Großrosseln Pech für die Karlsbrunner Hirsch-Damen
Großrosseln · Trauer und Ratlosigkeit beim Public Viewing in der Großrosseler Rosseltalhalle: Die deutsche Elf verliert gegen Südkorea. Auch aus „lokalen“ Gründen haben die Veranstalter gehofft, dass es anders ausgeht.
Zum Schluss bleiben nur noch Ratlosigkeit, Trauer und Wut. Deutschland vergeigt bei der Fußball-WM gegen Südkorea mit 0:2 und fährt nach der Vorrunde nach Hause. Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Schweden hat damit niemand gerechnet.
Den verblüffendsten Grund, warum Deutschland die WM-Vorrunde überstehen muss, nennt vor der Partie Michael Krewer, Vorsitzender der Jungen Union im Gemeindeverband Großrosseln, die in der Rosseltalhalle zum öffentlichen gemeinsamen Fußballgucken (Public Viewing) zu allen Spielen der deutschen Elf einlädt. Wie bekannt, geben die jungen Leute Gelegenheit, einen Tipp zum aktuellen Spiel abzugeben. Eine Hälfte des Einsatzes geht an den Wetter mit dem richtigen Tipp, die andere an einen guten Zweck. Gegen Südkorea hatte die Junge Union das Seniorenheim „Haus im Warndt“ ausgewählt. Das nächste Mal sollte der Förderverein des Wildparks Karlsbrunn profitieren. Und damit zum verblüffenden Grund, weshalb die JU sich das deutsche Weiterkommen wünschte: „Dem Wildpark ist zuletzt ein Hirsch abhanden gekommen, und das weibliche Wild ist furchtbar einsam.“ Ein neuer Hirsch sei teuer, da wolle man unterstützen.
Über den Zuspruch am recht frühen Mittwochnachmittag ist Krewer überrascht: „Schließlich arbeiten ja noch viele.“ Gut dran ist da Bäckermeister Peter Speicher, der seine Schicht üblicherweise schon am Vormittag beendet. Doch auch er nimmt Opfer für König Fußball in Kauf: „Ich bekomme heute deutlich weniger Schlaf als sonst.“
Als Schirmherrin ist die Landtags-Abgeordnete Petra Fretter da, sie macht nur wenige Worte: „Ihr wollt Fußball sehen, also wünsche ich viel Spaß.“ Gefallen findet sie daran, was sie am Rand der Halle beobachtet: die Krabbelgruppe der Fußballfans. Kaum einjährige Knirpse in Mini-Trikots, beaufsichtigt von ihren Müttern. „Das ist hier was für die ganze Familie, richtig süß“, freut sich Fretter.
Zu Chancen kommen die deutschen Kicker trotz viel Ballbesitz wenig. Hat Jogi falsch umgestellt? „Er hat mal den Müller rausgenommen“, kommentiert Fred Schuler, als nächster Schirmherr vorgesehen, kurz und knapp. Thomas Müller wusste zuletzt nicht so zu überzeugen.
Mit fortschreitender Spielzeit verstärkt sich die Kritik an Bundestrainer Jogi Löw. Den schwachen Özil hat er wieder rein rotiert und auch sonst zu viel am zuletzt siegreichen System verändert, kritisieren immer mehr Zuschauer in der Halle. Zumal inzwischen auch die Schweden im Parallelspiel treffen und das Achtelfinale in weite Ferne rückt.
Wenigstens für die JU gibt es noch Lob aus der Ferne. „Die machen viel für Großrosseln, auch das Public Viewing ist eine prima Aktion“, sagte Sportjournalist Thomas Wollscheid unter der Woche. Aber das ist nur ein schwacher Trost für Krewer und Co. Und erst recht für die Hirsch-Damen im Wildpark Karlsbrunn.