Große Show mit einem Haken Pyro-Effekte bleiben außen vor

Großrosseln · Beim Gastspiel von Kissin’ Time in Großrosseln gab es nur einen Mangel. Die Pyro-Effekte der großen Vorbilder waren hier untersagt.

 Erzrock mit der Kiss-Cover-Band Kissin’ Time in der Rosseltalhalle in Großrosseln: Die vier Kiss-Imitatoren tragen auch das weltbekannte Make-up ihrer vier Vorbilder im Gesicht.

Erzrock mit der Kiss-Cover-Band Kissin’ Time in der Rosseltalhalle in Großrosseln: Die vier Kiss-Imitatoren tragen auch das weltbekannte Make-up ihrer vier Vorbilder im Gesicht.

Foto: BeckerBredel

Plötzlich ist da Blut. Grellrot sprudelt es aus dem Schlund des Bassisten, nachdem Andy beim Auftritt seiner Kiss-Tribute-Band Kissin‘ Time auf seinem Viersaiter ein bizarres Solo gehämmert hat. Genau so, wie es sein Vorbild Gene Simmons von der Horror-Glame-Rockband Kiss über Jahrzehnte auf den Bühnen dieser Welt vorgelebt hat. Schaurig von unten von einem grünen Scheinwerfer angestrahlt, während die übrige Bühnenbeleuchtung den Hintergrund in tiefes Rot taucht. Und dann ist da die Zunge, die er immer wieder weit heraus streckt. Jetzt grellrot verfärbt vom Kunstblut, das ihm inzwischen über Wangen und Hals in den Ausschnitt geflossen ist.

„Wir sind sehr detailverliebt“, hat Thorsten, der Paul Stanley im Quartett, zwei Stunden zuvor gesagt. Da sind die vier Kiss-Imitatoren schon dabei, sich gegenseitig die weltbekannten Masken  in die Gesichter zu malen. Wie gesagt: Andy ist „Demon“ Gene Simmons, Thorsten „Starchild“ Paul Stanley, Olli der „Spaceman“ Ace Freley an der Gitarre und Mike der „Fox“ Eric Carr am Schlagzeug. Alle Kiss-Charaktere sind dabei.

„Wir haben auch einen Panzerturm gebastelt, wie ihn Kiss als Schlagzeugpodest bei ihren Shows haben“, so Thorsten vor der Show imr Rahmen der Erzrockreihe am vergangenen Samstag in der gut besuchten Rosseltalhalle. Auch wenn den Vieren das Teil in der heutigen Zeit zu martialisch erscheint: „Wir haben ihn mit dem Peace-Symbol und dem Spruch ,Make Rock ‘n‘ Roll not War‘ zum Friedenspanzer gemacht.“ Feuern kann die eingebaute Panzerkanone aber trotzdem – darf sie in Großrosseln aber nicht.

„Unsere Pyroeffekte wurden uns leider alle untersagt“, sagen die Musiker traurig. Während der Show greifen sie das Thema erneut auf: „Dabei dürfen wir das sonst sogar in Clubs, wo nur 150 Leute rein dürfen.“ So gibt es die ganzen Explosionen nur als Klangbeispiele über die Boxen zu hören, als sie eigentlich gezündet werden sollten. Kein Funkenregen, keine Feuersäulen, kein Feuerspucken, kein Kanonendonner und auch keine brennende Gitarre – die sonst so sehenswerten Show-Effekte der Kiss-Fans.

Die Liebe zum Detail schlägt von Anfang an durch. „Creatures of the night“ gibt es zu Beginn. „So heißt auch die aktuelle Show von Kiss, daran orientieren auch wir uns mit unserer Tribute-Show.“ An den Bühnenklamotten haben sie so lange rumgebastelt, bis sie den Originalen fast zum Verwechseln ähnlich sahen Die Gesten und Grimassen haben sie allesamt drauf, über die Jahrzehnte sind sie offenbar in Fleisch und Blut übergegangen. Viele kleinere Choreografien unter den Saitenartisten haben sie sich abgeschaut.

„Anfang der 80er haben sie bei uns in Kassel in der Eissporthalle gespielt, und ich war begeistert“, sagt Thorsten, der als „Paul“ den Hauptsänger gibt. Songs wie „Talk to me“, das wie im Original Gitarrist „Ace“ singt, also auch Kissin‘-Time-Olli. Klar, dass auch Bassmann „Demon“ Andy mal Frontstimme darf. Etwa beim als „Männerlied“ angekündigten „I wanna hear it loud“. Das Pendant dazu gibt es selbstverständlich auch. „Hier unser Song für die Ladies: ‚I was made’.“ Ja, die Kisses wussten und wissen die Damen noch immer genauso zu begeistern wie die Jungs – und so spiegelt es sich auch im  Publikum wider. Viele der Fans beider Geschlechter sind in Fanklamotten gekommen.

Auch Schlagzeuger Mike darf später noch seine Qualitäten als Leadsänger und seine Solokünste beweisen. Und dann die Zugabe, die Kissin‘ Time mit einer Hymne beschließen  „God gave Rock ‘n‘ Roll to you.“

Die Einheizerrolle bei der jüngsten Erzrock-Ausgabe fiel der in Völklingen und Umgebung bestens bekannten Band Magic zu. Passend zum Abend recht rocklastig, unter anderem mit Bon Jovi-, Queen- und Manfred-Man-Songs im Gepäck.

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