Ohne Anlauf reinspringen ins Praktische

Großrosseln · Zum „Kulturlandschaftszentrum“ für die Region sollte das Karlsbrunner Jagdschloss mal werden. Die aktuellen Pläne sind zwei Nummern kleiner – dafür handfest: Einen Ort für Gastronomie und Kultur hat der Zweckverband Regionalentwicklung Warndt im Sinn.

 Blick in den Hof des Karlsbrunner Jagdschlosses – links sieht man den Mittelbau, rechts den Südflügel. Der Torbogen im Vordergrund bereitet derzeit Sorgen: Ein Lastwagen hat ihn angerempelt und beschädigt, der Bogen muss dringend statisch überprüft und repariert werden. Archivfoto: Dietze

Blick in den Hof des Karlsbrunner Jagdschlosses – links sieht man den Mittelbau, rechts den Südflügel. Der Torbogen im Vordergrund bereitet derzeit Sorgen: Ein Lastwagen hat ihn angerempelt und beschädigt, der Bogen muss dringend statisch überprüft und repariert werden. Archivfoto: Dietze

Es ist beschlossen: "Wir wollen diesen Weg gehen", sagt Daniel Albert, Geschäftsführer des Zweckverbandes Regionalentwicklung Warndt. "Dieser Weg", das heißt: Den Vorschlägen für die Zukunft des Jagdschlosses Karlsbrunn folgen, die ein Gutachter-Team am Mittwoch in der Verbandsversammlung vorgestellt hat

Studien über den denkmalgeschützten Barockbau und das, was man aus ihm machen könnte, gibt es mittlerweile viele. Die neue unterscheidet sich gewaltig von ihren Vorgängern. Sie breitet nicht seitenlang die Geschichte des Baus und der Landschaft aus, verzichtet auf Spekulationen über Tourismus-Vernetzung und sonstige Zukunftsmusik. Sie springt direkt hinein ins Praktische, mit beiden Beinen, ohne Anlauf.

Ihre Vorstellungen zur "Inwertsetzung" des Gebäudes haben die Gutachter in zwei Teile gegliedert. "Umbau und Sanierung" ist die eine Sache, "Sanierung des Südflügels, Rückbau zum Scheunencharakter und Ausbau zum Veranstaltungsraum" die zweite. Und es geht direkt zum Thema - mit einer "must do"-Liste, die größere und kleinere Schäden am Bau aufzählt, die benennt, wie dringlich welche Reparatur ist, und auch Kosten dafür beziffert. Das reicht von der Sicherung des Torbogens, den ein Lkw gerempelt hat (4500 Euro ), über die Sanierung der Eingangstreppe im Hof (12 000 Euro ) bis zur Sanierung der Fenster (128 000 Euro ). Außenputz, Sandsteinwände, Klappläden, Holztore sind in schlechtem Zustand, Brüstungen viel zu niedrig; knapp 600 000 Euro kommen allein fürs Sanieren zusammen - das Land hat den Bau, den es gerade eben an den Zweckverband verkauft hat, über Jahre vernachlässigt. Bei den Umbau-Kosten führen die Gutachter aber auch den Einbau einer Küchen-Abluftanlage auf (12 000 Euro ), und sie wollen die vorhandene Küche im Mittelrisalit "aufwerten" mit Profi-Geräten (45 000 Euro ). Dort soll also die Gastronomie hin, die nach dem Willen des Zweckverbandes künftig Geld erwirtschaften soll für Pflege und Unterhaltung des Baus.

Der große Brocken kommt dann im Südflügel. Gut 1,2 Millionen Euro teuer wird es nach Gutachter-Schätzung, ihn zu sanieren. Ein Veranstaltungsraum soll da entstehen, sagt Zweckverbandschef Jörg Dreistadt , variabel - für Kultur, fürs private Feiern, etwa für Hochzeiten, auch für politische Versammlungen. Maximal 60, 70 Menschen hätten dort Platz.

1,25 Millionen Euro fürs Schlösschen hatte der Bund im vorigen Jahr zugesagt. Aber noch immer sind nach Dreistadts Auskunft die genauen Regeln unklar, nach denen diese Förderung fließen kann. Deshalb hat der Zweckverband auch noch keinerlei Auftrag vergeben, nicht mal fürs Planen - man müsse erst mal schauen, ob der Zuschussgeber bei den jetzigen Vorhaben mitziehe. Darüber hofft Dreistadt bald Klarheit zu haben: Er erwartet im Herbst einen Vertreter der zuständigen Bundes-Behörde zum Ortstermin in Karlsbrunn.

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 Für Kulturveranstaltungen soll das barocke Schlösschen weiterhin dienen (hier: eine musikalische Lesung). Der Zweckverband denkt jetzt über ein „Thema“ für den Bau nach. Archivfoto: Ruppenthal

Für Kulturveranstaltungen soll das barocke Schlösschen weiterhin dienen (hier: eine musikalische Lesung). Der Zweckverband denkt jetzt über ein „Thema“ für den Bau nach. Archivfoto: Ruppenthal

Auf einen Blick Das Gutachten hat Sven Becker erstellt, Chef der Wyrd Gastro GmbH. Diese Firma ist spezialisiert auf Beratung gastronomischer Betriebe, auch an besonderen Orten; so hat Becker etwa mitgewirkt beim Wintringer Hof. Für Karlsbrunn holte Becker das Architekten- und Ingenieurbüro Walle GmbH (Mandelbach) mit ins Boot; dessen Untersuchungen nehmen im Gutachten breiten Raum ein. dd

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