Post vom Nikolaus

St. Nikolaus. "Ich würde dich niemals verwechseln. Jetzt möchte ich, dass du nicht mehr weinst, sonst wird es eine traurige Weihnachtszeit." Daneben hat das Kind ein Bild vom Nikolaus gemalt - mit weißem Bart, roter Mitra auf dem Kopf und einem Bischofsstab

 Da St. Nikolaus ein vielbeschäftigter Mann ist, hat er ein 25-köpfiges Team, das die Briefe an ihn beantwortet: Dazu gehören Anja Schaumlöffel, Bianca Wagner, Sabine Gerecke und Erika Langer (unten v. l.) vom Festausschuss St. Nikolaus. Fotos: dpa/Wimmer

Da St. Nikolaus ein vielbeschäftigter Mann ist, hat er ein 25-köpfiges Team, das die Briefe an ihn beantwortet: Dazu gehören Anja Schaumlöffel, Bianca Wagner, Sabine Gerecke und Erika Langer (unten v. l.) vom Festausschuss St. Nikolaus. Fotos: dpa/Wimmer

St. Nikolaus. "Ich würde dich niemals verwechseln. Jetzt möchte ich, dass du nicht mehr weinst, sonst wird es eine traurige Weihnachtszeit." Daneben hat das Kind ein Bild vom Nikolaus gemalt - mit weißem Bart, roter Mitra auf dem Kopf und einem Bischofsstab. "Für Kinder ist es oft schwer, zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann zu unterscheiden", sagt Sabine Gerecke vom Festausschuss St. Nikolaus. Mit rund 25 Helfern beantwortet sie jedes Jahr über 12 000 Briefe an den Nikolaus aus der ganzen Welt. Früher seien ganze Stapel an Briefen an den Weihnachtsmann adressiert gewesen. Auf diese Verwechslung hinzuweisen, ist für den Festausschuss fast zur Mission geworden - eine Mission, die offenbar erfolgreich war. Die Briefe an den Weihnachtsmann werden immer weniger, meint Gerecke.Schöne und interessante Briefe hat sie aufgehoben. Da ist zum Beispiel ein rosafarbener Bogen in Blinden-Schrift. Oder eine Einladung zu einem Geburtstagsfest, in der steht: "Ich verspreche dir von ganzem Herzen, dass ich nicht mehr am Daumen lutsche." Häufig stellen die Kinder Fragen: Wo wohnst du, wie alt bist du, hast du eine Frau, wo parkt dein Schlitten, wie kommst du durch den Kamin, wieviele Engel hast du?

Manchen Briefen liegen Geschenke bei wie Strohsterne, eine Tafel Schokolade oder ein Schneemann aus Filz. Bunten Wunschzetteln gleichen Briefe mit ausgeschnittenen Bildern aus Spielzeug-Katalogen. Ferngesteuerte Autos, Barbies, Konsolen-Spiele und Handys lägen derzeit hoch im Rennen, sagt Gerecke. Aber auch bessere Noten in der Schule, Schnee oder Frieden auf der Welt stehen auf der Wunschliste. "Ich habe deinen Wunschzettel an das Christkind weiterleitet", heißt es in der Antwort. Das Briefpapier hat Sabines Mann Peter entworfen. Auf blauem Grund funkeln dem Leser weiß-blau-türkise Schneeflocken entgegen. Am Fuß fährt eine braune Postkutsche auf das Weihnachtspostamt in der rotgetünchten alten Schule in St. Nikolaus zu, aus dem Kutschenfenster lugt der Nikolaus.

In der Zeit um den 6. Dezember bringt der Postbote rund 500 Briefe am Tag, die Sabine Gerecke lesen und an ihre Helfer zum Beantworten verteilen muss. Jeden Abend bis zu fünf Stunden lang. Traurige Briefe legt Gerecke erst mal zur Seite, um sie am Ende in Ruhe zu lesen. Diese Briefe, rund 300 im Jahr, bekommen keine der acht Standardantworten. Sie werden persönlich beantwortet. Themen sind Geldsorgen, schlechte Schulnoten, Krankheiten in der Familie oder gestorbene Haustiere. Und Wünsche wie "Mama und Papa sollen wieder zusammen wohnen" oder "Oma soll wieder gesund werden." Manchmal vertrauen auch Erwachsene dem Nikolaus ihre Sorgen, zum Beispiel Liebeskummer, an. Besonders traurig machte Gerecke ein Geschenk, das der Nikolaus an ein todkrankes Kind schicken sollte, das Weihnachten vielleicht nicht mehr erleben würde. "Als ich das Päckchen bewegte, begann es plötzlich zu sprechen und sagte 'Ich bin ein Schutzengel'. Das ging mir sehr nahe", sagt Gerecke.

Seit sieben Jahren hilft Sabine Gerecke bei den Nikolaus-Briefen. Weil es ihr Spaß macht, Menschen eine Freude zu machen. Am 6. Dezember ist die Mutter von zwei Kindern selbst ganz aufgeregt. "Es ist einfach schön, sich dieses Funkeln in den Augen vorzustellen, wenn die ersten Kinder ihren Brief öffnen". "Ich verspreche dir von ganzem Herzen, dass ich nicht mehr am Daumen lutsche."

Aus einem Brief

an den Nikolaus

Auf einen Blick

Das Weihnachtspostamt bekommt pro Jahr rund 12 000 Briefe und verschickt zirka 16 000. Diese Zahl hat sich in zehn Jahren verdoppelt. 1500 bis 2000 Briefe kommen aus dem Ausland, bis zu 300 aus Frankreich. Um den 6. Dezember herum steigt die Post auf etwa 500 Briefe täglich an. Briefpapier, Kuverts und Marken werden von der Deutschen Post gesponsert. mwi

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