist aber rechtlich sehr schwierig. Auch für die Untere Bauaufsicht, die letztlich die Entscheidung trifft, sich dabei aber an bestehendes Recht halten muss. Derzeit will sich ja ein weiteres Casino in einem Gewerbegebiet in Dorf im Warndt ansiedeln. Der Gemeinderat und die Untere Bauaufsicht haben das zwar bisher erfolgreich abgelehnt, was aber nicht grundsätzlich, sondern wegen bestimmter Details der Planung möglich war. So wollte der Investor zum Beispiel ein über 100 Quadratmeter großes Casino bauen, das konnte abgelehnt werden. Jetzt ist er mit seinem Plan auf 99 Quadratmeter zurückgegangen, das liegt im genehmigungsfähigen Bereich. Wir werden aber alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Spielcasinos in der Nähe von Wohngebieten zu verhindern.

Und wie überstehen die herkömmlichen Geschäfte in Großrosseln wirtschaftlich die Pandemie?

Jochum: Die Geschäfte hier hat es, durch die Einschränkungen im Grenzverkehr, schon besonders hart getroffen. Sie müssen bedenken, dass im Schnitt etwa 70 Prozent der Kunden aus Frankreich kommen. Ohne die Kaufkraft aus Frankreich gäbe es die Vielzahl der Discounter und Einzelhandelbetriebe in der Gemeinde Großrosseln nicht. Zudem gibt es hier auch noch etliche inhabergeführte kleinere Geschäfte, die ebenfalls vom Grenzverkehr profitieren. Ich denke, die staatlichen Zuschüsse haben geholfen, aber nicht alle Verluste kompensiert. Ich hoffe, dass dennoch alle Geschäfte – für die wir auch werben – nach der Pandemie weitermachen können. Sollte aber noch ein Lockdown kommen, steht zu befürchten, dass es nicht alle schaffen.

Das neue Jahr bringt aber auch neue Investitionen?

Jochum: Wichtigstes Thema wird der Kindergarten im Ortsteil Großrosseln sein. Der Gemeinderat hat ja mehrheitlich entschieden, die Alte Schule in Großrosseln in einen Kindergarten umzubauen.  Nach derzeitigem Planungsstand beläuft sich die Bausumme auf etwa fünf Millionen Euro. Die konkreten Planungen werden jetzt beginnen. Wenn alles nach Plan läuft, ist mit einer Bauzeit von etwa 36 Monaten zu rechnen.

Kürzlich ist auch die Entscheidung gefallen, dass Karlsbrunn ein Dorfgemeinschaftshaus bekommt?

Jochum: Der Stand der Planung ist, dass das ehemalige Hotel Waibel abgerissen wird und auf der dann freien Fläche das Dorfgemeinschaftshaus entsteht. Es ist ein wichtiges Projekt für den Ort, in dem es keine Möglichkeiten für größere Veranstaltungen gibt. Wir hoffen auf einen positiven Förder-Bescheid der Ministerien.

Was steht noch an?

Jochum: Der Vorplatz der Alten Schule in St. Nikolaus, die ja auch als Nikolaus-Postamt dient, wird neu gestaltet, und 20 Bushaltestellen werden barrierefrei umgebaut. Zudem fließen etwa eine Million Euro in Kanalsanierungen. Auch wird die Gemeinde mit dem Erstellen eines Hochwasser- und Starkregen-Vorsorgekonzeptes beginnen. An den Friedhöfen wird ebenfalls investiert. So sollen in Dorf im Warndt Baumbestattungen ermöglicht werden.

Jochum: Wir stehen in Großrosseln in den Startlöchern. Zuletzt hatte sich aber nichts Neues getan. Ich hoffe, dass die Versprechen, die vom Land gemacht wurden, zügig umgesetzt werden und wir nicht noch Jahre warten müssen, bis wieder ein Zug über unsere Schienen rollt. Für den Warndt wäre die Rosseltalbahn mit Sicherheit eine sehr sinnvolle Sache, gerade unter dem Aspekt des Umweltschutzes.

 Dominik Jochum (CDU), Bürgermeister von Großrosseln .

Dominik Jochum (CDU), Bürgermeister von Großrosseln .

Foto: BeckerBredel
 Eingeschränkter Grenzverkehr bedeutet für Großrosseln weniger Kaufkraft im Ort, denn von der kommen etwa 70 Prozent aus Frankreich.

Eingeschränkter Grenzverkehr bedeutet für Großrosseln weniger Kaufkraft im Ort, denn von der kommen etwa 70 Prozent aus Frankreich.

Foto: dpa/Oliver Dietze
 Großrosseln hofft auf die Reaktivierung der Rosseltalbahn. Hier die alten Schienen an der ehemaligen Grube Velsen.

Großrosseln hofft auf die Reaktivierung der Rosseltalbahn. Hier die alten Schienen an der ehemaligen Grube Velsen.

Foto: BeckerBredel

Im vorigen Jahr hatten Sie und Ihre Frau ja auch eine ganz persönliche „Zukunftsinvestition“ – Sie sind Eltern geworden. Ändert das den Blick auf die Zukunft?

Jochum: Kinder bedeuten immer Zukunft und führen uns tagtäglich vor Augen, dass es weitergeht. Ich und auch meine Frau hoffen, dass es der Regierung gelingt, den Klimaschutz voranzutreiben, denn auch unsere Kinder haben das Recht, dass sie auf einem annähernd gesunden Planeten leben.

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