Stresstest im Bus „Eine solche Fahrt ist eine Qual“ – Baustelle auf A620 sorgt nicht nur bei Autofahrern für Frust

Großrosseln/Völklingen/Saarbrücken · Bei Staus und Umleitungen bieten Busse und Züge keine Vorteile. Die Bauarbeiten und Vollsperrung auf der A620 belastet auch den öffentlichen Nahverkehr. Die Nerven liegen blank. Ein Erfahrungsbericht.

 Studentin Sara Rink an einer Bushaltestelle in Saarbrücken.

Studentin Sara Rink an einer Bushaltestelle in Saarbrücken.

Foto: BeckerBredel

Bauarbeiten und Vollsperrung auf der A620 zwischen Gersweiler und dem Messegelände verursachen nicht nur kilometerlange Staus und nerven Autofahrer. Sie behindern auch den öffentlichen Nahverkehr, der unter solchen Bedingungen für die Nutzer zum Zeitfresser wird. Sara Rink fährt Bus auf dem Weg zwischen Großrosseln und Saarbrücken, wo die Studentin ein Praktikum absolviert, und hat die Strecke jeden Tag zu meistern.

„Von Großrosseln aus benötigte ich vor der Sperrung mit den Bussen der Linie 166, 167, 184 und 110 in unterschiedlicher Abfolge etwa 30 bis 45 Minuten bis in die Saarbrücker Innenstadt. Mit dem Auto dauert es ebenfalls eine knappe halbe Stunde“, schildert die Studentin, die dieses Nahverkehrsangebot an normalen Tagen als durchaus attraktiv ansieht.

Bauarbeiten an der A 620 – Stau und Stillstand auf der Umleitung​
22 Bilder

Bauarbeiten an der A 620 – Schlangen und Stillstand auf der Umleitung

22 Bilder
Foto: BeckerBredel

Bus-“Schnellverkehr“ von Völklingen nach Saarbrücken?

Doch: „Jetzt, mit der Baustelle, hat sich die Fahrt in ein sehr anstrengendes Unterfangen verwandelt. Es zieht sich, wenn man ans Ziel kommen will, denn nun benötige ich morgens für meinen Arbeitsweg etwa zwei Stunden, um durch den Stau auf der Autobahn und die Umleitung durch Burbach zu kommen, was eine Zumutung ist. Temperaturen von über 30 Grad und volle Busse erschweren die lange Fahrt deutlich.“

Das Tragen der Masken werde unter diesen Umständen fast unerträglich, „schon nach dem Einsteigen und den ersten Metern fängt man an zu schwitzen.“ Immerhin: Die Busse sind jetzt nicht überfüllt, bis auf der Linie 110 von Völklingen nach Saarbrücken, „die auch noch ironischerweise ‚Schnellverkehr‘ auf dem Schild stehen hat. Schnell ist in dieser Zeit aber gar nichts“, so die junge Frau.

„Eine solche Fahrt ist eine Qual“

Sie ergänzt: „Bis zur Arbeit bin ich bereits nass geschwitzt und brauche erst mal eine Minute, um durchatmen zu können. Eine solche Fahrt ist eine Qual. Die älteren Menschen im Bus tun mir besonders leid.“ Einige der Buslinien, die über die A620 oder durch Burbach fahren, wie die 110, seien von massiven Verspätungen betroffen. Im Stau werfe dann auch noch jeder Stopp an einer Haltestelle den Bus weiter zurück, auch wenn der Bus beim Halt auf der Fahrbahn steht und von genervten Autofahrern überholt wird, die er dann ebenfalls noch vor sich hat.

Durch die Staus – auch an den Ampeln in Völklingen und Burbach – verpasst man zudem die Anschluss-Verbindungen. „Die Menschen in den Bussen sind genervt, erschöpft und gereizt“, so die Studentin, „alternativ könnte ich von Großrosseln auch nach Völklingen fahren und von dort den Zug nehmen“, doch ein Geheimtipp sei das nicht: „Die Züge sind im Berufsverkehr sehr voll“. Und nicht nur, dass man in Völklingen nie einen Sitzplatz bekomme: „Manchmal kommt man nicht einmal in den Zug, das Einsteigen ist nicht mehr möglich. 20 Minuten wartet man dann mindestens auf den nächsten und hofft auf einen Platz.“

Hinzu komme, dass in Großrosseln nur eine Buslinie höchstens zweimal pro Stunde fahre. „Seitdem die Benzinpreise gestiegen sind, sogar noch seltener“, ist Sarah Rinks Eindruck, die davon ausgeht, dass mindestens eine Tour gestrichen wurde; die habe sie oft genutzt, doch nun sei sie auch in der SaarVV App gar nicht mehr zu finden. Viele Freunde seien inzwischen vom Auto auf den ÖPNV umgestiegen, da ihnen, mit dem Auto, Staus und hohe Benzinpreise zu schaffen gemacht hätten. „Auch das Neun-Euro-Ticket lockte. – Die derzeitige Lage vermiest den Umstieg aber.“ Doch wie könnte sich die Lage bessern? „Mehr Züge könnten fahren. Mehr Busse würden nichts bringen, es sei denn, man böte ihnen einen exklusiven Weg durch die Baustelle oder an ihr vorbei. Aber ein Bus, der nicht vorankommt, lockt niemanden. Ein Bus, der den Individualverkehr stehenlässt, den würde man lieben. Eine konkrete Lösung habe ich dafür aber auch nicht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort