Nahwärme rückt näher

Naßweiler · Das Saarbrücker Unternehmen Terra Verte, das bereits mit mehreren Info-Veranstaltungen im Ort und in Großrosseln für ein Nahwärmenetz geworben hat, will nun mit den ersten Bohrungen beginnen.

 Hier in diesem Weg, der von der St. Nikolauser Straße abgeht, sollen die Erdwärmebohrungen durchgeführt werden. Foto: Jenal

Hier in diesem Weg, der von der St. Nikolauser Straße abgeht, sollen die Erdwärmebohrungen durchgeführt werden. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Installation eines Nahwärmenetzes in Naßweiler wird immer wahrscheinlicher. Das Saarbrücker Unternehmen Terra Verte, das bereits mit mehreren Info-Veranstaltungen im Ort und in Großrosseln für sich geworben hat, will nun mit den ersten Bohrungen beginnen. Das sagt Manfred Bauer, Diplom-Ingenieur für Verfahrenstechnik, Technischer Leiter der Firma und Vater des Geschäftsführers Michael Bauer, auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung.

Damit ist eine Verzögerung eingetreten. Grund dafür sei eine ausstehende Genehmigung eines Anwohners gewesen, dessen Grundstück die Firma für ihre Arbeiten wegen beengter Platzverhältnisse betreten müsse, wie Bauer erklärt. Dies sei aber nun geregelt. Zudem steht noch die in Aussicht gestellte Förderung vom Wirtschaftsministerium aus, weil die Firma noch Unterlagen einreichen musste, erklärt Jörg Dreistadt (SPD ). Der Bürgermeister tauscht sich wegen des Projekts regelmäßig mit Terra Verte aus.

Die Firma plant, entlang eines Feldweges zu bohren, der von der St. Nikolauser Straße in Naßweiler abgeht. Es sollen zwölf Löcher zu 120 Meter Tiefe entstehen mit einem Durchmesser von 175 Millimetern. Hinein kommt eine Doppelsonde, die unten zusammenläuft. Ist das System installiert, fließt hier ein Wasser-Glykol-Gemisch mit einer Temperatur zwischen 0 und 4 Grad Celsius hinein, wird im Boden auf natürliche Weise auf 6 bis 8 Grad erwärmt und steigt zu einer Wärmepumpe auf. Die Wärmepumpe wird mit Strom betrieben, den die Firma laut Bauer zu einem vergünstigten Sonderpreis bei ihrem Stromanbieter einkauft. In der Wärmepumpe wird das Gemisch durch Druck auf 74 Grad erwärmt, es erreicht die Übergabestation zum Privathaushalt mit 65 Grad.

Mit der Erdwärme wird nur geheizt. Die Warmwasserversorgung wird Terra Verte vom System trennen. "Sonst rechnet es sich nicht", erklärt Bauer. Dafür stellt das Unternehmen eine Warmwasserpumpe in jeden Keller, die es mit Strom laufen lassen will, "auf Kosten der Firma".

Für das System müsse der Kunde nichts bezahlen. "Wir sind voll finanziert" durch Genussscheine, private Beteiligung und öffentliche Zuschüsse, sagt Bauer. Auf der Rechnung jedes Einzelnen lande am Ende nichts weiter als die derzeit veranschlagten 8,9 Cent pro Kilowattstunde. Die Preisänderungsrate "soll", laut Vertrag, 1,5 Prozent jährlich "in der Regel" nicht übersteigen.

Die Verbraucherzentrale des Saarlandes rät, den Vertrag vor Abschluss prüfen zu lassen. Sie merkt ebenfalls an, dass man, wenn man die überflüssig gewordene alte Heiztechnik aus dem Keller entferne, sich in gewisser Weise von der Firma abhängig mache.

Terra Verte hat nach eigenen Angaben in Naßweiler bereits 25 Verträge abgeschlossen, mit Großrosseln zusammen macht das 40. Mit dem Dorfgemeinschaftshaus soll auch ein öffentliches Gebäude ans Netz angeschlossen werden; "sie müssen aber erst einmal zeigen, dass sie auch liefern können", sagt Bürgermeister Dreistadt, der als gelernter Heizungsinstallateur keinen Zweifel am Gelingen des Konzepts hegt: "Erdwärme ist nichts Außergewöhnliches."

Patente der Firma, nach denen Terra Verte plant, mit einem solchen System eines Tages zusätzlich zur Wärme auch Strom zu gewinnen - was bei Experten der Verbraucherzentrale, Ingenieuren, Stirnrunzeln erzeugt - , spielten in Naßweiler keine Rolle, sagt Dreistadt. Der Startschuss für das Nahwärmenetz soll am 15. September dieses Jahres fallen. "Ab dann werden alle Kunden versorgt", sagt Manfred Bauer. Er rechnet zu diesem Zeitpunkt mit 80 bis 82 Haushalten im Warndt.

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