Schaschlik à la Rudy geht immer

Naßweiler · Kein anderer Betrieb zwischen Nassweiler und Freyming-Merlebach hat sich so lange gehalten wie der Euro Snack der Metzgerfamilie Keller. Saubere Ware und ein sauberer Gehweg vor dem Haus machen die Frankreich-Strategie des Familienunternehmens aus.

 Stets dienstbereit im Euro Snack am Bremerhof in Naßweiler: Besitzer Jörg Keller (links) und sein Mitarbeiter Robert Schaké. Foto: Rich Serra

Stets dienstbereit im Euro Snack am Bremerhof in Naßweiler: Besitzer Jörg Keller (links) und sein Mitarbeiter Robert Schaké. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Der Name Rüdiger kommt einem Franzosen nicht leicht über die Zunge, und so wurde Metzger Rüdiger Keller aus Emmersweiler, als er 1969 am Bremerhof zwischen Naßweiler und Freming-Merlebach einen ersten Rostwurstwagen aufstellte, auch nur Rudy gerufen. Bis heute hat sich der Name "Chez Rudy" als Untertitel des Imbissbetriebes gehalten.

Die Franzosen, die zu 80 Prozent die Kundschaft ausmachen, kommen immer noch "bei den", also "chez" Rudy, obwohl der Gründer schon verstorben ist. Das Unternehmen ist auch nicht mehr dasselbe, war schon 1985 in feste Mauern ans Ende der einen Kilometer langen Straße gezogen, in einen ehemaligen Tante-Emma-Laden.

Geblieben ist aber die quasi kulinarische Frankreich-Strategie des Familienbetriebes, der seit 2002 von Sohn Jörg geführt wird. Der 50-Jährige, dem Frau, Sohn und zwei Mitarbeiter zur Hand gehen, ist ebenfalls Metzgermeister und setzt in Kellers Euro Snack, so der Hauptname, weiterhin auf eine Speisekarte, die man in Frankreich kaum antrifft: handwerklich hergestellte Rostwurst, Hähnchen und selbst gesteckte Schaschlik-Spieße mit Nierchen, deren Schmorsaft die Basis für die Tunke der Curry-Wurst ist, auf selbst gemachte Salate mit Nudeln oder Bohnen.

"Wenn es mal eine Krise geben sollte, so hat mein Vater immer gesagt, dann verkaufen sich ein halbes Hähnchen und eine Wurst in guter Qualität immer noch", zeigt Jörg Keller weiterhin Vertrauen in das Geschäftsmodell.

Wobei der Boden für die "Krise" vor allem mit der Schließung der französischen Grube Merlebach bereitet worden sei, wohl auch mit dem Bau der Autobahn, wodurch keine Lastwagen mehr hier verkehrten. Läden, Amüsierbetriebe und Kino schlossen, die Leerstände wurden, wenn überhaupt, mit Spielhallen und Tabakverkaufsstellen gefüllt.

Das Publikum ist heute nicht mehr gemischt, sondern überwiegend jung, männlich und wenig kaufkräftig. Auch Jörg Keller hat in seinem Betrieb zwei Geldspielautomaten aufstellen lassen. Sie sollen aber nicht Anziehungspunkt sein, sondern einen Nebenbeitrag zur Kostendeckung leisten. Dass zwischen den beiden Geräten sein Meisterbrief hängt, soll den Anspruch des Unternehmens symbolisieren.

Wenn Jörg Keller einen Wunsch frei hätte, dann wäre es eine Kehrmaschine, die täglich die Straße beführe. Er selbst macht immer vor seiner Tür sauber und hängt Mülleimer auf. Da in etlichen anderen Läden aber keine Eigentümer, sondern Angestellte arbeiteten, finde er, wie er sagt, kaum Nachahmer.

Durch beleuchtete Durchgänge zwischen der Straße Bremerhof und der parallel verlaufenden französischen Nationalstraße N 3 könnte man das Geschehen für Fußgänger ungefährlicher gestalten, ist er überzeugt. So oder so, die Kellers lassen sich durch den Qualitätsrückgang in der Nachbarschaft nicht verdrießen: Schaschlik à la Rudy gehe immer.

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