Streit um historische Grabmale in St. Nikolaus

St. Nikolaus. Zwei Weltkriege fegten über die sieben Grabmale hinweg, sie hielten stand. Von der Vergangenheit zeugen heute noch Einschusslöcher, abgesprengte Kanten, ein beschädigtes Kreuz. Ob die sieben historischen Grabsteine allerdings dem Sicherheits-Standard, der in der Verkehrssicherungspflicht der Kommunen festgelegt ist, noch standhalten, steht unter Zweifel

 Geht es nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand der Großrosseler Gemeindeverwaltung, müssen auf dem Friedhof in St. Nikolaus sieben historische Grabsteine entfernt werden. Foto: Andreas Engel

Geht es nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand der Großrosseler Gemeindeverwaltung, müssen auf dem Friedhof in St. Nikolaus sieben historische Grabsteine entfernt werden. Foto: Andreas Engel

St. Nikolaus. Zwei Weltkriege fegten über die sieben Grabmale hinweg, sie hielten stand. Von der Vergangenheit zeugen heute noch Einschusslöcher, abgesprengte Kanten, ein beschädigtes Kreuz. Ob die sieben historischen Grabsteine allerdings dem Sicherheits-Standard, der in der Verkehrssicherungspflicht der Kommunen festgelegt ist, noch standhalten, steht unter Zweifel. Im amtlichen Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Großrosseln vom 5. März wurde mitgeteilt, dass die Gräber beseitigt werden sollen. Die Prüfer vom Friedhofsamt waren von ihrer Standfestigkeit nicht überzeugt. Im Mitteilungsblatt hieß es allerdings weiter, die drei ältesten der steinernen Zeugen sollten erhalten und restauriert werden. Es bestehe ferner die Möglichkeit, "auf eigene Kosten" auch die anderen Gräber zu erhalten. Nach Angaben von Bauamtsleiter Eduard Rupp wird derzeit geprüft, welche der Grabmale tatsächlich erhaltenswert seien. Schließlich solle eine Kostenermittlung erstellt werden. Eingebunden in die Überprüfung sei die Ortsvorsteherin Irina Pfortner. In St. Nikolaus werde darüber nachgedacht, so Rupp, eventuell über eine Vereinsgründung notwendige Mittel aufzutreiben. Die sieben Grabsteine stehen in einer Linie und trennen den alten Teil des Friedhofs vom neuen, etwa in Höhe der Trauerhalle. Christel Zieder gehört einer Familie an, die seit vielen Generationen in St. Nikolaus ansässig ist. In einem der alten Gräber liegen auch einige ihrer Vorfahren. Die pensionierte Lehrerin schüttelt nur den Kopf, als sie von den Plänen der Gemeinde berichtet. "Ein Sack Zement und ein wenig guter Wille" seien nötig, um die Erinnerungsträger zu erhalten, sagt sie. "Anstatt den teuren Zaun um den Friedhof zu bauen, hätte man besser ein wenig in die Erinnerung und Denkmalpflege investiert". Die 77-Jährige wünscht sich, dass die letzten Reste des alten Friedhofs als Erinnerung und Denkmal erhalten bleiben. Mit ihrer Meinung stehe sie nicht alleine, betont sie. Der Friedhof in St. Nikolaus wurde um die Jahrhundertwende angelegt. Die erste Beisetzung datiert aus dem Jahre 1905. Davor, so erzählt Christel Zieder, seien die Toten in Emmersweiler beerdigt worden, und davor in Merlebach. Schon einmal, so Zieder, vor etwa 15 Jahren, sollten die Grabdenkmäler abgeräumt werden. Damals sei es ihr gelungen, die Gräber zu retten.Grabmale, die einer offiziellen Standfestigkeitsprüfung nicht widerstehen, werden üblicherweise gekennzeichnet oder gleich umgelegt. Der (zugegeben laienhafte) Test, den der SZ-Reporter an den historischen Steinen vornahm, führte zu folgendem Ergebnis: Sie standen felsenfest. "Ein Sack Zement und ein wenig guter Wille sind nötig."Christel Zieder, 77

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