Sonnenenergie vom alten Schacht"Erst eine Sache zu Ende bringen"

St. Nikolaus. Bei 40 Grad in der prallen Sommersonne gelten öffentliche Veranstaltungen eher als nicht gesellschaftsfähig. Es sei denn, es handelte sich um die Inbetriebnahme eines Solarparks, der ja nie zu viel Sonne abbekommen kann. Zu solch einem Anlass kann es also sinnigerweise gar nicht heiß genug sein

St. Nikolaus. Bei 40 Grad in der prallen Sommersonne gelten öffentliche Veranstaltungen eher als nicht gesellschaftsfähig. Es sei denn, es handelte sich um die Inbetriebnahme eines Solarparks, der ja nie zu viel Sonne abbekommen kann. Zu solch einem Anlass kann es also sinnigerweise gar nicht heiß genug sein. So schlenderten denn am gestrigen Nachmittag über 100 Gäste auf eine nicht mehr ganz leicht erreichbare kleine Festfläche auf dem Gelände der ehemaligen Gruben-Schachtanlage Merlebach-Nord in St. Nikolaus. Die frühere Brache, 80 000 Quadratmeter groß, ist ja nun mit exakt 25 200 Solarmodulen zumindest halb voll gestellt. Etwa 40 Mechaniker, darunter die Hälfte im Saarland rekrutiert, hatten dreieinhalb Monate damit zu tun, die Module nach Süden in einem Winkel von 20 Grad zur Sonne aufzustellen. Und zwar so, dass auch am Tag mit dem tiefsten Sonnenstand (20. Dezember) eine gegenseitige Beschattung ausgeschlossen ist. Man muss also genau austarierte Abstände einhalten, um optimale Wirkung zu erreichen. Die Anlage soll jährlich 2,7 Millionen Kilowatt Strom ins Netz einspeisen. Das soll für die Versorgung von 900 Haushalten genügen. Über zehn Millionen Euro wurden dem Vernehmen nach ausgegeben; nach 12 bis 15 Jahren soll sich die Investition dann zu rentieren beginnen. Kreditgebende Bank ist die Genossenschaftsbank Levo aus Lebach.Wie zu erfahren war, ist die Montage einer solchen Anlage weniger eine technische als eine logistische Herausforderung - man wolle immer alles schnell und nah bei sich haben, damit man es nur einmal in die Hand nehmen müsse, so Mike Wehn vom Anlagenbauer FFT aus Fulda. Der Solarpark gilt als nahezu wartungsfrei. Bis ein Zaun rundum gezogen ist, sorgt ein Wachdienst für Ordnung. Die Kontrolle der betrieblichen Abläufe soll im wesentlichen von der Firmenzentrale in Kirchheim/Teck erfolgen. Eine gute ZusammenarbeitGroßrosselns Beigeordneter Fred Schuler freute sich, dass in dem gesamten Vorhaben alles "geflutscht" sei: Die Gemeinde habe schnell und einvernehmlich genehmigt, und der Investor habe schnell und zuverlässig gebaut, und zwar ohne die Nerven der St. Nikolauser zu strapazieren. Als bemerkenswert wurde hervorgehoben, dass der Investor seine Anliegen mehrfach persönlich vortrug und nicht an Mitarbeiter delegierte. Wie Anfang Mai in Aussicht gestellt, war die die Photovoltaikanlage mit dem nahe liegenden Arbeitstitel "Merlebach-Nord" technisch Ende Juni ans Netz gegangen. Und Investor Jörg Mosolf (siehe unten stehendes Interview) lud die Beteiligten, vor allem die Anlieger, gestern erneut zu einem kleinen Fest bei Bier, Limo und Wurst ein. Und gab bekannt, dass er die Anlage am liebsten verdoppeln möchte. Herr Mosolf, was bringt einen gestandenen Speditionsunternehmer dazu, in Photovoltaik zu investieren?Jörg Mosolf: Wir haben vor zwei Jahren auf der Suche nach neuen Betätigungen mit der Projektierung von Solaranlagen begonnen. Dann haben wir uns bei der Naturlandstiftung als Pächter um das Gelände beworben und den Zuschlag erhalten.Sollte es ein saarländisches Projekt sein?Mosolf: Ich habe private und wirtschaftliche Bindungen hierher. Wir haben zwei Speditionsbetriebe in Überherrn und Saarlouis, außerdem habe ich acht Jahre an der Saar gewohnt. Sie hatten angekündigt, sich auch kulturell und sozial im Warndt zu engagieren.Mosolf: Ich habe die Idee eines Museums zum Thema Kohle und Energie. Außerdem habe ich den Birkenhof in Erbbaupacht übernommen. Um dort was zu tun?Mosolf: Es könnte eine Wiederbelebung geben, mit Tieren, für Kinder. Genaues dazu kann ich aber noch nicht sagen. Ich will nämlich immer erst eine Sache zu Ende bringen, ehe ich eine neue beginne. Das heißt, ich möchte zunächst das Solarfeld erweitern. Die planerische Vorbereitung der angrenzenden Flächen in Richtung Süden ist in Arbeit. Wir können bis Ende des Jahres für das Projekt grünes Licht haben.

RückschauDie Schachtanlage Merlebach-Nord in St. Nikolaus wurde von 1947 bis 1952 vom französischen Bergbau-Unternehmen HBL erbaut. Schacht und Gebäude waren so dimensioniert, dass sie eigenständige Kohleförderung erlaubten. Genutzt wurden sie dafür jedoch nie. Merlebach-Nord diente - als Nebenschacht der Grube Freyming-Merlebach - nur für Wasserhaltung, Bewetterung, Berge-Transport. Vor allem aber für die Seilfahrt; ein Schienenbus namens Picasso brachte auf eingleisiger Schienenstrecke die Bergleute über die Grenze zur Arbeit und zurück. 2003 endete die Kohleförderung in Freyming-Merlebach. Damit verlor auch der Nebenschacht seine Funktion. 2004 wurde das zeittypische Bau-Ensemble in St. Nikolaus - Fördergerüst, Schachthalle, Fördermaschinen- und Schalthaus, Grubenbahnhof samt Wagenumlauf und Bahntrasse sowie Maschinen - unter Denkmalschutz gestellt. Erhaltungs- oder Sicherungsmaßnahmen gab es jedoch nicht. Eigentümerin der Anlage ist heute die Naturlandstiftung. dd

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