Fastnachts-Jubiläum in Großrosseln Seit 100 Jahren ist „Doll Doll“ närrisch

Grossrosseln · Ein stolzes Jubiläum feiert der Karnevalsverein „Doll Doll“ in diesem Jahr in Großrosseln. 200 Aktive freuen sich schon auf die tollen Tage.

 Dieses Bild entstand in der Gründungszeit des Karnevalsvereins „Doll Doll“.

Dieses Bild entstand in der Gründungszeit des Karnevalsvereins „Doll Doll“.

Foto: KV Doll Doll Großrosseln

In dieser Session feiert der Großrosseler Karnevalsverein „Doll Doll“ seinen 100. Geburtstag. „Doll Doll, mir mache die 100 voll“, lautet das Motto. Die Fastnachtstradition im Ort ist noch älter. Aus Erzählungen weiß man, dass bereits seit 1888 regelmäßig Umzüge veranstaltet werden. Nach dem Ersten Weltkrieg organisierten sich die Narren als Verein.

„Im Moment haben wir keine Nachwuchssorgen“, sagt Präsident Ludwig Müller im SZ-Gespräch. „Aber wir freuen uns über jedes weitere junge Mitglied“, fügt Beisitzer Karl Fuss hinzu. Die beiden loben die familiäre Atmosphäre im Verein. Die Karnevalstruppe ist bestens aufgestellt, bei ihren Kappensitzungen treten fast ausschließlich Akteure aus den eigenen Reihen auf. In den verschiedenen Garden tanzen 70 bis 80 Mädchen. In der Mini-Mini-Garde wirken sogar drei Buben mit. Außerdem gibt es mehrere Schautanzgruppen. Die Büttenredner nehmen die Prominenz und sich selbst auf die Schippe, und das Panikorchester haut ordentlich auf die Pauke. Hinter den Kulissen wird ebenfalls fleißig in die Hände gespuckt. Einige Beispiele: Das Nähteam, die Schminker und die Techniker sorgen dafür, dass an den tollen Tagen alles klappt. Müller und Fuss schätzen, dass sich knapp 200 aktive Mitglieder engagieren.

Eine Besonderheit des Vereins: Die Narren werden nicht von einem Prinzenpaar regiert, sondern allein von Prinz Karneval. Das bedeutet nicht, dass die Frauen nichts zu sagen hätten. Im Elferrat schwingen ausschließlich Damen das Zepter.

Die Vereinsmitglieder engagieren sich überall in der Gemeinde, und das nicht nur in der fünften Jahreszeit. „Doll Doll“ ist beim Dorffest dabei, im Sommer wird ein Kinderfest organisiert, und am Fetten Donnerstag besuchen die Jecken den Kindergarten und die Grundschule.

Höhepunkt des Rossler Faasend ist der traditionelle Umzug. Wenn den Karnevalisten andernorts schon allmählich die Puste ausgeht, laufen die Faasebooze im Warndt noch einmal zur Hochform auf. Am Fastnachtdienstag ziehen regelmäßig etwa 75 bis 80 Gruppen durch die Straßen. 1962 und 1991 gab es wegen des Grubenunglücks in Luisenthal und des Golfkrieges keine Parade. Und 2016 fiel der närrische Gaudiwurm den Wetterkapriolen zum Opfer.

Traurig waren die Mitglieder von „Doll Doll“ auch, als sie ihre geliebte Warndtburg verlassen mussten. Von 1976 bis 2006 war das Gebäude eine uneinnehmbare Festung der guten Laune. Nach dem Abriss wechselte der Verein in die Rosseltalhalle. Dort sind die Karnevalisten mittlerweile heimisch geworden. „Wir fühlen uns pudelwohl“, versichern Fuss und Müller.

Und woher kommt der Name „Doll Doll“? 2003 hatte Ehrenpräsident Gerhard Kinsinger in der SZ die Herkunft erklärt. Sie hängt mit dem Bergbau zusammen: Früher wurden die schweren Loren die Schlackenhalden hochgezogen. Dabei ließ es sich nicht vermeiden, dass ab und zu ein Wagen umkippte und samt Inhalt den Berg hinunterpurzelte. Da konnte man nichts mehr machen, und die Kumpel kommentierten das Geschehen gelassen mit den Worten „Doll Doll!“

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